Zusammenfassung
Die Herausgeber einer vorzüglichen Edition von englischen Auswandererbriefen aus Kanada beginnen ihr Vorwort mit dem Satz: „Historians collect and edit immigrant letters because it is always interesting to read other people’s mail.“1 Das ist hübsch gesagt, aber völlig falsch. Die Auflagen von Auswandererbriefeditionen sprechen dagegen. Es gibt lange uninteressante Passagen in den Briefen und wenig Historiker, die die Briefe einfacher Menschen, die vor 100 Jahren gestorben sind, mit voyeuristischem Interesse lesen.
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Literatur
Wendy Cameron u.a. (Hgg.), English Immigrant Voices. Labourers’ Letters from Upper Canada in the 1830s, Toronto 2000, xi.
Für die Linguistik z.B. Stephan Elspaß, Sprachgeschichte von unten, Habilitationsschrift, Universität Münster 2002. Weitere Titel unter http://www.auswandererbriefe.de. Für kulturhistorische Arbeiten: Siegfried Grosse u.a., „Denn das Schreiben gehört nicht zu meiner täglichen Beschäftigung“, Bonn 1989.
Siehe vor allem David A. Gerber, The Immigrant Letter between Positivism and Populism: The Uses of Immigrant Personal Correspondence in Twentieth-Century American Scholarship, Journal of American Ethnic History Summer 1997, S. 3–34; Ders., Epistolary Ethics: Personal Correspondence and the Culture of Emigration in the Nineteenth Century, Summer 2000, S. 3–23; Ders., Theories and Lives. Transnationalism and the Conceptualization of International Migrations to the United States, MIS-Beiträge (2000) 15, S. 31–53.
Hierauf kann im gegebenen Rahmen nicht eingegangen werden. Ausführlicher: Wolfgang Helbich, Stereotypen in Auswandererbriefen: Die USA im 19. Jahrhundert aus der Sicht deutscher Einwanderer, in: Anselm Maler (Hg.), Exotische Welt in populären Lektüren, Tübingen 1990, S. 63–80; Ders., Die Englischen: German Immigrants Describe Nineteenth-Century American Society, Amerikastudien 36 (1991), S. 515–530.
Carl Uterhard, 9.10.1863, in: Wolfgang Helbich/Walter D. Kamphoefher (Hgg.) Deutsche im Amerikanischen Bürgerkrieg. Briefe von Front und Farm, Paderborn 2002, S. 227.
Langer/Knittel, Brief Brooklyn, 22.10.1884, Bochumer Auswandererbriefsammlung (BABS).
Scharenberg/Greve, 22.1.1866, BABS.
Reading the Emigrant Letter: Innovative approaches and interpretations, Ottawa 7.–9.8.2003, Organisator Bruce Elliott, Carleton Centre for the History of Migration, Carleton University. Das Programm ist abrufbar unter http://www.carleton.ca/cchm, Bericht in http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de.
Wolfgang Helbich/Walter D. Kamphoefner, “Criteria for Survival: Who Wrote Immigrant Letters, Who Kept Them, and How Representative are They?“ Referat bei der Ottawa-Konferenz (siehe Fußnote 8). Die Veröffentlichung in einer amerikanischen oder kanadischen Zeitschrift ist vorgesehen.
Sicherlich gibt es Tausende von Auswandererbriefen, die im 19. und 20. Jh. in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern abgedruckt wurden. Da aber bei ihnen allen der Verdacht von zweckbestimmten Textveränderungen besteht und so gut wie nie die Möglichkeit einer Kontrolle, werden Wissenschaftler, die mit wirklich authentischen Texten arbeiten wollen, immer auf solche Briefe rekurrieren, von denen das Original oder zumindest eine Kopie des Originals vorhanden ist.
Oceans of Consolation: Personal Accounts of Irish Migration to Australia, Cornell UP, Ithaka 1994.
Abhilfe kann hier letztlich nur der Aufbau einer umfangreichen Auswandererbriefsammlung schaffen, der sich nicht auf die Einwerbung und Einlagerung beschränkt, sondern auch eine intensive Erschließung des Materials beinhaltet. Die BABS ist ein erster solcher Versuch im deutschen Sprachraum.
R. v. Fischer-Benzon (Hg.), Ein modernes Volk im Kriege in Auszügen aus dänischen Briefen und Tagebüchern der Jahre 1863/64, Kiel/Leipzig 1907.
Invisible Immigrants: The adaptation of English and Scottish immigrants in 19th-century America, University of Miami Press, Corral Gables, FL 1972.
Die einzige bis dahin erschienene Edition, die qualitativ an Ericksons Werk heranreicht, betraf sogar nur eine Teil-Nationalität oder Sprachgruppe: Giorgio Cheda (Hg.), L’emigrazione ticinese in California, Epistolario, 2 Bde. Locarno 1981.
Wolfgang Helbich/Walter D. Kamphoefher/Ulrike Sommer (Hgg.), Briefe aus Amerika: Deutsche Auswanderer schreiben aus der Neuen Welt, München 1988.
Wolfgang Helbich/Walter D. Kamphoefher (Hgg.), Deutsche im Amerikanischen Bürgerkrieg. Briefe von Front und Farm, Paderborn 2002. Der Verschiedenheit des Briefmaterials wegen in wichtigen Punkten unterschiedlich, aber hinsichtlich der Hintergrund-Recherchen und der Sorgfalt der Textpräsentation vergleichbar erscheint Wendy Cameron/Sheila Haines/Mary McDougall Maude, English Immigrant Voices. Labourers’ Letters from Upper Canada in the 1830s, Montreal/Kingston 2000.
Oceans of Consolation (Fußnote 11).
Bundes-Volkszählungen fanden alle zehn Jahre statt, so dass viele Kinder-Todesfälle, bei denen Geburt und Tod dazwischen lagen, gar nicht erfasst wurden; hinzu kam, dass Einwandererfamilien von den Zählern häufig ganz übersehen wurden.
Für deutsche Auswanderer Wolfgang Helbich, Letters from America: Documents of the Adjustment Process of German Immigrants in the United States, in: Anglistik und Englischunterricht 26 (1985), S. 201–215; Ders., Immigrant Adaptation at the Individual Level: The Evidence of Nineteenth-Cenrtury German-American Letters, in: Amerikastudien 42 (1997), S. 407–418.
Oceans of Consolation (Fußnote 11), S. 28.
Invisible Immigrants (Fußnote 14), S. 6,7; Oceans of Consolation (Fußnote 11), S. 28, 29.
David A. Gerber, Theories and Lives (Fußnote 3), S. 47, 48.
Stephen Fender, Sea Changes: British Emigration and American Literature, Cambridge UP, New York 1992, S. 18, 19; H. Arnold Barton, As They Tell It Themselves: The Testimony of Immigrant Letters, in: Odd S. Lovoll (Hg.), Nordics in America: The Future of Their Past, The Norwegian-American Historical Association, Northfield, MN 1993, S. 138, 139.
Wolfgang Helbich/Walter D. Kamphoefner, Criteria for Survival (Fußnote 9).
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Helbich, W. (2004). Auswandererbriefe als Quelle für Historiker. In: Werz, N., Nuthmann, R. (eds) Abwanderung und Migration in Mecklenburg und Vorpommern. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80584-3_6
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