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Einleitung

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Cinéma brut

Part of the book series: Edition Angewandte ((EDITION))

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Zusammenfassung

„Die reine Dichtung, die reine Musik, der reine Roman widern mich an, nur das Unreine berührt mich“1, verkündete der französische Schriftsteller Alexandre Arnoux Mitte der 1920er Jahre, als sich in der Pariser Avantgarde alle Diskussionen um die ‚Reinhaltung ‘der Künste zu drehen schienen. Angefacht hatte diese Debatte der Literaturkritiker und Theologe Abbé Bremond: Bei seiner Antrittsrede in der Académie Française 1925 und in einem Artikel der Zeitschrift Nouvelles Littéraires plädierte er für eine neue Form von Dichtung, eine „poésie pure“, die er mit einer bestimmten Art zu beten verglich.2 In ihr sollten die nicht-narrativen Aspekte der Sprache in den Vordergrund rücken, ihre musikalisch-klanglichen Qualitäten, die Bremond von allen semantischen Lasten befreit wissen wollte. Ziel der „poésie pure“ war es freilich nicht, das Signifikantenmaterial als solches offenzulegen (wie es etwa die Futuristen mit ihrer Lautmusik oder die ‚Werke ‘der Dadaisten vorführten), sondern über die sinnliche Erfahrung von Sprache zur „réalité mystérieuse“ des Bezeichneten vorzudringen.3

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Literatur

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Jutz, G. (2010). Einleitung. In: Cinéma brut. Edition Angewandte. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-99150-3_1

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