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Journalistik pp 249–349Cite as

Medieninstitutionen: Strukturkontext des Journalismus

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Zusammenfassung

Wenn sich Journalistinnen und Journalisten an die Arbeit machen, sind wichtige Entscheidungen schon gefallen: Ökonomische, organisatorische und technologische Imperative determinieren bis zu einem gewissen Grade, welche Wirklichkeitsentwürfe von Medien jeweils an- geboten werden. Insofern werden für Medienakteure vor allem die allgemeinen Bedingungen von Medienordnungen erst durch den institutionellen Zusammenhang konkret, in dem Journalismus zustandekommt.

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Bibliographische Hinweise

ad 3.1 Ökonomische Imperative

  • Zu den Traditionen der Kommunikationswissenschaft gehört, daß Listen von Forschungsdesideraten angelegt und Forschungsdefizite beklagt werden, ohne daß diese Klagen erfolgreiche Aktivitäten zur Verbesserung der Situation nach sich ziehen. Dies gilt insbesondere für den Bereich Medienökonomie (→ Kapitel 3.1.1), wo diese Klagen auch in Forderungen nach der Einrichtung von Lehrstühlen für ‚Medienwirtschaft‘ mündeten (vgl. SCHÖHL 1985: 71). Bisher, so meint jedenfalls RÜHL (1993: 320), ist die Medienökonomie „eine spezielle Wirtschaftswissenschaft, da es ihr (noch) nicht gelang, zwischen Geld und Publizistik eine Brückenfunktion zu schlagen“. Die Fachdiskussion um eine Medienökonomie hat Marie-Luise KIEFER unter dem Titel „Ein Votum für eine publizistikwissenschaftlich orientierte Medienökonomie“ treffend zusammengefaßt (Publizistik, 42. Jg., 1997/1: 54–61). Forschungsdesiderate zu Politik und Ökonomie der Massenkommunikation unter veränderten Strukturbedingungen des Mediensystems listen KAASE ET AL. (1997) auf.

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  • Im Laufe der Jahre sind nun immerhin einige Systematisierungsversuche, Bibliographien und Bestandsaufnahmen vorgelegt worden, welche der Medienökonomie eine Basis für künftige Forschungsanstrengungen verschafft haben, nachdem gerade diese Disziplin lange mit Ideologieproblemen und wissenschaftssystematischen Abgrenzungsproblemen zu kämpfen hatte (vgl. z. B. SCHENK/HENSEL 1987: 541 f.; SCHÖHL 1985: 70 f.). Die beiden erwähnten Bestandsaufnahmen zur Medienökonomie von KOPPER (1982a) und SCHENK/HENSEL (1986) stellen zwar übereinstimmend beträchtliche Forschungsdefizite fest, stützen sich dabei aber zum Teil auf ganz unterschiedliches Material. SCHENK und HENSEL, von denen auch das Postulat der Strukturorientierung konsequenter umgesetzt wird, haben bei ihrem Aufriß der Medienökonomie in erheblichem Umfang nordamerikanische Literatur berücksichtigt; KOPPER dagegen bezieht sich auf Forschungen zum Mediensystem der Bundesrepublik. Nach seinen erwähnten (bibliographischen) Bestandsaufnahmen zur Medienökonomie hat Michael SCHENK zusammen mit Joachim DONNERSTAG (1989) einen Sammelband herausgegeben, der aber im wesentlichen ältere, an anderer Stelle gut zugängliche Aufsätze enthält. Im Rahmen der hier erörterten Zusammenhänge ist auf die in diesem Reader abgedruckten Beiträge von ZOHLNHÖFER (S. 35 ff.), KRUSE (S. 77 ff„ 255 ff.) und FÜNFGELD (S. 209 ff.) hinzuweisen.

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  • Besondere Verdienste um die Systematisierung des Forschungsfeldes hat Jürgen HEINRICH erworben, der ein zweibändiges Werk zur „Medienökonomie“ konzipierte. Im ersten Band (1994) behandelt er zunächst die Grundlagen der Medienökonomie und daran anschließend die wirtschaftlichen Aspekte der Presse. Im zweiten Band, der allerdings bisher noch nicht erschienen ist, soll die Ökonomie von Hörfunk und Fernsehen bearbeitet werden. Die Vielschichtigkeit medienökonomischer Probleme dokumentiert ein von Klaus-Dieter ALTMEPPEN (1996a) herausgegebener Sammelband. Die darin enthaltenen Aufsätze widmen sich grundlegenden Aspekten der Medienökonomie, so in den Beiträgen von KRUSE (25 ff.) und KNOCHE (101 ff.) über die Medienkonzentration und ihre Erforschung. Andere Beiträge bilanzieren die Erträge medienwirtschaftlicher Forschung für Einzelbereiche wie z. B. für den Rundfunk (SEUFFERT: 165 ff.), aber auch für Politik (JARREN: 203 ff.) oder Journalismus (BAUM: 237 ff.). Am Beispiel des SPIEGEL hat Johannes LUDWIG (1996) die Kalkulation von Medienunternehmen dargestellt; der Beitrag ist ebenfalls in dem genannten Reader enthalten.

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  • Unter dem Titel „The Marketplace of Ideas Revisited“ hat die Zeitschrift „Journal of Communication“ ein Themenheft veröffentlicht, in dem sich Fachautoren wie Benjamin M. COMPAINE und Ben H. BAG- DIKIAN mit den Problemen von Wettbewerb und Konzentration (→ Kapitel 3.1.2) beschäftigen (vgl. Journal of Communication, Vol. 35, 1985/3: 80–165). Über unterschiedliche Spielarten des Wettbewerbs zwischen nordamerikanischen Zeitungen hat Stephen LACY verschiedene empirische Studien durchgeführt und in der Zeitschrift „Journalism Quarterly“ veröffentlicht (vgl. z. B. LACY 1987, 1988, 1990; darin weitere Literaturangaben zu diesem Thema). LACYS Daten beruhen durchweg auf seiner Dissertation „The Impact of Ownership and Competition on Daily Newspaper Content“, (University of Texas at Austin, May 1986). Basis war eine Zufallsstichprobe von 114 Zeitungen, die im Rahmen einer ‚künstlichen Woche‘ im November 1984 untersucht wurden.

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  • Zum Zusammenhang zwischen Pressekonzentration und publizistischer Qualität vgl. neben den erwähnten Arbeiten auch die ältere, schon 1971 veröffentlichte Studie von Gerald L. GROTTA (deutsche Übersetzung in: AUFERMANN et al. 1973: 303–314). Der Autor kommt darin zu dem Ergebnis, daß die ökonomischen Gewinne von Presse- konzentrationsprozessen nicht an den Verbraucher weitergegeben werden. Zu den betriebswirtschaftlichen Aspekten der Nachrichtenbeschaffung durch Tageszeitungsverlage vgl. GROTE (1979).

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  • Detaillierte Übersichten zu Erlösen, Kosten und Gewinnen der deutschen Tagespresse und zur Entwicklung dieser pressewirtschaftlichen Größen (→ Kapitel 3.1.2.1) sind im „Medienbericht ‘98“ der Bundesregierung enthalten (vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Lage der

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  • Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1998, Drucksache 13/10650 des Deutschen Bundestages, 13. Wahlperiode, v. 12. Mai 1998: 57 ff.). Zu beklagen ist, daß die amtliche Pressestatistik des Statistischen Bundesamtes - sie litt freilich seit Jahren an mangelnder Aktualität - im Jahre 1996 wegen Geldmangel eingestellt werden mußte.

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  • Medienökonomische Einblicke verschaffen oft eher Fallstudien als Versuche von Gesamtdarstellungen. Dies gilt insbesondere für betriebswirtschaftliche Aspekte der Presse. Hierzu liegen - seit der schon klassischen kritischen Studie von Hans Dieter MÜLLER (1968) über den Springer-Konzern - einige Beispiele vor, zuletzt die gut recherchierte, eher biographische Arbeit von Hans-Jürgen JAKOBS und Uwe MÜLLER (1990) über „Augstein, Springer & Co.“. Zur biographischen medienökonomischen Praktikerliteratur sind auch die Bücher von Michael JÜRGS (1995) über den Verleger Axel Springer und von Dieter LESCHE (1996) über RTL, deren Chefredakteur er früher war, zu zählen. Mit dem öffentlichen Bewußtsein für die Probleme, die Medienkonzentration nach sich ziehen kann, mehren sich in jüngster Zeit auch die Veröffentlichungen über einzelne Unternehmen oder Unternehmer; beispielhaft sei hier nur das Buch von HACHMEISTER und RAGER (1997) genannt.

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  • Zu den besonderen Merkmalen des schwedischen Mediensystems (→ Kapitel 3.1.2.2) gehört der Ausbau des lokalen Hörfunks. Seine Geschichte und Struktur war Gegenstand einer Magisterarbeit an der Universität Münster (Jörg BERENDSMEIER: Lokaler Hörfunk in Schweden - skandinavische Alternativen, 1990). Den letzten Stand der Diskussion um die Umwälzungen im schwedischen Rundfunk liefert Olof HULTEN (Das duale Rundfunksystem Schwedens vor dem Umbruch in die digitale Ära, in: Internationales Handbuch für Hörfunk und Fernsehen 1998/99, Baden-Baden/Hamburg 1988: 505–517).

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  • Probleme des französischen Mediensystems sind keineswegs auf die ökonomische Situation zahlreicher Zeitungen beschränkt, die der Regierung erheblichen Einfluß verschafft. Der Staat ist mit Hilfe der in seinem Besitz befindlichen Unternehmen auf dem gesamten Medienmarkt aktiv; gleichzeitig gibt es den Trend einer zunehmenden Verflechtung von Medien, Banken und Großkonzernen bei den umsatzmäßig größten Medienunternehmen. Medien sind (auch) hier Anlageobjekte geworden, was direkte Auswirkungen auf die (Wirtschafts-) Berichterstattung haben kann. (Vgl. Ferdinand F. SCHULZ: Konzentrationstrend in Frankreichs Medienlandschaft. Daten zu den großen Medienunternehmen, in: Media Perspektiven 1990/3: 175– 193; die Darstellung enthält einen umfangreichen medienstatistischen Anhang)

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  • Gerade auch für Italien gilt, daß Entwicklungen auf dem Pressemarkt nur medienübergreifend verstanden werden können. Hier hat es nach einer Zeit des wohl beispiellosen Wildwuchses insbesondere auf dem Fernsehmarkt im Jahre 1990 den Versuch eines grundlegen

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  • den ordnungspolitischen Durchgriffs gegeben. Das am 6. August 1990 verabschiedete Mediengesetz sollte dabei nicht nur die Anarchie im Fernsehsektor beenden, sondern auch die intermediäre Konzentration begrenzen. Das Reich des Medienmultis Silvio Berlusconi blieb jedoch im wesentlichen unangetastet. (Vgl. Ulrike SAUER: Auswirkungen des neuen Mediengesetzes in Italien, in: Media Perspektiven 1991/3: 161– 169 sowie Birgid RAUEN: Rundfunkpolitik, Partei- und Konzerninteressen - ein italienisches Zusammenspiel, in: Media Perspektiven 1995/3: 115–127)

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  • Auch in Großbritannien hatte ein neues Gesetz, das speziell dem kommerziellen Rundfunksektor galt, erhebliche Auswirkungen auf das Mediensystem und speziell die Finanzierung des Rundfunks (→ Kapitel 3.1.3). Nicht nur Rundfunk-Akteure befürchteten als Folge eine Senkung der Programmstandards. Dies betraf die verordnete unsichere Finanzlage sowohl der nichtkommerziellen BBC als auch der kommerziellen Stationen, aber auch Gesetzesklauseln, welche den Fernseh- veranstaltern „angemessene Objektivität“ abverlangten. (Vgl. Stephen HEARST: Die neue Rundfunkgesetzgebung in Großbritannien, in: Media Perspektiven 1991/3: 170–177) Der „Broadcasting Act“, der aus der Amtszeit von Premierministerin Margret Thatcher stammt, schreibt eine Versteigerung der Fernsehlizenzen für private Veranstalter vor. Dieses Auktionsverfahren führte im Herbst 1991 zum Konkurs mehrerer Sender, die leer ausgegangen waren (vgl. Die Zeit v. 25.10.1991: 43). Insgesamt bietet das Gesetz einen Beleg für die Vermutung, daß sich das Vertrauen auf wirtschaftlichen Liberalismus häufig mit dem Mißtrauen gegenüber politischer und publizistischer Freiheit verbindet (vgl. Wolfgang HOFFMANN-RIEM: Zwischen ökonomischer Deregulierung und politisch-moralischer Überregulierung - Zur Neuordnung des Rundfunksystems in Großbritannien, in: Rundfunk und Fernsehen 1991/1: 17–28). Über die aktuelle Entwicklung in Großbritannien informiert ein Heft der Zeitschrift „Media Perspektiven“ (1998/3).

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  • Es gibt zwar bisher nur wenige Gesamtdarstellungen zur Rundfunk-Ökonomie (→ Kapitel 3.1.3), wohl aber inzwischen zahlreiche Einzeldarstellungen. Dazu gehören im wesentlichen Rechtsgutachten wie jene, die als „Beiträge zum Rundfunkrecht“ von der ARD herausgegeben werden (Baden-Baden: Nomos) sowie Sammelbände, die nach Fachtagungen erscheinen, wie z. B. die „Beiträge zur Rundfunkökonomie“, herausgegeben vom erwähnten Fribourger Arbeitskreis für die Ökonomie des Rundfunks (Stuttgart 1986 ff.: Kohlhammer). Zahlreiche Aufsätze zur Rundfunkökonomie, die meistens der Sicht der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verpflichtet sind, erschienen in den Zeitschriften „Media Perspektiven“ und „Rundfunk und Fernsehen“.

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  • Zu den skizzierten Themenfeldern der Rundfunkökonomie liegen jeweils unterschiedlich gründliche Darstellungen vor; durchweg han

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  • delt es sich dabei um vorsichtige Erkundungen des (meist bescheidenen) Forschungsstandes oder um Insiderbeschreibungen aus den Rundfunkanstalten. Dabei beschäftigen sich verschiedene Autoren mit der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und hier insbesondere mit der Gebührenproblematik (vgl. z. B. die Aufsätze von RÜHL (in: SCHENK/DONNERSTAG 1989: 171–196) und KOPPER (in: Media Perspektiven 1989/5: 245–261; Rundfunk und Fernsehen 1991/1: 55–70)) sowie mit der Ordnungspolitik und dem Wettbewerb im dualen Rundfunksystem (vgl. neben den schon erwähnten Veröffentlichungen z. B. den Aufsatz von KRUSE (in: SCHENK/DONNERSTAG 1989: 77– 111)). Zur Typologie der Rundfunkanstalt als Unternehmen vgl. den Aufsatz von SEIDEL (in: Media Perspektiven 1991/8: 504–519), zu den Märkten für Fernsehrechte den Aufsatz von KRUSE (in: SCHENK/DONNERSTAG 1989: 225–263), zu den Kosten von Rundfunkprogrammen SCHRAPE (in: Media Perspektiven 1988/9: 541–554), zur Personalwirtschaft von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten FÜNFGELD (in: SCHENK/DONNERSTAG 1989: 209–224) und zum Marketing von Rundfunkanstalten den von SAXER (1989) herausgegebenen Sammelband.

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  • Die Perspektive der Kommerzialisierung und Internationalisierung (→ Kapitel 3.1.4) wird in der Literatur vorwiegend unter jeweils aktuellen Eindrücken abgehandelt; zentrales Thema sind dabei seit einiger Zeit die Auswirkungen, welche der europäische Binnenmarkt für die Medien und den Journalismus hat. Die Zeitschrift „Media Perspektiven“ hat darüber in den vergangenen Jahren verschiedene Beiträge zu den technologischen Grundlagen und ökonomischen Perspektiven der Internationalisierung und hier insbesondere der Satellitentechnik veröffentlicht (vgl. dazu z. B. die ersten Aufsätze von Georg-Michael LUYKEN (Heft 1987/10: 615–629) und Frank MÜLLER-RÖMER (1989/7: 410–418)); dort wie in anderen einschlägigen Zeitschriften finden sich immer wieder aktuelle Beiträge zu diesen Themen.

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ad 3.2 Organisatorische Imperative

  • Zur Einführung in die Gruppentheorie (→ Kapitel 3.2.1) vgl. neben HOMANS (1978) z. B. die beiden folgenden sozialpsychologischen Lehrbücher: Martin IRLE: Lehrbuch der Sozialpsychologie, Göttingen/Toronto/Zürich 1975 (insbes. S. 476 ff.); John W. MCDA- VID/Herbert HARARI: Social Psychology. Individuals, Groups, Societies, New York 1968 (insbes. S. 268 ff.). Die Chefredakteursrolle ist auch kommunikationspolitisch von besonderer Bedeutung; vgl. dazu HOFF- MANN-RlEM (1979). Zur subjektiven Dimension der Chefredakteursrolle (Selbstverständnis usw.) vgl. JACOBI ET AL. (1977).

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  • Vor allem die Redaktionsstrukturen der bekannteren Medien, die nur ungern Öffentlichkeit zulassen, sind dem systematischen empirischen Zugriff kaum zugänglich. Insofern ist man auf einzelne eher essayistische Beschreibungen angewiesen, die aber für alle der sogenannten Elitemedien vorliegen. Mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG beschäftigte sich zuerst der Schriftsteller Hans Magnus ENZENSBERGER in seiner Polemik „Journalismus als Eiertanz“ (in: ENZENSBERGER 1962: 18–73), dann in ebenfalls sehr bissiger, aber lesenswerter Form das Frankfurter Alternativblatt „Pflasterstrand“ (Nr. 321 v. 5.4.1989). Dabei setzte sich der Autor Walter POHL auch eingehend mit dem Herausgeber-Kollegium des Blattes auseinander. In dem Reader „Die FAZ“ (Hrsg.: Hermannus PEIFFER, Köln 1988) wurden „Nachforschungen über ein Zentralorgan“ angestellt.

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  • Der TAZ sind immer wieder - wissenschaftliche und journalistische

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  • - Darstellungen gewidmet worden (→ auch Kapitel 3.1.2.2). Die Phase des Marktzutritts beschrieb Uwe MEYER in einer knappen, aber kompetenten Zusammenfassung (vgl. Media Perspektiven 1983/3: 155 ff.). Mit den Problemen des Blattes im Herbst und Winter 1991 beschäftigte sich u. a. ein Aufsatz in der Zeitschrift „journalist“ (1991/11: 51 ff.). Den Insider-Bericht eines ehemaligen Redakteurs druckte aus Anlaß des zehnjährigen Jubiläums des Blattes die Wochenzeitung DIE ZEIT (vgl. Michael SONTHEIMER: 10 Jahre taz: Wille & Wahn. Ein Betroffenenbericht, in: Die Zeit v. 7.4.1989: 52); der Autor war ab Anfang 1992 dann wieder eine Zeitlang Chefredakteur der TAZ. Zu ihrem Jubiläum veröffentlichte die TAZ selbst am 17.4.1989 ein umfangreiches Sonderheft. Darin verglich ein ehemaliger TAZ-Redakteur, der inzwischen zum SPIEGEL gewechselt war, die Arbeitsweise in den Redaktionen der beiden Blätter (ebd.: 76 ff.).

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  • Auch das Enthüllungs-Organ DER SPIEGEL (→ Kapitel 3.2.2) gibt über seine internen Verhältnisse nicht gerne Auskunft. Dennoch hat das Nachrichtenmagazin, wie kein anderes Medium der Bundesrepublik, eine große Zahl von Publikationen herausgefordert - nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Querelen um Mitbestimmungsrechte der Redaktion Anfang der siebziger Jahre (vgl. dazu z. B.: Bodo ZEUNER: Veto gegen Augstein, Hamburg 1972). In systematischer Weise untersuchte Dieter JUST in seiner Studie „Der Spiegel“ (Hannover 1967) Arbeitsweise, Inhalt und Leserschaft des Nachrichtenmagazins.

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  • Das ‚große Buch‘ über den SPIEGEL und die Rolle seines Herausgebers Rudolf Augstein, den viele für den bedeutendsten deutschen Journalisten der Nachkriegszeit halten, steht aber noch aus. So kann das Magazin weiter den eigenen Mythos pflegen. Eingehendere kritische Darstellungen zum SPIEGEL und seinem Herausgeber erschienen auch besonders im Winter 1987/88, als „Der Hamburger Titelkampf“ (Süddeutsche Zeitung v. 10.12.1987) um die Augstein-Nachfol- ge entbrannte. In den Jahren danach verließen die Chefredakteure

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  • Erich BÖHME und Werner FUNK das Haus; Augstein blieb und schrieb eine „Hausmitteilung“ (→ Text 3–8).

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  • Der ehemalige SPIEGEL-Redakteur Erich KUBY bemühte sich aus Anlaß des 40. Jubiläums des Magazins erneut um eine kritische Analyse der Redaktionsarbeit (in: Leader, Januar/Februar 1987: 16– 34). Über die internen Anpassungsmechanismen schrieb er u. a.: „Der Spiegel ist das einzige Presseerzeugnis der Bundesrepublik, dessen Erfolgsrezept von seinen Mitarbeitern eine Selbstpreisgabe einfordert, für die nicht einmal mehr die Begriffsklitterung radikaler Kompromiss - zu Gunsten des Spiegels - anwendbar erscheint.“ (Ebd.: 22)

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  • Mit den besonderen Hierarchieproblemen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt beschäftigt sich SEIDEL (in: Media Perspektiven 1991/8: 504–519). Die Kontrollorgane der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt waren Gegenstand einer empirischen Untersuchung an der Universität Mainz. Sie führte zu dem Ergebnis, daß solche Gremien von Medien-Dilettanten kaum in der Lage sein könnten, ihre Aufgaben wirksam zu erfüllen (vgl. Hans Mathias KEPPLINGER/Thomas HARTMANN: Stachel oder Feigenblatt? Rundfunk- und Fernsehräte in der Bundesrepublik Deutschland. Eine empirische Untersuchung, Institut für Medienentwicklung und Kommunikation GmbH. Medienkritische Reihe, 1989). Zur Rolle des Intendanten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk vgl. FISCHER ET AL. (1979) - das Buch enthält auch die damaligen Organisationspläne der Anstalten - sowie DYGUTSCH- LORENZ (1971, 1973).

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  • Den besten Überblick zur Redaktionsforschung (→ Kapitel 3.2.3.1) findet man in dem erwähnten Aufsatz von RÜHL (1989), auch wenn der Autor darin deutlich für seinen systemtheoretischen Ansatz wirbt. Zu kritisieren ist einzig, daß RÜHL erneut - wie schon in früheren Veröffentlichungen - die Gatekeeper-Forschung auf frühe individualistische Studien verkürzt und ihr insofern nicht völlig gerecht wird. In RÜHLS Darstellung findet sich auch eine sehr umfangreiche Zusammenfassung insbesondere der nordamerikanischen Literatur.

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  • Mit der kybernetischen Redaktions-Studie von HIENZSCH (1990) hat sich RÜHL in einer Rezension kritisch auseinandergesetzt (vgl. Rundfunk und Fernsehen 1991/4: 625 ff.). Er wirft dem Autor darin „kybernetischen und organisationstheoretischen Konservatismus“ vor, denn HIENZSCH halte am Konstrukt ‚Journalist‘ fest; hinter seinem Konzept der Kybernetisierung redaktioneller Produktion verberge sich letztlich wieder ein idealisiertes Journalistenbild. Mit Recht setzt RÜHL Fragezeichen hinter HIENZSCHS Hoffnung auf „Hilfe aus journalistischen Bewußtseinsystemen“ zur Lösung redaktioneller Probleme. Wichtiger aber ist sein Hinweis auf die von HIENZSCH nicht berücksichtigte ‚Kybernetik zweiter Ordnung‘ etwa im Werk Heinz VON FOERSTERS (1985). Denn von den ‚Neukybernetikern‘, die alle Erkenntnis auf die Ebene des Beobachtens von Beobachtern stellen, wird ge-

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  • rade HIENZSCHS Anspruch ‚objektiver Meßbarkeit‘ der redaktionellen Regelungsprozesse in Frage gestellt.

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  • Zur Gatekeeper-Forschung (→ Kapitel 3.2.4.1) findet sich ein gut gegliederter, knapper Überblick in der unveröffentlicht gebliebenen Forschungssynopse „Journalismus als Beruf“, die 1977 von Hans-Jürgen WEISS und seinen Mitarbeitern vorgelegt wurde (S. 133 ff.); die Darstellung enthält auch eine ausführliche Literaturübersicht zu den wichtigsten Studien bis Mitte der siebziger Jahre.

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  • Einen Überblick zur Soziologie der Nachrichtenproduktion gibt SCHUDSON (1991). Er verweist darin zunächst auf die praxisferne Sprache, die sich die Forschung hier zugelegt habe. Begriffe wie ‚Produktion von Nachrichten‘ führten sogar bei selbstkritischen Journalisten zunächst zu einer Abwehrhaltung. Denn sie sähen sich dadurch in die Rolle von Nachrichtenfälschern gedrängt, was aber diese sozialwissenschaftlichen Ansätze ja keineswegs beabsichtigten. Im Zusammenhang mit der Gatekeeper-Forschung weist auch Schudson auf die zu enge Perspektive der dabei zugrundegelegten Metapher hin. Denn es gehe bei der Untersuchung der Nachrichtenproduktion ja nicht allein um die Auswahl, sondern um die Konstruktion von Nachrichten. Die Metapher des ‚Gatekeeping‘ erfasse aber weder die Wirklichkeitskonstruktion noch die vielfältigen Feedback-Kontexte, in welche die Aussagenentstehung eingebunden sei. (Vgl. S. 141 f.) Die nach wie vor alles andere als stattliche deutsche Redaktionsforschung ist in Hinblick auf die Analyse institutioneller Mechanismen (→ Kapitel 3.2.4.2) zuletzt durch zwei neue methodische bzw. thematische Zugriffe stimuliert worden: den internationalen Vergleich und die Managementkomponente bei Prozessen der Aussagenentstehung. Daten zur redaktionellen Kontrolle in fünf Ländern hat Wolfgang DONSBACH (1993) im Rahmen des Projektes „Media and Democracy“ gesammelt; skalare und funktionale Organisation der Redaktion bildete auch einen Schwerpunkt des instruktiven Vergleichs zwischen englischem und deutschem Journalismus, den Frank ESSER (1998) vorgelegt hat. Zum neuen Thema ‚Redaktionsmanagement‘ ist insbesondere auf drei Publikationen hinzuweisen: das grundlegende Buch von Miriam MECKEL (1998), die Fallstudie von Sieglinde NEUMANN (1997) und den Sammelband der Bertelsmann-Stiftung, welchen MASEBERG, REITER und TEICHERT (1996) herausgegeben haben.

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  • Im Zusammenhang mit den Merkmalen redaktioneller Organisation und Produktion (→ Kapitel 3.2.5) ist auf aktuelle Wandlungsprozesse bei der Aussagenentstehung hinzuweisen, welche die Arbeitszusammenhänge direkt betreffen. Im Rahmen einer eigenen Studie (vgl. WEISCHENBERG ET AL. 1994) haben wir dazu - auf der Grundlage einer Expertenbefragung - herausgefunden, daß es schrittweise zu einer Aufweichung der klassischen Ressortaufteilung kommen kann. Damit verbunden wären neue oder modifizierte Formen der Arbeitsorganisation. Innerhalb der bestehenden Arbeitsstrukturen kann dabei

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  • die Teamarbeit wichtiger werden. Ein Teil der Befragten hielt es für wahrscheinlich, daß Projektredaktionen eingeführt werden, die komplexere Themen über Ressortgrenzen hinweg durch eine Gruppe von Journalisten bearbeiten. Auf der anderen Seite könnte diese ganzheitlichere Arbeitsorganisation aber doch dazu führen, daß die journalistische Produktion insgesamt wieder arbeitsteiliger wird und ein ausdifferenzierteres Rollensystem in der Redaktion provoziert, wie es z. B. im nordamerikanischen Journalismus üblich ist (→ Kapitel 5.4.4). Wie dort organisatorische und andere Faktoren Zusammenwirken und welche Konsequenzen sich daraus z. B. in Hinblick auf die Kooperationsverhältnisse und die Rollenwahrnehmung ergeben, ist immer wieder fallstudienartig untersucht worden; vgl. dazu z. B. AKHAVAN-MA- JID/BOUDREAU (1995) und SYLVIE (1996).

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  • Das Thema ‚innere Pressefreiheit‘ hat, wie dargestellt, in Deutschland zum ersten Mal Anfang der zwanziger Jahre die Gemüter von Journalisten, Verlegern und auch Politikern bewegt. Damals kam es trotz Unterstützung aus dem Reichsinnenministerium nicht zu einem Journalistengesetz, sondern nach einem „Kuhhandel“ zwischen dem Journalisten- und dem Verlegerverband nur zu einer Verbesserung der sozialen Sicherung der Journalisten. (Vgl. STÖBER 1990: insbes. 272) Ähnlich erbittert wurde dann wieder seit Ende der sechziger Jahre um eine Kompetenzabgrenzung zwischen Verlegern und Redakteuren gestritten. (Vgl. Ulrich EICKE: „Innere“ und „Äußere“ Pressefreiheit

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  • - Eine medienpolitische Zwischenbilanz, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 24/74, 15.6.1974) Der Höhepunkt der Auseinandersetzung lag Anfang der siebziger Jahre, als Entlassungen von bekannten Journalisten wie FAZ-Herausgeber Jürgen TERN und Joachim BESSER, Chefredakteur des KÖLNER STADTANZEIGER, für Aufsehen sorgten. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen um gesetzliche Maßnahmen zur Regelung der inneren Verhältnisse der Presse griffen auch Chefredakteure und Verleger in ihren eigenen Blättern in die Debatte ein (vgl. z. B. die Beiträge von Theo SOMMER und Gerd BUCERIUS in: Die Zeit v. 26.11.1971 bzw. 13.4.1973).

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  • Die Idee eines Presserechtsrahmengesetzes, das die Bundesregierung in der Regierungserklärung vom Dezember 1976 angekündigt hatte, wurde im April 1979 endgültig aufgegeben, als der damalige Bundesinnenminister Gerhard BAUM vor dem Bundestag sagte, „daß in dieser Situation ein staatlicher Machtanspruch durch Gesetz - jedenfalls derzeit - nicht das geeignete Instrument ist“ (vgl. Deutscher Bundestag, 8. Wahlperiode, 149. Sitzung, Bonn, 27.4.1979). 1981 legte der Deutsche Journalisten-Verband noch einmal einen Vorschlag für ein Presserechtsrahmengesetz vor, der aber ohne größere Beachtung blieb (vgl. journalist 1981/4: 41 ff.).

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  • Die dargestellten Überlegungen von HOFFMANN-RIEM (1979) zur inneren Presse- bzw. Medienfreiheit als politische Aufgabe haben heftige Kritik des Passauer Rechtswissenschaftlers BETHGE herausge

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  • fordert (Herbert BETHGE: Innere Pressefreiheit. Gesellschaftspolitische Aufgabe oder Verfassungsproblem?, in: Archiv für Presserecht 1980/1: 13 ff.). BETHGE wirft HOFFMANN-RIEM vor, er habe sein Verständnis der Grundrechte von Verlegern und Redakteuren ohne dogmatische Detailarbeit und ohne jede Feinabstimmung gegenüber oder mit anderen Grundrechtsmethoden ausgearbeitet. Die arbeitsteilige Grundrechtsausübung in der vom Verfasser konzipierten Form laufe darauf hinaus, den tatsächlichen Grundrechtsstatus des Verlegers zugunsten des Redakteurs zu mindern. Daß das Thema innere Medienfreiheit im Zusammenhang mit den Konzentrationstendenzen auf dem Rundfunkmarkt wiederbelebt wird, hat Christina HOLTZ- BACHA (1997) dargestellt. Nun gehe es aber weniger um die Mitbestimmungs-Interessen von Redakteurinnen und Redakteuren als vielmehr um die Vielfaltssicherung in einem gewandelten Mediensystem.

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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Weischenberg, S. (2004). Medieninstitutionen: Strukturkontext des Journalismus. In: Journalistik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80843-1_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80843-1_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-33111-9

  • Online ISBN: 978-3-322-80843-1

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