Zusammenfassung
1. Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit heute sind latente oder offene, politisch organisierte oder im vorpolitischen Raum verbleibende kollektive Orientierungsmuster, die den erreichten Stand der Demokratisierung mit ethnozentristischen und autoritärnationalistischen Attitüden blockieren und zurücknehmen wollen. Der Unterschied zwischen Demokratie und Rechtsextremismus verläuft an der Trennlinie von Ethnos und Demos: Fundamentales Regulativ der Demokratie ist die auf liberalen Prinzipien basierende Verfassung, Kern des Rechtsextremismus ist der Glaube an das Kollektiv, das ethnisch homogene Volk, die historische Schicksalsgemeinschaft der Deutschen. Der Effekt rechtsextremistischer Politik zeigt sich nicht nur in Wahlergebnissen, Gewaltstatistiken und einer Politik der Konzessionen an die Rechtsaußen-Forderungen. Entscheidend sind vielmehr alltägliche Verhaltensmuster in der Spannbreite zwischen Toleranz und anpolitisierter Aggression, zwischen Solidarität und nationalistischer Überheblichkeit. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Vergleich mit anderen europäischen Gesellschaften nötigt zu einer dauerhaften Aufmerksamkeit gegenüber den verschiedenen Artikulationsformen. Eine institutionalisierte kontinuierliche Auseinandersetzung mit Fragen des Rechtsextremismus in Schulen, Universitäten, Erwachsenenbildung und Publizistik als demokratische Konsequenz aus dieser Geschichte könnte jenseits des nach Wahlergebnissen oder Gewaltketten periodisch wiederkehrenden Handlungsdrucks zu einer durchaus produktiven „Normalisierung“ des Umgangs beitragen.
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Jaschke, HG. (2001). Ausblick: Acht Öberlegungen über den Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und Ethnisierung. In: Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80839-4_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80839-4_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-32679-5
Online ISBN: 978-3-322-80839-4
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