Zusammenfassung
Nicht zuletzt im Gefolge der politischen Strategie des Gender Mainstreaming bemühen sich inzwischen viele sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte dem ‘gender Aspekt’ Rechnung zu tragen. Eine Durchsicht der verschiedenen Forschungen und Instrumente bringt Fragen zutage wie: Wird sich in den nächsten Jahren die Gleichstellung von Frauen im Berufsfeld XY weiter verbessern? Wie wird sich die Zahl der Frauen in Führungspositionen in Zukunft ändern? Inwieweit werden Frauen die typischen Männerbereiche des jeweiligen Berufsfeldes erobern? In welchen Funktionen (Berufspositionen des jeweiligen Berufsfeldes) können Sie sich am ehesten Chancengleichheit vorstellen? Was erwarten Frauen von Arbeitgebern? Solche und ähnliche Frageformulierungen folgen dem alltagsweltlichen Verständnis, nach dem Frauen und Männer verschieden sind und es in der Forschung darum geht, diesen Unterschieden auf die Spur zu kommen. Die Art der Frageformulierung beinhaltet freilich das Problem, dass sie genau dieses alltagsweltliche Verständnis reifizieren. Dennoch oder besser gerade deshalb dokumentiert diese Vorgehensweise jedoch ein ganz und gar übliches Verfahren in der Genderforschung: ‘Gender’ zu untersuchen wird gleichgesetzt mit ‘Frauen zählen’. Implizit werden dabei mit ‘Frauen’ bestimmte Eigenschaften und Merkmale verbunden. Karin Hausen (1976) sprach von „Geschlechtscharakteren“, die im Übergang zum 20. Jahrhundert ihre Hochkonjunktur hatten und einen direkten Zusammenhang von biologischen Faktoren mit psychischen, sozialen, kulturellen Ausprägungen postulierten.
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Gildemeister, R. (2004). Geschlechterdifferenz — Geschlechterdifferenzierung: Beispiele und Folgen eines Blickwechsels in der empirischen Geschlechterforschung. In: Buchen, S., Helfferich, C., Maier, M.S. (eds) Gender methodologisch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80587-4_4
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