Zusammenfassung
Rainer Geißler ist ein politisch engagierter Soziologe. Er betreibt Soziologie nicht im Elfenbeinturm, sondern will mit seinen soziologischen Erkenntnissen gesellschaftlich wirken. Zu seinem Generalthema — der Ungleichheit der Lebensverhältnisse in der modernen Gesellschaft — will er nicht bloß soziologische Beschreibungen und Erklärungen liefern, sondern auch politische Bewertungen abgeben. Mit dem Gebot wissenschaftlicher Werturteilsfreiheit hat er dabei keine Probleme. Die eigenen Wertmaßstäbe kommen bei ihm nur vor und nach dem eigentlichen Forschungsprozess zum Tragen: bei der Wahl seiner Themen und bei den — von den wissenschaftlichen Aussagen klar getrennten — politischen Schlussfolgerungen, die er zieht. Diese Schlussfolgerungen werden im Übrigen selten explizit ausgesprochen. Vor dem Hintergrund eines „sozialdemokratischen Konsensus“ (Dahrendorf 1979: 147–166), den man weit über sozialdemokratische Parteien im engeren Sinne hinaus zumindest bis vor kurzem fraglos unterstellen durfte, konnte Geißler seine soziologischen Befunde oftmals für sich sprechen lassen. Werte wie Chancengleichheit und Solidarität mit den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft waren hinreichend geteilt, um unmittelbar zu verstehen, was Geißler jeweils politisch sagen wollte.
Für hilfreiche Hinweise danke ich Eva Barlösius, Nicole Burzan und Ute Volkmann.
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Literatur
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Schimank, U. (2004). Kämpfe um Lebenschancen. In: Pöttker, H., Meyer, T. (eds) Kritische Empirie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80500-3_3
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