Zusammenfassung
Wenn der Körper nicht einfach als Grundlage sozialen Handelns vorausgesetzt wird, sondern als Effekt und Wirkung sozialer Prozesse, ist es dann nicht selbstverständlich, dass die alltägliche permanente Darstellung des eigenen Selbst in sozialen Kontexten nicht zugleich auch die Inszenierung von Geschlechtszugehörigkeit umfasst? So weist auch Hirschauer darauf hin, dass die Geschlechtszugehörigkeit durch eine kulturell garantierte Sichtbarkeit bestimmt ist, die allerdings nicht einfach auf sich selbst verweist, sondern eine „kontinuierliche Darstellungspraxis“(2001: 214) verlangt. Mittlerweile scheint in der Geschlechterforschung dennoch Konsens darüber zu bestehen (vgl. Heintz/Nadai 1998, Hirschauer 2001, Kotthoff 2003), dass in Alltagsroutinen Chancen enthalten sind, das ‘doing gender’ zu unterbrechen. Nicht nur durch die Hinzunahme weiterer Variablen wie Klasse (vgl. Frerichs 2001), Ethnie (vgl. Müller 2003), sexuelle Orientierung (vgl. Ferreira 2002: 121ff.) etc. ist die Geschlechtszugehörigkeit zu relativieren. Heintz und Nadai (1998: 77f.) weisen darauf hin, dass Ungleichzeitigkeiten und Ambivalenzen im Modernisierungsprozess es notwendig machen, danach zu fragen, in welchen Kontexten Geschlecht ein relevanter Faktor ist und wo sich die Unterschiede und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern verringern.
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Sobiech, G. (2004). Körper ohne Geschlecht? (Re- und De-)Konstruktionen der Geschlechterdifferenz durch die ästhetische Arbeit am Körper in Fitnessstudios. In: Buchen, S., Helfferich, C., Maier, M.S. (eds) Gender methodologisch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80587-4_19
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