Zusammenfassung
Das Phänomen der Selbsttötungsgedanken und -handlungen („suicidal ideation“ und „suicidal behavior“) hat im Laufe der Menschheitsgeschichte unterschiedliche moralische Bewertungen — von heroisierendem Verständnis bis zu scharfer Verurteilung — erfahren. Man hat sich dem Thema aus den verschiedensten Sichtweisen und Wissenschaft sbereichen — von der Genetik zur ethischen Philosophie, von der Soziologie zur Theologie, von der Tiefenpsychologie zur Rechtssprechung — genähert. Die Beschäft igung der Psychiatrie mit dem Suizid erklärt sich einerseits durch die Tatsache, dass — allen Postulaten von der „Freiheit zum Freitod“ zum Trotz — in mehr als 90 % der Suizide wie Suizidversuche zuvor eine psychiatrische Erkrankung vorgelegen hat und psychiatrische Störungen damit als zentrale Risikofaktoren suizidalen Handelns zu gelten haben. Zum anderen stellt die dynamische Denkeinengung (also die reduzierte Fähigkeit, auf alle dem Individuum sonst zur Bewältigung und Lösung von Problemen zur Verfügung stehenden kognitiven Strategien zurückgreifen zu können), welche der suizidalen Handlung in den allermeisten Fällen vorausgeht, als solche bereits einen (wenn auch oft nur krisenhaft -kurzdauernden) zumindest Psychose-nahen Zustand dar.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Weiterführende Literatur
Améry J (2004) Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod. Klett-Cotta, Stuttgart
Bronisch T (2002) Psychotherapie der Suizidalität. Thieme, Stuttgart
Durkheim E (1897/2006) Der Selbstmord. Suhrkamp, Frankfurt/Main
Harris EC, Barraclough B (1997) Suicide as an outcome for mental disorders. Br J Psychiatry 170: 205–228
Hawton K, Van Heeringen K (2000) The International Handbook of Suicide and Attempted Suicide. Wiley and Sons, Chichester
Henseler H (2000) Narzisstische Krisen. Westdeutscher Verlag, Opladen
Maris RW (2002) Suicide. Lancet 360: 319–326
Ringel E (2002) Der Selbstmord. Verlag Dietmar Klotz, Eschborn
Wurst FM, Vogel R, Wolfersdorf M (2007) Theorie und Praxis der Suizidprävention. Roderer Verlag, Regensburg
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2012 Springer-Verlag/Wien
About this chapter
Cite this chapter
Deisenhammer, E.A. (2012). Suizid und Suizidalität. In: Fleischhacker, W.W., Hinterhuber, H. (eds) Lehrbuch Psychiatrie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-89865-9_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-211-89865-9_11
Publisher Name: Springer, Vienna
Print ISBN: 978-3-211-89864-2
Online ISBN: 978-3-211-89865-9
eBook Packages: Medicine (German Language)