Zusammenfassung
Seit dem epochalen Umbruch von 1989 ist in allgemeinen Lagebestimmungen immer seltener von polit-ökonomischen Interessenkonflikten und je länger je häufiger von kulturellen Differenzen die Rede. Samuel Huntington beispielsweise sieht, in seinem bekannten Bestseller „Clash of Civilisations“ (dt.: Kampf der Kulturen, 1996), einen Kampf zwischen der westlichen und der islamischen Kultur am Zukunftshorizont aufscheinen. In einem anderen, 1995 erschienenen Beststeiler faßt auch Francis Fukuyama die kulturellen Unterschiede ins Auge, welche nach dem „Ende der Geschichte“ die Zukunft der Weltgesellschaft prägen werden.
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Literatur
Siehe auch Fernandez 1994.
Siehe Gupta und Ferguson 1992; Welz 1994; Wicker 1996a.
Diese Diskussion wird notwendigerweise selektiv sein müssen. Literaturüberblicke finden sich in Kroeber and Kluckhohn 1952; Keesing 1974; Service 1985, Teil 6; Clifford 1988; Alexander und Seidman 1990; Bruhmann 1999; Fox und King 2002.
Die nach dem Zweiten Weltkrieg in größerem Stil durchgeführten Studien zum „Nationalcharakter“ ließen die Grenzen der holistischen Betrachtungsweise auch in der Soziologie hervortreten (Shweder 1979): Die Rede von der Kultur beispielsweise der Berber oder der Schweizer macht lediglich als statistisches Konstrukt einen Sinn. Denn die Lebensweisen eines siebzigjährigen kalvinistischen Bankiers aus Genf, eines jugendlichen Rollbrettfahrers aus Zürich, einer Tessiner Intellektuellen oder eines katholischen Hirtenbauern aus Uri weisen in der Tat nur sehr wenige Gemeinsamkeiten auf.
Zur Rolle der Marxistischen Ideologietheorie in der Anthropologie siehe Asad (1979) oder Gendreau (1979). Gramscis Schriften fanden vor allem in der britischen und amerikanischen Anthropologie große Resonanz (Harris 1992). Neben teilweise recht rudimentären Verschleierungsthesen wurden auch differenziertere Argumente vorgetragen, so von Godelier (1984, Kap. 3) oder Donham (1990, Kap. 3).
Vgl. allerdings die Debatten in Schöfthaler und Goldschmidt 1984.
Siehe die Überblicksartikel von Whitten und Whitten (1972) zur sozialen Organisation, Vincent (1978) zu politischen Strategien und Barlett (1980) zum ökonomischen Verhalten.
Zur Geschichte und Kritik der Akkulturationstheorie siehe Wimmer 1995b, Kap. 3.
Geertz steht insofern in der Tradition der klassischen Kulturanthropologie, als er von dieser den kulturellen Relativismus, das Homogenitätspostulat, die Ausklammerung polit-ökonomischer Zusammenhänge sowie das Modell des übersozialisierten Individuums übernimmt (vgl. die Kritiken an Geertz’ Aufsatz über den Balinesischen Hahnenkampf von Roseberry 1982; Shankman 1984; Watson 1989; Crapanzano 1986). Er interpretiert jedoch den Begriff des „kulturellen Musters“, das in der Kulturanthropologie noch diffus psychologisch definiert wurde, im Rückgriff auf Dilthey und Ricoeur konsequent hermeneutisch um (Geertz 1983).
Dieser neue Konsens ist beispielsweise in dem von Robert Borofsky (1994) herausgegebenen Sammelband „Assessing Cultural Anthropology“ dokumentiert. Was die deutschsprachige Ethnologie betrifft, sollten die Beiträge von Kaschuba (1995) und Wicker (1996a) erwähnt werden.
Vgl. d’Andrade (1992); d’Andrade und Strauss (1992); Bloch (1991) sowie die Beispiele von Forschungen in Dougherty (1985).
Zur Bedeutung der Ethnomethodologie in der Sozialanthropologie siehe Watson 1991.
Siehe zuletzt Caplan 1995; vgl. auch Strathern 1985.
Elwert 1989a; Erikson 1993; Wimmer 1994; 1995a; 2002a, Kap.4.
Vgl. zu diesen Prozessen der Umdeutung und Inversion auch Mach 1993; Guha 1983.
Solche Verschiebungen ergeben sich, wie an anderer Stelle gezeigt (Wimmer 1995b, Kap. 7.3), durch die kumulierten beabsichtigten und unbeabsichtigten Handlungsfolgen.
Vgl. auch Bornschier 1988; Imhof 1993.
Vgl. auch Rosaldo 1989; Drummond 1980.
Erst diese universale Kapazität ermöglicht auch ein Unterfangen wie die Ethnographie, denn sie stellt nichts anderes als eine Professionalisierung der allgemeinen Verstehensfähigkeit dar (vgl. Mannheim und Tedlock 1995).
Daß diese Aufgabe mit der jüngsten Ausbreitung des ethnologischen Laienblicks eher noch an Bedeutung gewinnen wird, zeigt die Kritik am jüngsten Bild des edlen Wilden als Ökoheiligen durch Helbling (1992).
Siehe z. B. Turner 1967; Leach 1954; Bourdieu 1976.
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Wimmer, A. (2005). Kultur als Kompromiß. In: Wimmer, A. (eds) Kultur als Prozess. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80663-5_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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