Zusammenfassung
Lebenschancen beruhen aus soziologischer Sicht auf zwei Bedingungen: den objektiven Lebensverhältnissen auf der einen Seite und der subjektiven Wahrnehmung sowie Bearbeitung dieser Verhältnisse durch die handelnden Individuen auf der anderen Seite. In westlichen Gesellschaften gilt gemeinhin die Stellung im Arbeitsmarkt, der Zugang zu und die Teilhabe an Erwerbsarbeit als die entscheidende Bestimmungsgröße für die Verteilung von Lebenschancen. Dabei sind Arbeitsmarktverhältnisse Machtverhältnisse, die sich durch eine strukturelle Asymmetrie zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausdrücken. Historisch hat sich dieses Machtgefalle auf Seiten der Arbeitnehmer vertikal wie horizontal ausdifferenziert. Es entstanden sekundäre Machtverhältnisse, weil es Erwerbspersonen gelang, Leistungsqualifikationen zu monopolisieren und dadurch potenzielle Arbeitsmarktkonkurrenten vom Wettbewerb um Erwerbschancen auszuschließen. Eine in vielfacher Weise vertikal wie auch horizontal segmentierte Arbeitsmarktstruktur kennzeichnet nunmehr die Möglichkeiten, Zugang zu erstrebenswerten Gütern und Positionen zu erlangen, von denen ungleiche Macht und Interaktionsmöglichkeiten ausgehen. Dies führte nicht nur zu einer ungleichen Integration der Gesellschaftsmitglieder in den Arbeitsmarkt, sondern davon abgeleitet auch zu einer sozialen Schichtung und Milieubildung, durch die Lebenschancen umfassend begründet werden.
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Woll-Schumacher, I. (2004). Geschlecht und Lebenschancen. In: Pöttker, H., Meyer, T. (eds) Kritische Empirie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80500-3_7
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