Zusammenfassung
Im Zuge der fortschreitenden europäischen Einigung rückt auch immer mehr die Frage in den Mittelpunkt, worüber wir eigentlich sprechen, wenn wir von Kultur sprechen. Dieser Begriff wird oft als unspezifisches Kohäsionsmittel verwendet, um eine Einheit zu konstituieren und abzusichern, z.B. in Bezug auf die heftig geführte Debatte um einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. In all diesen Debatten und auch im theoretischen Diskurs zum Kulturbegriff wird dabei selten klar gesagt, was unter Kultur zu verstehen ist. Bezeichnet Kultur etwa im Gegensatz zu Natur etwas dem Menschen Äußerliches, durch seine Vergesellschaftung Erlerntes? Oder kann man sich den Menschen überhaupt nicht als unbeeinträchtigt von Kultur denken? Ist seine Subjektwerdung und in diesem Sinne Akkulturation nicht eigentlich auch unmittelbar Menschwerdung, hinter die nicht zurückgegangen werden kann?
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Literatur
Hartmut Böhme: Vom Cultus zur Kultur(wissenschaft). Zur historischen Semantik des Kulturbegriffs, in: Renate Glaser/Matthias Luserke (Hrsg.): Literaturwissenschaft — Kulturwissenschaft. Positionen, Themen, Perspektiven, Opladen 1996, S. 53.
Böhme, Vom Cultus zur Kultur(wissenschaft), S. 61.
Uwe Timm: Morenga, München 2000. Weiterhin im Text zitiert in der Form: ( M, Seitenzahl).
Erst kürzlich (Ende 2004) traf sich ein Enkel des damaligen Oberbefehlshabers der deutschen Truppen in Südwestafrika Lothar von Trotha mit einem Würdenträger der Herero, um einen Dialog über das in diesem Krieg an den Autochthonen verübte Unrecht zu beginnen.
Vgl. dazu auch Herbert Uerlings: Die Erneuerung des historischen Romans durch interkulturelles Erzählen; in: Osman Durrani/Julian Preece (Hrsg.): Travellers in Time and Space. The German Historical Novel (= Amsterdamer Beitrage zur neueren Germanistik, Bd. 51), Amsterdam/New York 2001, S. 129–154, hier S. 135.
Pjotr A. Kropotkin: Gegenseitige Hilfe in der Entwickelung, hrsg. von Gustav Landauer, Leipzig 1904.
Nichtsdestoweniger hat sich die Sekundarliteratur, wenn überhaupt, vor allem mit dem Kropotkinschen Intertext befasst, vgl. etwa Colin Riordan:,Der Weg in die Zukunft’: Uwe Timm and the Problem of Political Ecology, in: David Basket (Hrsg.): Uwe Timm, Cardiff 1998, S. 66–81; Gunther Pakendorf: Morenga oder Geschichte als Fiktion, in: Acta Germanica 19 (1988), S. 144–158, v.a. 149ff.
Als einziger mir bisher bekannter Interpret Timms weist Rolf Parr in seiner sehr knappen Analyse von Morenga auf eine weitergehende Funktion des Stechlin hin; vgl. Rolf Parr: Nach Gustav Frenssens Peter Moor. Kolonialisten, Herero und deutsche Schutztruppen bei Hans Grimm und Uwe Timm, in: Sprache im technischen Zeitalter 41 (2003), S. 395–410, hier S. 407.
Vgl. dazu exemplarisch Peter Uwe Hohendahl: Theodor Fontane und der Standesroman, in: Ders./Paul Michael Lützeler: Legitimationskrisen des deutschen Adels 1200–1900, Stuttgart 1979, S. 263–283, sowie Magnus Schlette: Fontanes Adelstypologie im Stechlin, in: Literatur für Leser (1999), S. 127–143.
Vgl. Pierre Bourdieu: Esquisse d’une théorie de la pratique, Paris 2000, S. 43f.
William A. Foley: Anthropological Linguistics, Oxford 1997, S. 22.
Vgl. Stephen Greenblatt: Kultur, in: Moritz Baßler (Hrsg.): New Historicism, Tübingen/Basel 20012, S. 48–59.
Vgl. zu dieser Unterscheidung Hannah Arendt: Vita activa, München 200112, S. 51 f.
Jacques Derrida: signature événement contexte, in: ders.: Marges de la philosophie, Paris 1972, S. 365–393, hier S. 389.
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Stratthaus, B. (2005). Vom Aussitzen als kultureller Praxis — Uwe Timms Morenga und Theodor Fontanes Der Stechlin . In: Loth, W. (eds) Europäische Gesellschaft. Forschung Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80788-5_4
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