Zusammenfassung
Wechselwähler sind ein bewegliches und bewegendes Element in der repräsentativen Demokratie. Sie entziehen einer Partei ihre Stimme und geben sie einer anderen, so daß sie einer Seite einen Schaden zufügen und gleichzeitig einer anderen einen Gewinn bescheren. Folglich kann eine Partei, so es ihr gelingt, einen Wechselwähler zu werben, im Wettbewerb mit ihrer Konkurrenz mehr Boden gutmachen,- als wenn sie erstmals Wahlberechtigte oder ehemalige Nichtwähler für sich gewinnt oder ihre bisherigen Wähler mobilisiert. Für die politische Elite erscheint es daher ausgesprochen attraktiv, um Wechselwähler zu werben, und zwar um so intensiver, je mehr Bürger von der einen zur nächsten Wahl die Partei wechseln, da mit wachsender Wechselrate die Erfolgswahrscheinlichkeit direkter Abwerbungsversuche steigt und deshalb zugleich Versuche dringlicher werden, bisherige Wähler vom Wechsel abzuhalten. Diese Bemühungen verleihen dem politischen Wettbewerb weitaus stärker den Charakter einer direkten Auseinandersetzung zwischen konkurrierenden Parteien und Kandidaten, als wenn beispielsweise reine Mobilisierungsstrategien eingesetzt würden. Wechselndes Wahlverhalten spornt somit die politische Elite an, den Wettbewerb auf der Angebotsseite am politischen Markt zu intensivieren.
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Literatur
Derartige Untersuchungen beträten Terrain, das analytisch erst zugänglich gemacht werden müßte, da über die wechselwahlbezogene Wirkungen von Medien zwar zahlreiche Spekulationen, aber kaum gesicherte Erkenntnisse vorliegen. Beispielsweise wird vermutet, die Entwicklung des Mediensystems fördere das Dealignment (siehe Kepplinger 1998: 206–226), begünstige die Kandidatenorientierung beim Stimmverhalten (siehe Semetko/Schoenbach 1999, 2000), aber auch die Wechselwahl direkt (siehe etwa Holtz-Bacha 1996: 10; siehe aber auch Dreyer 1972; Dobson/St. Angelo 1975), ohne daß bisher versucht worden wäre, die verschiedenen Thesen aufeinander zu beziehen und in ein analytisches Modell zu integrieren.
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Schoen, H. (2003). Schluß. In: Wählerwandel und Wechselwahl. Studien zur Politikwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80478-5_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80478-5_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14066-7
Online ISBN: 978-3-322-80478-5
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