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Stammzellforschung — aus der Sicht der jüdischen Medizinethik

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Part of the book series: Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin ((SERM,volume 2))

Auszug

Im Judentum gibt es seit der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem keine zentrale Stelle mehr, die dynamisch die Ethik und das Religionsgesetz, die Halacha (wörtlich übersetzt: der Weg), definiert. In jeder Generation haben sich Religionsrechtsgelehrte, Rabbiner, darum gekümmert, den Weg zu erkunden, der es Juden ermöglicht, in ihrer Zeit und gesellschaftlichen Umgebung ein Leben nach den Vorschriften der Religion zu führen. Dabei müssen sie sich auch Fragen stellen, für die es keine direkten Vorgänger gibt, da sie sich aus nicht traditionell evolutionären wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben. Trotzdem ist es nicht erlaubt dogmatisch neue Regeln zu entwickeln, sondern sie müssen immer aus früheren Aussagen der offenbarten (de’oraitä) oder der rabbinischen (de’rabannan) Lehre unter Einbeziehung der neuen, meist außerreligiösen Erkenntnisse abgeleitet werden. Die offenbarte Lehre besteht aus der schriftlichen und der mündlichen Lehre. Die schriftliche Lehre ist insbesondere in den 5 Büchern Mosis (Pentateuch) festgeschrieben, aber auch den anderen Büchern des Tanach, der Bibel nach dem jüdischen Kanon (nicht ganz im Umfang des sogenannten „Alten Testaments“) entnommen. Zur offenbarten Lehre gehört auch noch der Teil der mündlichen Lehre, der die schriftliche Lehre nach den anerkannten hermeneutischen Regeln auslegt. Letztere sind in den 7 Regeln des Hillel oder den 13 Regeln des Rabbi Jischmael, die beide den Midrasch (Exegese) Sifre einleiten, formuliert. Die mündliche Lehre umfasst außerdem die rabbinischen Vorschriften. Sowohl offenbarte als auch rabbinische Vorschriften sind bindend; erstere können nur durch Bezug auf andere offenbarte Regeln in konkreten Fällen außer Kraft gesetzt werden, letztere auch durch gesicherte neuere Erkenntnisse.

Als Halacha (Mehrzahl Halachot) bezeichnet man die Gesamtheit der jüdischen religiösen Rechtvorschriften, aber auch die einzelne aus einem Rechtsgutachten stammende Entscheidung (siehe auch FN 4).

Die 13 Regeln des Rabbi Jischmael finden sich im Siddur, dem Gebetbuch für alle Tage, und werden im Verlauf des Morgengebets gelesen.

W. Bacher, S. Horovitz, Sifre, in Singer, Isidore, Alder, Cyrus et al (Hrsg), The Jewish Encyclopedia. Funk and Wagnalls (1901–1906), http://www.jewishencycloped ia.com/view.jsp?artid=698&letter=S.

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  1. W. Bacher, S. Horovitz, Sifre, in Singer, Isidore, Alder, Cyrus et al (Hrsg), The Jewish Encyclopedia. Funk and Wagnalls (1901–1906), http://www.jewishencycloped ia.com/view.jsp?artid=698&letter=S.

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Weisz, E., Weisz, W. (2008). Stammzellforschung — aus der Sicht der jüdischen Medizinethik. In: Körtner, U.H.J., Kopetzki, C. (eds) Stammzellforschung. Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin, vol 2. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-77512-7_12

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