Zusammenfassung
„Der Rundfunk ist Dauergast, und mit einem solchen macht man bekanntlich keine Umstände. Das Leben geht weiter, als wäre er gar nicht da.“ So charakterisierte Rudolph Arnheim das Radio bereits 1936, und da waren Servicewelle und Formatuhr noch nicht erfunden. Der Dauergast ist auch an Wahltagen anwesend. Dies ist so selbstverständlich, daß es weitgehend unbemerkt bleibt. Deshalb scheint die Frage, wie die Bundestagswahl im Radio dargestellt wird, zunächst einmal wenig relevant zu sein. In der Wahrnehmung von Öffentlichkeit und Fachöffentlichkeit ist Radio ein Unterhaltungsund Nebenbei-Medium mit niedrigem publizistischen Anspruch, geringem Informationsgehalt und vernachlässigbarer politischer Wirkung. Das Radio überhört man gerne; darauf hat es sich mehr und mehr eingerichtet. Dementsprechend dünn gestrickt ist auch die Literaturdecke im Themenfeld Wahlen und Hörfunk (vgl. Meyer & Port, 1994), so daß dieses Gebiet zu einem weißen Fleck auf der Landkarte der kommunikationswissenschaftlichen Wahlforschung geworden ist (Holtz-Bacha, 1996, S. 34). Während Zeitungen (vgl. Schönbach, 1983) und Plakate (vgl. Lessinger, Moke & Holtz-Bacha in diesem Band) zumindest als „unterschätzte Medien“ anerkannt wurden, ist für das Radio eine solche Ehrenrettung noch nicht einmal versucht worden. Das war nicht immer so: So lange es noch ein neues Medium war, wurde ihm gebührende Aufmerksamkeit zuteil (vgl. z. B. Cantril, 1947; Lazarsfeld, Berelson & Gaudet, 1944; Merton, 1946; Berelson, Lazarsfeld & McPhee, 1954).
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Literatur
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Vowe, G., Wolling, J. (2003). Ein Tag wie jeder andere? Die Bundestagswahl 2002 im Radio. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die Massenmedien im Wahlkampf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80461-7_6
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