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Die Gestaltung der Berufsbiografie

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Book cover Berufsbiografie und Familiengründung
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Zusammenfassung

Wenn gesellschaftliche Individualisierungsprozesse die Individuen dazu bewegen, ihr Leben aktiv zu gestalten, zu planen und Entscheidungen zu treffen, so geht damit einher, dass die permanente Auseinandersetzung mit sich verändernden Lebenssituationen und gesellschaftlichem Wandel einen festen Bestandteil des Lebens junger Erwachsener bildet. Sozialisationserfahrungen in der Kindheit sind somit „nicht mehr grundlegende und lebenslang wirksame biografische Ressource, sondern biografischer Ausgangspunkt, der immer wieder zu ergänzen, umzuschreiben und neu zu bewerten ist.“(Heinz 2000: 165).

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Literatur

  1. Eine derartige an lebenslanger Sozialisation orientierte Erforschung der Biografiegestaltung junger Erwachsener löst eine Forderung Kohlis ein: „Die Theorie der Individualisierung ist ausgehend von sozialstrukturellen Veränderungen formuliert worden und ermangelt bis heute der erforderlichen Subjekt- und sozialisationstheoretischen Fundierung“(Kohli 1991: 303).

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  2. Ähnliche Positionen werden auch von Hoerning und Kohli vertreten. Hoerning (1989: 161) sieht die Lebensgeschichte als Sozialisationsagenten bei allen Sozialisationsprozessen. Kohli (1991: 314) subsummiert unter den Begriff „Erfahrung“den gleichzeitig Altes aufnehmenden und variierenden wie Neues schaffenden Umgang mit Wirklichkeit (Kohli 1991: 314). Mit starker Betonung der Bedeutung von unterschiedlichen sozialen Kontexten auf die Entwicklung subjektiver Begriffs-, Wahrnehmungs- und Bewertungssysteme haben ähnliche Positionen bereits Leithäuser (1976) mit der Formulierung einer Theorie des Alltagsbewusstseins und Witzel (1982) vertreten.

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  3. Dies deckt sich mit Annahmen von Giddens (1984), der darauf verweist, dass Akteure in ihrem Alltagshandeln typisierte Schemata aus ihrem biografischen Wissensbestand nutzen, um mit ihnen soziale Situationen zu deuten.

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  4. Diese Fragestellung ist von hoher Wichtigkeit für die soziale Ungleichheitsforschung, im Sinne eines programmatischen Aufrufes durch Kreckel (1992: 20)

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  5. „… bei den objektiven Ungleichheiten, die der Soziologe ermittelt, handelt es sich um Handlungsbedingungen, die Handlungsspielräume eröffnen oder auch begrenzen. Für welches tatsächliche Handeln sich die unter diesen Bedingungen agierenden Subjekte dann wirklich entscheiden, das muß gesondert erforscht werden: Aus den ‘objektiven’ Ressourcenungleichheiten ist das subjektive Verhalten der Menschen also nicht abzuleiten. Ja, es läßt sich nicht einmal ableiten, ob und in welcher Weise sie sich ihrer objektiven Lage überhaupt bewußt werden. Damit ist gesagt, daß es eines der zentralen Themen der soziologischen Ungleichheitsforschung sein muß, der Frage nachzugehen, was die Menschen aus den fiir sie geltenden Handlungsbedingungen jeweils ‘machen’ und welche typischen Denk- und Handlungsweisen sie dabei für sich ausbilden.“

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  6. Witzel knüpft explizit an phänomenologische Überlegungen von Schütz (1974) und Luckmann (1992) an.

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  7. „In der umgangssprachlichen Bedeutung ist impliziert, daß jemand,,der seine Erfahrungen gemacht hat‘, sein vorgängiges Wissen erweitert hat und nun in der Folgezeit besser in der Lage ist, sich in komplexen oder unerwarteten Situationen zu orientieren. Im Erfahrungsbegriff ist damit ein doppelter Zeithorizont der Vergangenheit und der Zukunft mitgegeben. […] Der doppelte Zeithorizont von Vergangenheit und Zukunft ist dabei nicht einfach so zuzurechnen, daß das Vergangene nicht mehr zu ändern ist und das Zukünftige für das Offene steht. In der lebendigen Erfahrung wird vielmehr Vergangenes reinterpretierbar; aktuelle Orientierung und biografisch Vergangenes stehen also in einer Wechselwirkung. Zukünftiges wird soweit konkret ausgemalt und als Bestimmtes erwartbar, daß für die Orientierung ein ausreichend gefüllter Erwartungshorizont bereitsteht. Die (Re-)Interpretation der Vergangenheit und die konkretisierende Ausfüllung der Zukunft sind somit beide wesentlich für die Konstituierung biografischer Perspektiven.“(Kohli 1991: 314)

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  8. Eingelöst wird damit die Forderung Kohlis nach der Analyse handlungstheoretisch ausgerichteter individuell verschiedener Modi: „Die Versuche zu einer Verbindung von strukturtheoretischen und handlungstheoretischen Ansätzen können ebenfalls nicht gelingen, solange ihnen eine genaue Konzeption der inneren Struktur von Akteuren und der Modi und Folgen ihres handelnden Umgangs mit äußeren Strukturen fehlt.“(Kohli 1991: 303)

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  9. Der Entwicklungsprozess der Bildung dieser Typologie verlief über mehrere Jahre im Rahmen des Forschungsprojekts „Statuspassagen in die Erwerbstätigkeit“im Sonderforschungsbereich unter der Leitung von Walter R. Heinz. Auf Basis der Ergebnisse von zwei Interviewwellen wurde zunächst von Kock & Witzel (1993) die Typologie „berufsbiografischer Gestaitungsprinzipien“(BGP) entwickelt. Mit Erweiterung des Beobachtungsfensters nach drei Interviewwellen zeigte sich, dass die Typenbeschreibung zu sehr auf die Bewältigung des Einmündungsprozesses in den Beruf an der zweiten Schwelle ausgerichtet und eine „langfristigere“Perspektive erforderlich war. Auf Basis aller drei Interviewwellen wurde daher von Witzel & Kühn (1999) die Typologie der berufsbiografischen Gestaltungsmodi (BGM) entwickelt (vgl. auch Kühn & Zinn 1998, Witzel & Kühn 2000).

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  10. Für eine Diskussion dieser Studien vgl. Witzel & Kühn 1999.

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  11. Für eine ausführliche Untersuchimg der Bedeutung der Region vgl. Schaeper, Kühn & Witzel (2001).

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  12. Unter Habitus wird eine Tendenz oder Neigung (vgl. Bourdieu 1976) verstanden, die das Handeln der Akteure bestimmt und organisiert, „eine geronnene Erfahrung, Produkt der Geschichte eines Individuums, und strukturiert durch die objektiven Bedingungen seines Werdens“(Krais 1989: 50). Vom vielfach mit dem Begriff verbundenen kompetenztheoretischen Ansatz, demgemäß es sich beim Habitus um psychische Dispositionen handelt, die „lernschicksalhaft“(Willems 1997: 90) in den frühen Phasen der Sozialisation entwickelt und in sozialen Praxen modellhaft eingesetzt werden, grenzt sich der BGM-Ansatz explizit ab.

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  13. Wenn von Habitus gesprochen wird, soll damit auf die Erfahrungen der Individuen unter unterschiedlichen sozialen Existenzbedingungen verwiesen werden, die zu kollektiven Habitusformen fuhren können. Bei den BGM „Lohnarbeiterhabitus“und „Selbständigenhabitus“kennzeichnet der Habitus als „generierende(m) Prinzip der Praxis“(Krais, ebenda) ein Identitätsverhältnis von Orientierungen und Handlungen auf der einen Seite und einer gesellschaftlichen Struktur oder Lebenslage auf der anderen Seite. Dieses Verhältnis kommt dadurch zustande, dass der erlernte Habitus unter ähnlichen Verhältnissen wie denen in ihrer Entstehung in gleicher Weise fungiert und als „zweite Natur“(ebenda) der Akteure eine handlungsgenerative Funktion ausübt. Sowohl der Lohnarbeiterhabitus als auch der Selbständigenhabitus verweisen auf eine unmittelbare Entsprechung von Habitus und Klassenlage oder Existenzbedingung als Lohnabhängiger bzw. Selbständiger. Die Identität von Habitus und Struktur ist nach Bourdieu (1981: 171) nur ein „Sonderfall der möglichen Fälle im System der Beziehungen zwischen objektiven Strukturen und Dispositionen“. Daher lässt sich zum einen der Habitusbegriff auch nicht auf die anderen BGM anwenden, in denen keine eingeschliffe-nen Orientierungs- und Handlungsschemata zum Tragen kommen, die von bestimmten „Klassen sozialer Daseins- bzw. Erfolgsbedingungen“(Willems 1997: 93) regiert werden und zur QuasiNatur der Individuen geworden sind. Zum anderen fuhrt die Existenz als Lohnarbeiter oder Selbständiger nicht automatisch zu den BGM „Lohnarbeiterhabitus“und „Selbständigenhabitus“.

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  14. Charlotte Bühler definiert Selbstverwirklichung als „die Verwirklichung der besten Potenzialitä-ten eines Individuums, durch deren Entwicklung es sein innerstes Selbst zum Ausdruck bringt und nicht nur sich, sondern auch andere fördert und sich am kulturellen Schaffen beteiligt“(Bühler, 1962, zitiert n. Quitmann, 1991: 206). In diesem Sinne ist das Streben eines Akteurs nach Persönlichkeitsentwicklung durch Erfahrungsgewinn im Beruf nicht a priori im negativen Sinne des Wortes als „hedonistisch“zu verstehen, sondern durchaus mit moralischen und sozialen Anliegen vereinbar.

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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Kühn, T. (2004). Die Gestaltung der Berufsbiografie. In: Berufsbiografie und Familiengründung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80526-3_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80526-3_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14157-2

  • Online ISBN: 978-3-322-80526-3

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