Zusammenfassung
In seiner Habilitationsschrift zur Gruppensupervision reflektiert Adrian Gaertner das theoretische Selbstverständnis der Supervision, seit sie in Deutschland Ende der 1950er Jahre bekannt geworden ist (Gaertner 1999). Dabei beschreibt er die erste Phase der Etablierung der Supervision in Deutschland als vom beruflichen Laufbahngedanken und von der Vorstellung einer professionellen Autorität geprägt: Supervision als Hilfestellung zur Erlangung beruflicher Reife, als permanente Reflexion im Dialog mit einer fachlichen und professionellen Autorität. „Reife“ ist dabei konzipiert als Summe verschiedener professioneller und moralischer Tugenden, wie Einfühlungsvermögen und Hilfsbereitschaft, Verantwortung, Entscheidungsfreudigkeit, Geduld und Vorurteilsfreiheit. Diesem Modell der Supervision wohnt implizit die Vorstellung permanent geistiger und seelischer Führung der Professionellen durch die Klasse von Supervisorinnen und Supervisoren inne, wodurch das Arbeitsleben zur Abstammungslinie, zur scheinbar natürlichen Abfolge von Generationen wird. Die nächste Generation kann nach diesem Modell in dem Maße selbst entscheiden und handeln, in dem sie die Regel der Vorgängergeneration verinnerlicht hat — für die sich international öffnende und modernisierende westliche Gesellschaft kein erfolgversprechendes Modell. Schon aus reinen Modernisierungsgründen musste dieses patriarchalische Konzept der Supervision scheitern.
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Literatur
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Gröning, K. (2004). Institutionelle Modernisierung und die flexible Supervision. In: Buer, F., Siller, G. (eds) Die flexible Supervision. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80643-7_4
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