Zusammenfassung
Der Begriff der Parteiidentifikation (P., synonym oft: „Parteibindung“) und die damit zusammenhängenden theoretischen Aussagen wurden von der Forschergruppe um Campbell, Converse, Miller und Stokes eingeführt, die an der University of Michigan in Ann Arbor umfangreiche Studien zu den Präsidentschaftswahlen von 1948 bis 1956 betrieben. Diese führten zu wichtigen Publikationen (z.B. Campbell u. a. 1960) und begründeten die bis heute einflußreichste Forschungsrichtung der empirischen Wahlforschung. P. wird definiert als „…a psychological identification, which can persist without legal recognition or evidence of formal membership and even without a consistent record of party support“. Neuartig an dieser Definition ist, daß politische Parteien damit als affektive Bezugsgruppen für Individuen betrachtet werden. Neuartig ist ferner, daß der Begriff der (damals noch überraschenden) Erkenntnis Rechnung trägt, daß Wähler nicht etwa grundsätzlich für Wechsel zwischen den politischen Angeboten zur Verfügung stehen, sondern sehr viele bereits (lange) vor Beginn eines Wahlkampfs festgelegt sind. Während dies bei Lazarsfeld („The People’s Choice“) noch sozialstrukturell abgeleitet wurde („Index of Political Predisposition“), liefert der Begriff der P. eine sozialpsychologische Begründung für Wählerkonstanz, die kausal zwischen der sozialen Lage von Individuen und ihrem Wahlverhalten angeordnet ist (→ Wahlen/Wähler).
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Literatur
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Rattinger, H. (2002). Parteiidentifikation. In: Greiffenhagen, M., Greiffenhagen, S., Neller, K. (eds) Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80358-0_59
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