Zusammenfassung
In diesem Kapitel soll ein Einzelaspekt des kulturellen Kompromisses näher betrachtet werden, nämlich das Verhältnis zwischen kollektiven Repräsentationen und individueller Kognition. Wie bereits dargelegt fallen aus der Perspektive des klassischen Kulturbegriffs beide Aspekte im Begriff des „kulturellen Musters“ zusammen. Ein prozesstheoretisch begründetes Kulturverständnis dagegen, das die Variabilität und Instrumentalität kultureller Sinnproduktion zu erfassen sucht, hat diese Beziehung genauer zu bestimmen.
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Literatur
Eine ausführlichere, leicht abweichende Version Manuels findet sich in Wimmer 1987a:14–24.
Möglicherweise besteht ein Bezug zur messianischen Gestalt des Mixe-Königs Cong Hoy, welcher einem Mythos zufolge (siehe Barabas und Bartolomé 1984: 48–57) in einer Höhle verschwand, nachdem er gegen die Zapoteken und Spanier unzählige Schlachten geschlagen hatte. In der Mixe baja, wo Mazatlán liegt, spielt diese Erzählung heute allerdings kaum eine Rolle und niemand konnte mir die Bedeutung des Toponyms „Königshöhle“ erklären.
Mann (1958:10) zufolge war es im benachbarten Guichicovi Brauch, daß der Bräutigam der Braut während der Hochzeitszeremonie die Ursprungsgeschichte erzählte.
Für den mythischen Charakter würden auch andere Versionen der Ursprungsgeschichte sprechen. Diejenige von Sebastian Jiménez (Wimmer 1987a: 9–10) beispielsweise trägt noch eindeutiger die Züge eines Mythos, zumal die Menschen, unmittelbar nachdem sie sich am Ende der langen Wanderung in Mazatlán niedergelassen haben, von der Erdratte in der Kunst des Ackerbaus unterrichtet werden. In einem der weitverbreitesten mythologischen Zyklen in Mesoamerika spielt die Beutelratte ja die Hauptrolle (Lopez Austin 1993).
Zur Beziehung zwischen Historiographie und Mythos im indianischen Mittelamerika siehe auch die Beiträge in Dirección de Estudios Históricos 1985.
Eine Version wurde von Berdardino de Sahagün in seiner monumentalen „Historia general de las cosas de Nueva Espana“ überliefert, andere sind aztekische Kommentare zu verlorengegangenen Bilderhandschriften.
Zur Absorptions- und Adaptionsfahigkeit des Mythos siehe die Beiträge von Bruce Albert, Michel Perrin und Stephen Hugh-Jones in „Le Mythe et ses Métamorphoses“ 1988.
Unter dem Titel „The Cerebral Savage“ publizierte Clifford Geertz (1973a) seine Diskussion von Lévi-Strauss’ Strukturalismus.
Einen Überblick gibt Hannerz (1993b:12f.), die entsprechenden Diskussionen in der kognitiven Anthropologie sind in Boster (1985) bibliographiert.
Auch Relationen der Umkehrung und Negation ließen sich u. U. entdecken (vgl. Lévi-Strauss 1975 [1958]; Oppitz 1975:314–326).
Vgl. die Kritik von Sapir und Crocker 1977:73.
Lévi-Strauss’ Mythenanalyse wurde von verschiedensten Seiten kritisiert. Auf den Transformationsbegriff zielen Salman und Sperber; eine auch empirische Kritik an den synoptischen Operationstafeln formulieren die beiden Makarius (siehe die Zusammenfassung und Gegenkritik von Oppitz 1975:300–313; auch Thomas, Kronenfeld und Kronenfeld 1976).
Beide Vorstellungen waren auch in Altmexiko weit verbreitet (vgl. Köhler 1990) und finden sich heute auch bei anderen Gruppen Mittelamerikas (z. B. Taggart 1983, Kap.9; Weitlaner 1977:93–102).
Vgl. die Mytheninterpretation von Taggart 1983.
Vgl. die Kritiken von Colby, Fernandez und Kronenfeld 1981:432f; Shankman 1984.
Zur Kritik am Geertzschen Programm siehe Roseberry (1982), welcher an der Metapher von der fremden „Kultur als Text“ kritisiert, daß sie den Prozeßcharakter der kulturellen Produktion und den Zusammenhang mit politischen Phänomenen nicht gebührend berücksichtige; Shankman (1984) bezweifelt den überlegenen Erklärungswert interpretativer Verfahren und bestreitet, daß diese je zu Theoriebildung fuhren könnten; Watson (1989) bemängelt, daß Geertz’ ethnographische Darstellungen dem realistischen Genre verhaftet blieben.
Zur Kritik siehe Wimmer 1995a, Kap. 2.3.2.
Zur Analyse von Faktionierungen in indianischen Bauerngemeinden siehe Wimmer (1995b, Kap. 4.2.4; 4.3; 9.1.2 sowie für Literaturhinweise 5.2.3).
Zum traditionellen Ritual- und Kalendersystem der Mixe siehe die Monographie von Lipp (1991, Kap.4–6).
Vgl. Leach 1954, Kap. 9; Malinowski 1983:94–108; Panoff 1988; für Lateinamerika siehe die Monographie von Rappaport 1994.
Claudia Strauss (1990) hat eine schöne kognitionsanthropologische Arbeit über den amerikanischen Tellerwäschermythos vorgelegt.
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Wimmer, A. (2005). Ein Mythos der Mixe. In: Wimmer, A. (eds) Kultur als Prozess. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80663-5_3
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