Politische Ökonomie der Arbeitsbeziehungen

Zusammenfassung

In der formal-deduktiv vorgehenden „positiven“ Politischen Ökonomie bietet die Theorie relativ wenig Platz für eine aktive Rolle gesellschaftlicher Interessenverbände im politischen System. Ausgehend von der Frage, wie die politische Natur gesellschaftlicher Entscheidungen die Wahl bestimmter policies sowie deren wirtschaftliche Effekte beeinflusst, fokussieren sowohl die Politische Ökonomie als auch dm public-choice-Literatur im engeren Sinn auf die formale Ausgestaltung des politischen Systems, wie sie insbesondere in der Verfassung niedergelegt ist. Zu Aspekten wie Wahlmodi, parlamentarisches Kammernsystem oder Föderalismus findet sich eine breite und inzwischen gut ausgebaute Literatur (siehe z.B. Drazen 2000; Mueller 1989; Persson/Tabellini 2000). Verbände werden hierbei als Lobby-Organisationen wahrgenommen, denen verschiedene Kanäle offen stehen, die im formalen politischen System getätigten Entscheidungen im Sinne ihrer partikularen Interessen zu beeinflussen. Zentrale Einflussmechanismen sind die Information politischer Entscheidungsträger sowie deren finanzielle Unterstützung (z.B. im Wahlkampf) als Gegenleistung für Entscheidungen, die die Interessen des Verbandes fördern (siehe z.B. Grossman/Helpman 2001; Potters/van Winden 1996). Aus der Perspektive des US-amerikanischen politischen Systems, das Vorlage für entscheidende Entwicklungsschritte der Politischen Ökonomie war, vermag diese eng an das pluralistische Politikverständnis gekoppelte Konzeption die Realität modellhaft adäquat abzubilden. Für die Funktionsweise europäischer politischer Systeme greift sowohl die Reduktion des Prozesses politischer Entscheidungsfmdung auf den formalen Ablauf als auch die Konzeption von Verbänden als reine Lobby-Organisationen aber zu kurz.