Zusammenfassung
Nachdem sich nun herausgestellt hat, dass der Realismus im Kontext der Sprache eine Form der Internalisierung erfährt, die der realistischen Programmatik als solcher die Grundlage entzieht, stellt sich die Frage, welche Option dann noch verbleibt. Was den logischen Empirismus anbelangt, scheint das Potenzial bezüglich einer Integration des realistischen Programms nach allem, was bisher gesagt worden ist, de facto aufgebraucht zu sein. Doch dieser Eindruck ist verfehlt. Denn es gibt – neben der Schein- und der Sprachproblem-Perspektive – noch eine dritte logisch-empiristische Sicht auf den Realismus.
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Notes
- 1.
Folgt man etwa dem positivistischen Ansatz Machs (oder auch Kirchhoffs), dann geht es im Kontext der Gesetzes- wie auch Theoriebildung immer nur um die möglichst ökonomische Beschreibung der sich darbietenden Wahrnehmungs- und Empfindungsmannigfaltigkeit, nicht aber um deren ursächliche Erklärung. Siehe in diesem Zusammenhang z. B. (Mach 2008, Kap. III).
- 2.
Kraft selbst wurde (1938) die Lehrbefugnis entzogen, da seine Ehefrau jüdischer Herkunft war und er somit als „jüdisch versippt“ galt. Nach Kriegsende wurde er (1945) als Beamter der Wiener Universitätsbibliothek wiedereingestellt und 1947 zum außerordentlichen Professor ernannt. Zu seinen bekanntesten Schülern gehörten Paul Feyerabend, Ernst Topitsch und Ingeborg Bachmann, die bei Kraft mit einer kritischen Studie über Heidegger promovierte. Weitere Informationen zu Krafts Leben und unmittelbarer akademischer Wirkung bei Stadler (1997, S. 717 f.) und Vollbrecht (2004, S. 5–20).
- 3.
Es ist aus eben diesem Grunde für Kraft auch klar, dass es „nicht einen bloß terminologischen Unterschied ausmacht, ob man die physikalische Theorie einer objektiven Körperwelt instrumentalistisch oder realistisch auffaßt“ (S. 63). Wie aus den entsprechenden Fußnoten zu dieser Äußerung hervorgeht, sieht sich Kraft hier auf der Seite Feigls, Feyerabends und Grover Maxwells und in Opposition zu Ernest Nagel.
- 4.
Vgl. Kraft (1968b, S. 90): „Die Ergänzung der erlebten Wirklichkeit durch eine nicht-erlebte gibt die einzige Möglichkeit, um die Erlebnisse erklären zu können. Daher ist die Konstruktion einer Wirklichkeit außer der erlebten notwendig und muß deshalb als gültig anerkannt werden.“
- 5.
Vgl. Kraft (1968b, S. 51): „Nicht erst die theoretischen Begriffe der Physik enthalten Konstruktionen, sondern auch schon für die Welt der Alltags-Erfahrung sind sie wesentlich.“
- 6.
Wie man weiß, vertritt ja auch Bas van Fraassen einen sich ‚konstruktiver Empirismus‘ nennenden Standpunkt (vgl. van Fraassen 1980). Allerdings ist dieser, anders als der Standpunkt Krafts, in seinen Grundaussagen antirealistisch motiviert.
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Neuber, M. (2018). Das Realismusproblem als Wirklichkeitsproblem bei Kraft. In: Der Realismus im logischen Empirismus. Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, vol 27. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-58025-8_8
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