Zusammenfassung
Im common sense Verständnis von Prognostik wird von einer logischen Einheit von Diagnose, Prognose und Intervention ausgegangen. Wem es gelänge, die Verhältnisse exakt zu beschreiben, der sei auch in der Lage, die künftige Entwicklung vorherzusagen, bzw. die Notwendigkeit von eingreifenden Korrekturen und deren Konsequenzen abzusehen. Erklärt nun aber das Schema Diagnose — Prognose wirklich die evolutionäre Entwicklung sozialer und anderer komplexer Prozesse oder handelt es sich hier nicht viel mehr um eine Fiktion der Kausalität, die auch in wissenschaftlichen Kreisen weit verbreitet ist? Mit Luhmann gesprochen: beruht die Strukturbildung in sozialen Systemen nicht vielmehr auf dem Problem der Kontingenzbewältigung, wobei die jeweiligen Ordnungen als Lösungen selbst als Kontingent gelten müssen (Luhmann 1993b, S. 195ff.)? Um die Frage mit Willhelm Flusser zu pointieren: „[Es ist] nicht so, daß der Zufall Folge noch unbekannter Ursachen ist, sondern umgekehrt so, daß Phänomene, bei denen die Ursachen erkenntlich sind, eigentlich nichts anderes sind als Zufälle, die zufällig kausal erklärt werden können“(Flusser 1992, S. 1167).1
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Vogd, W. (2005). Die Verhältnisse sind klüger als das Bewusstsein — oder: Das prognostische Einholen von Wirklichkeit im Spannungsfeld von Praxis und den Theorien über die Praxis. In: Hitzler, R., Pfadenhauer, M. (eds) Gegenwärtige Zukünfte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80723-6_7
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