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Exkurs: Die Logik der Praxis — habituelle Prägungen und hybride Ungleichzeitigkeiten

  • Chapter
Hybride Geschlechterpraktiken

Part of the book series: Forschung Soziologie ((FS,volume 205))

  • 90 Accesses

Zusammenfassung

Bevor nach der Einführung in das empirische Feld nun der Blick auf die Erwerbsorientierungen und Lebensarrangements der Beschäftigten gerichtet und damit der Perspektivenwechsel von der institutionellen auf die Subjektebene vollzogen wird, soll diese subjektorientierte Analyse in ihren theoretischen Implikationen reflektiert werden. Der folgende Exkurs ist als methodologische Hinfuhrung zu den Dimensionen und Eigengesetzlichkeiten der Handlungs- und Einstellungsebene der Subjekte zu verstehen. Der Kern der empirischen Untersuchung, die Rekonstruktion individueller Erwerbsorientierungen, zielt auf die subjektiven Bedeutungsbelegungen und Sinnkonstruktionen von Erwerbsarbeit allgemein und auf die das praktische Arbeitshandelns strukturierenden Dimensionen. Es geht also sowohl um ethische Einstellungs- und Haltungsfragen und reflexive Handlungsstrategien als auch um die unwillkürliche, ‚spontane‘Erwerbsarbeitspraxis. Hinsichtlich des zweiten Untersuchungsschwerpunkts, der getroffenen unterschiedlichen Lebensarrangements, wird dagegen weniger der ‚konzeptionelle Lebensentwurf als die tagtägliche Praxis der Konfigurationen von Arbeit und Leben betrachtet. Beiden Analysedimensionen liegen dabei zwei Fragen zugrunde:

  1. 1.

    Was ist Praxis? Was macht sie aus? Worin unterscheidet sie sich bspw. von einer theoretischen, wissenschaftlichen Herangehensweise an Arbeit und Leben?

  2. 2.

    Welchen ‚Eigenheiten‘unterliegt die Ebene der Subjekte? Wie stellt sich das Verhältnis von Zwängen, Gewohnheiten, ‚habitualisierten‘Prägungen einerseits und Revisionen der eigenen Praxis und Vorstellungen, Neuausrichtungen des eigenen Handlungsrahmens andererseits dar? Wie ist das Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, von Beharrung und Wandel, von Wiederholung und Differenz auf der subjektiven Ebene zu konturieren?

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Literatur

  1. Die Relation zwischen objektiven Strukturen und subjektiven Konstruktionen fasst Bourdieu als je spezifischen, historisch konkreten Standpunkt der Subjekte: „Die soziale Welt umfaßt mich als einen Punkt. Aber dieser Punkt ist ein Standpunkt, das Prinzip einer Sichtweise, zu der man von einem bestimmten Punkt im sozialen Raum aus kommt, eine Perspektive.“ (Bourdieu 1998: 26, Herv. d. Verf.)

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  2. Im Rahmen unseres Forschungszusammenhangs sind wir auf diesen Mechanismus der ‚Selbst-selektion‘gestoßen (vgl. Hüning/Stodt 1999: 198f).

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  3. „Die Frage nach den Fundamenten der Geschlechtertrennung und der männlichen Herrschaft findet so ihre Lösung. Die Erklärung für den Primat, den die kulturellen Taxinomien weltweit der Männlichkeit zusprechen, liegt in der Logik der Ökonomie des symbolischen Tauschs und, genauer, in der gesellschaftlichen Konstruktion der Verwandtschafts- und Heiratsbeziehungen. Sie weist den Frauen universell ihren sozialen Status aus Tauschobjekte zu, den männlichen Interessen konform (d.h. wesentlich als Töchter oder Schwestern) definiert und dazu bestimmt, zur Reproduktion des symbolischen Kapitals der Männer beizutragen. Das Inzest-Tabu, in dem Lévi-Strauss den Gründungsakt der Gesellschaft sieht, als einen Imperativ des Austauschs, gedacht in der Logik der egalitären Kommunikation unter Männern — was es auch ist -, ist tatsächlich die Kehrseite des Inauguralaktes symbolischer Gewalt, durch den die Frauen als Subjekte des Austausches und der Heiratspolitik negiert werden, die durch sie zustande kommen, aber nur, in dem sie sie auf den Objektstatus reduzieren.“ (ebd.: 205f, Herv. d. Verf.) Es sprengt den Rahmen, die strukturalistischen Grundannahmen zur Herstellung von Sozialität und der darin eingelagerten differenten weiblichen und männlichen Positionen auf theoretischer Ebene zu hinterfragen. Diskussionswürdig wäre dabei der strukturalistische Universalitätsanspruch und die unzureichende historische und gesellschaftsspezifische Herausarbeitung der Repräsentationsformen der Geschlechter (wie dies etwa durch Honegger 1991 und Laqueur 1996 geleistet wird).

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  4. Der Rückgriff auf postkolonialistische Überlegungen ist insofern heikel, als seine zentralen Aspekte, race, Ethnizität oder Hautfarbe, für meinen Gegenstand (sowohl hinsichtlich der Forschungsfrage und Interviewführung, als auch der ethnisch homogenen Untersuchungsgruppe) keine direkt zugängliche und rekonstruierbare Rolle spielen. Hilfreich erscheint mir dagegen allerdings — und lediglich hierzu wird im Folgenden argumentiert — der interkulturelle Ausgangspunkt des Diskurses und seine theoretischen Konsequenzen. Zwar lässt sich bezogen auf Ost- und Westdeutsche nicht von grundsätzlich anderen Kulturen sprechen — die Befunde der vergleichenden, historisch vorgehenden Milieuforschung weisen gerade auf gemeinsame Wurzeln hin (bspw. Segert/Zierke 1997, Vester/Hofmann/Zierke 1995, Vester u.a. 2001) -, aber Mischformen und ‚pfadabseitige‘Prägungen durchkreuzen dennoch alle Ebenen des Transformationsgeschehens. Dies soll mit dem Begriff der ‚Hybridität‘insbesondere für die Selbstverortungen der Subjekte deutlich gemacht werden. Der durch diese selektive ‚Anleihe‘erweiterte,Querblick‘soll jedoch meinem Untersuchungsfeld nicht den Gesamtdiskurs des Postkolonialismus aufpfropfen.

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  5. Vgl. zur analytischen Qualität des Begriffs der ‚Artikulation‘Halls Bezug auf Louis Althusser (1994: 112 ff).

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  6. So rekonstruiert Bourdieu (1998) die machtvolle Durchsetzung einheitlicher, gemeinsamer Klassifikations- und Bewertungsschemata durch den Nationalstaat. Durch die Verallgemeinerung und Enthistorisierung von gruppenspezifischen Interessen würden Herrschafts- und Ungleichheitsverhältnisse nicht nur legitimiert und naturalisiert, sie würden den Gesellschaftsmitgliedern eingeschrieben. Kognitive Strukturen einer Gesellschaft seien somit hergestellte, gewalthafte und willkürliche Übereinkünfte. Mit dieser Anbindung der sozialen Subjekte an die Definitionsgewalt des Staates werden insbesondere zwei Aspekte der Reproduktion von Herrschaft thematisiert: Die staatliche Schaffung eines geteilten ‚Urglaubens‘(Bourdieu nennt dies doxa) dient als Grundlage für abgestimmte Orientierungen und Anerkennung von Herrschaft (ebd.: 117) und für die Verallgemeinerung spezifischer Interessen.

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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Völker, S. (2004). Exkurs: Die Logik der Praxis — habituelle Prägungen und hybride Ungleichzeitigkeiten. In: Hybride Geschlechterpraktiken. Forschung Soziologie, vol 205. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80566-9_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80566-9_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14242-5

  • Online ISBN: 978-3-322-80566-9

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