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Jenseits des Nationalen? Historisierungen und Europa-Bilder in der archäologischen Öffentlichkeitsarbeit gestern und heute

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Europäische Gesellschaft

Part of the book series: Forschung Politik ((FPOLIT))

Zusammenfassung

Nationale und nationalistische Kontexte waren es, welche gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Etablierung der Vor- und Frühgeschichtlichen (Prähistorischen) Archäologie führten. Heuristisches Mittel war die sog. siedlungsarchäologische Methode der ethnischen Deutung — das wohl umstrittenste Konzept der Prähistorie. Hierbei wurden Formenkreise der materiellen Kultur, d.h. bestimmte Stilarten von Keramik, Waffen, Schmuck etc. statisch als Träger jeweils einer Ethnie interpretiert. Es ist paradox, dass dieses Paradigma in lediglich leicht modifizierter Form, d.h. unter Ablegung des Germanenmythos, noch heute dazu herangezogen wird, Historisierungen eines prähistorischen Europa zu begründen und einem breiten Publikum zu präsentieren. So widerspiegelt das Beispiel der Archäologie auch das Bild der gegenwärtigen Gesellschaft: Der Wille, den langen Weg nach Europa zu beschreiten, ist vorhanden; der hierfür erforderliche Mentalitätswechsel steht jedoch noch aus.

Für alle Förderung und Anregung durch das DFG-Kolleg „Europäische Gesellschaft“ an der Universität Essen bedanke ich mich herzlich.

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Literatur

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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Mante, G. (2005). Jenseits des Nationalen? Historisierungen und Europa-Bilder in der archäologischen Öffentlichkeitsarbeit gestern und heute. In: Loth, W. (eds) Europäische Gesellschaft. Forschung Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80788-5_3

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