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Das Realismusproblem als Wirklichkeitsproblem bei Kaila

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Der Realismus im logischen Empirismus

Part of the book series: Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis ((WIENER KREIS,volume 27))

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Zusammenfassung

Wir verlassen nun wieder den Wiener Kreis und richten unser Augenmerk nach Finnland. Wie in anderen nordeuropäischen Ländern auch, stieß der logische Empirismus in Finnland seit den 1930er Jahren auf verstärkte Resonanz. Besonders deutlich dokumentiert sich dies in den Schriften Eino Kailas.

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Notes

  1. 1.

    Den in meinen Augen besten Überblick über Kailas Leben und Werk bieten nach wie vor die Darlegungen in von Wright (1979). Von Wright, den man als wichtigsten (unmittelbaren) Schüler Kailas bezeichnen kann, wurde später vor allem auf den Gebieten der Modallogik sowie der Handlungs- und Erklärungstheorie bekannt. Von Wrights wichtigster Schüler wiederum war Jaakko Hintikka, der selber noch bei Kaila Vorlesungen gehört hat (persönliche Mitteilung). Näheres zur finnischen Philosophie im 20. Jahrhundert in Haaparanta und Niiniluoto (2003) sowie in Manninen und Niiniluoto (2007).

  2. 2.

    In dem ein Jahr zuvor erschienenen Beitrag Der Satz vom Ausgleich des Zufalls und das Kausalprinzip finden sich bereits massive Einflüsse durch Edgar Zilsels (1916) erschienene Dissertation Das Anwendungsproblem. Eine eingehende (kritische) Diskussion der wahrscheinlichkeitstheoretischen Ansichten Kailas und Zilsels nimmt Feigl in seiner (unter der Betreuung Schlicks angefertigten) Dissertation vor (vgl. Feigl 1999, S. 89–108).

  3. 3.

    Damit soll nicht behauptet werden, dass Kaila der Erste war, der den Ausdruck ‚logischer Empirismus‘ verwendete. Von „logical empiricism“ ist beispielsweise schon bei dem amerikanischen Pragmatisten John Dewey im Jahre 1907 die Rede (siehe dazu Uebel 2013, S. 61). Und auch Hans Vaihinger nimmt in seiner 1911 erschienenen Philosophie des Als Ob eine Unterscheidung zwischen „naivem“ (psychologistischem) und „logischem“ (kritizistischem) Positivismus (den er als den ‚wahren‘ Empirismus betrachtet) vor (vgl. Vaihinger 1911, S. 295).

  4. 4.

    An späterer Stelle wiederholt Kaila diesen Einwand, und zwar diesmal in fast gleichlautender Form wie in dem oben zitierten Brief an Reichenbach vom 7. August 1929. Kaila schreibt: „Die philosophisch katastrophalen Thesen der Konstitutionstheorie – bezüglich der ‚Realität‘, der Zukunftsaussagen und der ‚echten‘ Wahrscheinlichkeitssätze usw. – sind letzten Endes eine Folge davon, dass mit einem ‚abgeschlossenen Protokoll‘ über die Grundelemente, einem nicht erweiterungsfähigen System von Elementaraussagen operiert wird“ (Kaila 1930, S. 72f.).

  5. 5.

    Vgl. Kaila (1930, S. 83): „Bei den obigen Betrachtungen glaube ich mich, der Grundtendenz nach, in Übereinstimmung zu befinden mit wichtigen Ergebnissen der tiefgründigen Forschungen Reichenbachs, durch die erst eine wirkliche Widerlegung einer jeden Aprioritätsphilosophie gegeben worden ist […]. Nur verstehe ich nicht, wie man das Wahrscheinlichkeitsprinzip als eine ‚metaphysische Annahme‘ bezeichnen kann.“

  6. 6.

    Anmerkungsweise sei darauf hingewiesen, dass Kailas Kritik am Carnapschen Konstitutionssystem sehr viel mehr umfasst, als hier dargestellt worden ist, so vor allem eine (sich am Zeitbegriff ausrichtende) Zurückweisung von Carnaps rein extensionaler Deutung von Relationen (vgl. Kaila 1930, S. 42–47) sowie einen (wie auch immer zu beurteilenden) Nachweis der Untauglichkeit des Verfahrens der sog. Quasianalyse (vgl. Kaila 1930, S. 47–70). Näheres zu diesen beiden Punkten bei Carus 2007, S. 209–218 und bei Siitonen 2010, S. 144–146. Carnap hat im Übrigen auf Kailas Kritik in Gestalt einer in der Zeitschrift Erkenntnis erschienenen Rezension des Kaila-Buches reagiert (vgl. Carnap 1931). Carnaps Resümee ist dabei ausgesprochen wohlwollend. Im Wortlaut: „Trotz der Meinungsverschiedenheiten, auch in grundlegenden Punkten, begrüße ich das Erscheinen von Kailas kritischer Studie mit Freude. Eine Schrift, die wie die vorliegende den Zusammenhang der Probleme gründlich betrachtet und klar durchschaut hat, gibt uns durch ihre verständnisvolle und scharfe Kritik eine wertvolle Förderung, für die wir dem Verfasser zu Dank verpflichtet sind“ (Carnap 1931, S. 77).

  7. 7.

    Den systematischen Hintergrund bildet dabei, was die Psychologie betrifft, wie gesagt, der gestalttheoretische Ansatz. So heißt es in den Studien zur Gesichtswahrnehmung des menschlichen Säuglings: „Für die atomistische, summative Psychologie mag es als eine Selbstverständlichkeit erscheinen, dass die Entwicklung überall – sowohl bei der Aktualgenese der Wahrnehmungen des Erwachsenen als auch bei der Ontogenese derselben beim Säugling – mit einzelnen stückhaften Daten, mit einem ungeformten Staub von Empfindungen oder Sinnesqualitäten anhebt, und dass alles Ganzheitliche an diesem Erlebnisstaub, mit der dazugehörigen Gliederung, Strukturierung, also Gestaltung, etwas erst später aus irgendwelchen neuen Quellen Hinzutretendes sei. Alle diejenigen neueren Forschungen jedoch, die sich zu einer Gestalttheorie, im allgemeinen Sinn dieses Wortes, zusammenschliessen, zeigen deutlich, dass jene atomistisch-summative Ansicht prinzipiell fehlerhaft ist. Ganz im Gegenteil zu jener Ansicht darf man jetzt annehmen, dass sogar die einzelnen Sinnesqualitäten erst im Lauf der Entwicklung als Differenzierungsprodukte auftreten […]“ (Kaila 1932, S. 24 f.).

  8. 8.

    Auch außerhalb der akademischen Welt stieß dieses Buch z. T. auf große Resonanz, so z. B. bei Ingmar Bergmann, der an einer Stelle schreibt: „Philosophically, there is a book which was a tremdendous experience for me: Eino Kaila’s Psychology of the Personality. His thesis that man lives strictly according to his needs – negative and positive – was shattering to me, but terribly true. And I built on this ground“ (Zitiert nach von Wright 1979, S. ix).

  9. 9.

    Im Vorwort seines Buches bezieht sich Bühler denn auch auf Kailas Wiener Aufenthalte in den Jahren 1932 und 1934: „Wir hatten auch zweimal ein Semester lang Herrn Kollegen Eino Kaila unter uns, der sich mit innerem Interesse meiner Sprachtheorie zuwandte und Anteil nahm an der Kritik der Prinzipien, wie ich sie einem ausgewählten kleinen Kreise zuerst vortragen durfte“ (Bühler 1982, S. xxx).

  10. 10.

    Im 1936er Beitrag heißt es dagegen noch: „Wenn von ‚physikalischer Wirklichkeit‘ die Rede ist, denkt der moderne Gebildete vielleicht in erster Linie an die Elektronen und Photonen, vielleicht sogar an die berühmte Unbestimmtheitsrelation von Heisenberg u. a. m. Von dergleichen Sachen soll hier jedoch nicht die Rede sein. Wir werden uns hier an die ‚naive Physik‘ des Alltagsdenkens und an die ersten Anfangsgründe des wissenschaftlich-physikalischen Denkens halten“ (Kaila 1936, S. 82).

  11. 11.

    Kaila bezieht sich hierbei auf entsprechende Ausführungen seiner (1939) erschienenen Studie Inhimillinen tieto, welche kürzlich unter dem Titel Human Knowledge: A Classic Statement of Logical Empiricism ins Englische übersetzt worden ist. Siehe dazu die Besprechung in Neuber 2016c. Im Übrigen ist Kailas politische Haltung während der Zeit des Zweiten Weltkrieges von bestimmten, der geostrategischen Lage Finnlands geschuldeten Schwankungen geprägt. Siehe dazu die erhellenden Ausführungen in Manninen und Strang (2010).

  12. 12.

    So schreibt Kaila an einer Stelle: „[E]s gibt Entscheidbarkeit, Verifizierbarkeit bzw. Falsifizierbarkeit nur in einem gewissen ‚lockeren‘ oder ‚schwächeren‘ Sinne; diese ‚gemilderte‘ Entscheidbarkeit ist eben die Prüfbarkeit“ (1941, S. 25).

  13. 13.

    In jüngerer Zeit hat Robert Nozick eine Ontologie der Invarianzen vorgeschlagen (vgl. Nozick 2001); doch dies nur am Rande. Was Cassirer anbelangt, ist interessant, dass dieser von Kaila mehrfach zitiert wird (vgl. z. B. – und vor allem – Kaila 1941, S. 47, Fn. 1), was u. a. damit zusammenhängen mag, dass Kailas Vater Erkki Kaila (welcher Erzbischof von Finnland war) im Jahre 1911 ein Buch über moderne Philosophie veröffentlichte, in welchem auch Cassirers Auffassung Erwähnung findet (vgl. Erkki Kaila 1911, S. 274 f.) und durch welches der junge Kaila auf Cassirer erstmals aufmerksam geworden sein könnte.

  14. 14.

    Unter dem Implikationswert eines Phänomens versteht Kaila dessen Vorhersagepotenzial bzw., genauer, „diejenige Zuverlässigkeit, mit der aus diesem Phänomen andere Phänomene induktiv gefolgert werden können“ (1936, S. 22).

  15. 15.

    Da als Beispiele für Sätze der Wissenschaftssprache hier ausschließlich Sätze der Physik herangezogen werden (und im Schlusskapitel überdies für eine bestimmte Form des Physikalismus argumentiert werden soll), können andere Sprachen als die der Physik (etwa die der Biologie) unberücksichtigt bleiben.

  16. 16.

    Zu den materiellen Körpern werden im Folgenden auch materielle Zustände und Ereignisse gezählt.

  17. 17.

    Wie man weiß, gibt es für Carnap keinen weiter ins Gewicht fallenden Unterschied zwischen Begriff (bzw. begrifflichem Konstitutionssystem) und Gegenstand (bzw. gegenständlicher Wirklichkeit). Siehe dazu Carnap (1928b), insbes. § 5.

  18. 18.

    Ganz in diesem Sinne heißt es denn auch bei Cassirer: „Wo immer ein System von Bedingungen gegeben ist, das sich in verschiedenen Inhalten erfüllen kann, da können wir, unbekümmert um die Veränderlichkeit dieser Inhalte, die Systemform selbst als Invariante festhalten und ihre Gesetze deduktiv entwickeln. Wir erschaffen dadurch ein neues ‚objektives‘ Gebilde, das in seiner Struktur von aller Willkür unabhängig ist: Aber unkritische Naivität wäre es, den Gegenstand, der auf diese Weise entsteht, mit den sinnlich wirklichen und wirksamen Dingen zu verwechseln. Diesem Gegenstand können wir nicht empirisch seine ‚Eigenschaften‘ ablesen; und wir bedürfen dessen nicht, da er in all seiner Bestimmtheit vor uns steht, sobald wir einmal die Relation, aus der er erwächst, in ihrer Reinheit begriffen haben“ (Cassirer 1910, S. 52 f.).

  19. 19.

    Thomas Mormann verdanke ich den Hinweis, dass Kailas realistisch motivierte Version des ‚Invariantismus‘ sich von Cassirers idealistischer Lesart schwer bzw. gar nicht unterscheiden lässt. Dem kann aber widersprochen werden. Denn anders als Cassirer legt Kaila, wie sich im nächsten Abschnitt zeigen wird, den Fokus auf die Theorie der Messung und somit auf eben denjenigen Bereich, in welchem das Sprechen über physikalische Gegenständlichkeit überhaupt erst einen empirisch aussagekräftigen Sinn erhält. Im Falle Cassirers indes bleibt letztlich unklar, wie er – einerseits – Begriff und Wirklichkeit sowie – andererseits – Mathematisches und Physikalisches voneinander zu unterscheiden gedenkt. Siehe in diesem Zusammenhang auch die Kritik in Schlick (2012) sowie die sich darauf beziehenden Ausführungen in Neuber (2012b, S. 182–204).

  20. 20.

    Eine ausführliche und ausgesprochen instruktive Diskussion der verschiedenen Formen physikalischer Invarianz findet sich in Wigner (1967, Kap. 1 bis 5).

  21. 21.

    Es ist, wie hier nur angedeutet werden soll, nicht auszuschließen, dass Kaila sich hier auf die von Arthur Eddington im Rahmen seiner (1927) gehaltenen Gifford Lectures vorgebrachte ‚tale of two tables‘ bezieht.

  22. 22.

    Realistische Idealisierungstheorien jüngeren Datums finden sich beispielsweise in McMullin 1985 und in Niiniluoto (1999, S. 135–144).

  23. 23.

    Als den Wegbereiter dieser Form des Holismus kann man Pierre Duhem ansehen. Vgl. Duhem (1998), insbes. Kap. 10.

  24. 24.

    Es ist durchaus bemerkenswert, dass die Theorie der Messung in den zu jener Zeit kursierenden logisch-empiristischen Konzeptionen eine gegenüber der Analyse der abstrakten Theorieentwürfe eher untergeordnete Rolle spielt. Kailas Beitrag kann vor allem auch in dieser Hinsicht als eine weitgehend eigenständige – sozusagen metrologisch fokussierte – Ausprägung des logisch-empiristischen Programms betrachtet werden. Das realistische Moment im wissenschaftstheoretischen Ansatz Kailas ist, wie sich noch zeigen wird, mit diesem messtheoretischen Fokus auf das Engste verknüpft.

  25. 25.

    Siehe in diesem Zusammenhang auch (mit explizit affirmativem Bezug auf Kaila) die Ausführungen in Kraft (1970, S. 96 f.).

  26. 26.

    Wie Hasok Chang in seiner brillanten Studie zur geschichtlichen Entwicklung des Temperaturbegriffs darlegt, liegt hier gewissermaßen auch die entsprechende wissenschaftshistorische Pointe. Chang schreibt: „Very few scientists making or using thermometers took [the conventionalist position; M.N.]. Indeed, most were realists in the sense that they believed in the existence of an objective property called temperature and persisted in wanting to discover how to measure its true values. If various thermometers disagreed in their readings, at most one of them could be right. The question, then, was which one of these thermometers gave the real temperature or the real or approximate degree of heat“ (Chang 2004, S. 59).

  27. 27.

    Dies hat auch Helmholtz schon so gesehen. Siehe dazu im Einzelnen DiSalle 1993 sowie Darrigol (2003).

  28. 28.

    Dass es Differenzen unter dem Gesichtspunkt des Ökonomieprinzips geben kann, erläutert Kaila anhand der verschiedenen Temperaturskalen und ihrer Anwendung im Kontext der Formulierung thermodynamischer Gesetze. Vgl. Kaila (1941, S. 96 f.).

  29. 29.

    Die klassische ‚invariantistische‘ (gruppentheoretische) Systematisierung der verschiedenen (sowohl euklidischen als auch nichteuklidischen) Geometrien findet sich in Felix Kleins Erlanger Programm von (1872). Siehe dazu im Einzelnen die Beiträge in Lizhen und Papadopoulos (2015).

  30. 30.

    Die genaue (wenngleich qualitative) Bestimmung des Temperaturbegriffs durch den der mechanischen Arbeit liest sich bei Thomson so: „If two bodies be put in contact, and neither gives heat to the other, their temperatures are said to be the same; but if one gives heat to the other, its temperature is said to be higher. The temperatures of the two bodies are proportional to the quantities of heat respectively taken in and given out in localities at one temperature and at the other, respectively, by a material system subjected to a complete cycle of perfectly reversible thermodynamic operations, and not allowed to part with or take in heat at any other temperature: or, the absolute values of two temperatures are to one another in the proportion of the heat taken to the heat rejected in a perfect thermo-dynamic engine working with a source and refrigerator at the higher and lower level of the temperatures respectively“ (Thomson 1882, S. 235). Mathematisch gefasst, kann dieser Zusammenhang als T 1 /T 2  = Q 1 /Q 2 dargestellt werden, wobei die Ts für die absoluten Temperaturen der isothermischen Prozesse stehen und die Qs für die in diesen Prozessen absorbierten und emittierten Wärmemengen. Um die entsprechende Temperaturskala etablieren zu können, bedarf es zusätzlich zu dieser Zuordnung der entsprechenden Bruchzahlen zu den Temperaturen dann noch der einen Konvention, dass der sog. Tripelpunkt des Wassers bei 273,16 K (bzw. 0,01 °C) liegt. Zu den weiteren Einzelheiten der thomsonschen Theorie siehe (Chang 2004, S. 173–219).

  31. 31.

    Zu den Details der geschichtlichen Entwicklung der kinetischen Theorie der Wärme vgl. die nach wie vor unübertroffene Rekonstruktion in Brush (1976). Zu einer dem Ansatz Kailas sehr nahe kommenden, auf dem Begriff der metrischen Struktur aufbauenden Interpretation des (im Kontext der statistischen Mechanik auf molekulare Energien reduzierten) Temperaturbegriffs vgl. Skow (2011).

  32. 32.

    In der bisher etablierten Kaila-Forschung ist dieser Aspekt, wie ich finde, nicht hinreichend gewürdigt worden. Es mag zukünftigen Bemühungen vorbehalten bleiben, hier entsprechende (auch über das in der vorliegenden, sich ja nur unter anderem und nicht ausschließlich mit Kaila befassenden, Studie Gesagte hinausgehende) ‚Nachbesserungen‘ vorzunehmen.

  33. 33.

    Wie Martin Carrier in diesem Zusammenhang sehr zutreffend schreibt, bleibt nach Reichenbach für die „Geometrie der Welt […] ein Spielraum, der durch Konventionen über Starrheit und Geradheit zu füllen ist“ (Carrier 2009, S. 131) und sich einer realistischen Deutung somit grundsätzlich entzieht.

  34. 34.

    Die folgenden Ausführungen entsprechen (zum Teil wörtlich) der Darstellung in Neuber (2012b, S. 211–213).

  35. 35.

    Siehe dazu v. a. auch Friedman (1983), insbes. S. 26 und Kap. VII sowie Carrier (2009, S. 161 ff.). Dem einzugliedern wäre dann auch die von Kaila im Kontext der Beschreibung geometrischer Strukturen zur Anwendung gebrachte Rede von der Variabilität der „Gausschen Krümmung des physikalischen Raumes“ (s.o.).

  36. 36.

    Oder wie es bei Friedman heißt: „There is no sense in which this metric is determined by arbitrary choice or convention“ (Friedman 1983, S. 26).

  37. 37.

    Dass stattdessen eine sog. Feldinterpretation geometrischer Größen anzusetzen ist, wird ausführlich dargelegt in Weyl (1923, S. 219–226). Siehe dazu auch Carrier (2009, S. 162–164).

  38. 38.

    So umschreibt beispielsweise Bartels die sich daraus ergebende Position des „metrischen Strukturenrealisten“ (Bartels 2005, S. 110) wie folgt: „Was Raumzeit-Modelle repräsentieren, sind nicht spezifizierte Raumzeitpunkte, sondern relationale (bzw. funktionale) metrische Rollen, die durch Ereignisse unserer Welt instantiiert werden können“ (ebd.). Und in eine ganz ähnliche Richtung geht Carrier, wenn er (sich ausrichtend an der Weylschen Feldinterpretation der geometrischen Größen) schreibt: „Im metrischen Realismus wird das metrische Feld als Darstellung der Raum-Zeit gesehen. […] Der metrische Realismus akzeptiert also das metrische Feld als ein physikalisches Feld, das eine ebenso reale Bedeutung besitzt und Teil kausaler Beziehungen ist wie etwa das elektromagnetische Feld, identifiziert dieses metrische Feld jedoch zugleich mit der Raum-Zeit-Struktur“ (Carrier 2009, S. 204 ff.).

  39. 39.

    Wie Kaila weiterhin ausführt, bedeutet die Abkehr von der Stetigkeitsvoraussetzung insbesondere „dass auch der letzte Rest des Apriori (im Kantschen Sinne), der auch in der Relativitätstheorie noch enthalten ist, abgelehnt wird. […] Bis zur Quantentheorie (ausschliesslich) ist diese apriorische Voraussetzung in allen physikalischen Theorien enthalten gewesen. Dass sie z. B. in der Relativitätstheorie enthalten ist, haben die Kantianer und die anderen Aprioristen wohl bemerkt“ (Kaila 1942, S. 158). Kaila bezieht sich dabei auf die einschlägigen Schriften Cassirers und – bemerkenswerterweise – Hermann Weyls.

  40. 40.

    Vgl. in diesem Zusammenhang auch Kailas (1962, S. 72, Fn. 1) explizite Kritik an der nach seiner Ansicht viel zu strikten Deutung der Übersetzbarkeitsthese durch C. I. Lewis in (u. a.) Lewis 1929.

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Neuber, M. (2018). Das Realismusproblem als Wirklichkeitsproblem bei Kaila. In: Der Realismus im logischen Empirismus. Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, vol 27. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-58025-8_9

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