Zusammenfassung
Der Zeitpunkt für das Erscheinen der kulturgeschichtlichen Studie Die Aktie als Bild von Irini Athanassakis könnte nicht seismografischer gewählt sein: George Soros, als ‘Finanzgenie’ allseits bewundert, obwohl er in vom Mainstream deutlich abweichender Weise philanthropisch engagiert ist und wegen seiner Kritik am „Marktfundamentalismus“ viele Gegner hat, spricht angesichts des weltweiten Börsentiefs zu Beginn des Jahres 2008 von „der größten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg“ (Der Standard, Wien, 23. Januar 2008). Großanleger sind sich weltweit einig: „Es ist schlichtirrational, was hier an den Börsen geschieht“, so etwa Georg Funke, Vorstandschef der Münchner Hypo Real Estate Gruppe, dem wie seiner gesamten Branche trotz drastischer Kurseinbrüche nichts anderes übrig bleibt, als weiterhin auf Vertrauensbildung zu setzen, denn „wir haben richtig gehandelt“ (Süddeutsche Zeitung, München, 19./20. Januar 2008). Gleichsam als Parallelwelt spielt auch der Kunstmarkt verrückt; nur explodieren in diesem Fall die Preise — so als ob nur noch an ‘die Kunst’ geglaubt würde. Das zum Thema, ‘Hoffnung’, ‘Erwartung’, ‘Gläubigkeit’ und seiner Geldfixierung. Bewertungen hängen bekanntlich von im Moment vorherrschenden Stimmungen ab, gerade auch in der Wirtschaft, angeblich die Szenerie von Rationalem schlechthin. Wie das Geschäft selbst läuft, ist bei Aktiengesellschaften oft bloß noch der ‘produktive’ Hintergrund. Verantwortlichkeit verliert sich zunehmend in anonymen Finanzkonglomeraten; vielfach wird bereits Personengesellschaften nachgetrauert, nur zwinge eben, ‘der Markt’ latent dazu, Kapital über Aktien zuzuführen.
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Reder, C. (2008). Nachwort: Société Anonyme. In: Die Aktie als Bild. Edition Transfer. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-75490-0_16
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