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Latente Verwirrung über Artefakte zwischen Bedürfen, Begehren (Wünschen) und Vertrauen

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Book cover Die Aktie als Bild

Part of the book series: Edition Transfer ((EDTRANS))

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Zusammenfassung

Nicht nur Jean-François Lyotard spricht von einer libidinösen Ökonomie,1031 nicht nur Pierre Klossowski vom Begehren als lebendiger Währung.1032 Schon bei Thomas von Aquin findet die Bürde knapper Ressourcen und unbegrenzter Bedürfnisse aufgrund der Vertreibung aus dem Garten Eden, des Moments des Erwachens des Begehrens, Erwähnung.1033 Ökonomie und Bedürfnisse bzw. Begehren scheinen untrennbar mitei nander verwoben. Gegenwärtig berichtet Norbert Bolz in seinem Konsumistischen Manifest1034 vom Umstand, dass moderne Gesellschaften Unzufriedenheit auf hohem Niveau kultivieren und das Streben nach Glück zum Ersatz für das Glück erheben. Bereits Albert O. Hirschman stellt fest, dass an die Stelle des pursuit of happiness die happiness of pursuit gerückt sei.1035 Aus dem Zweifel an der Sündhaftigkeit der vom Heiligen Augustinus angeprangerten Hauptsünden — Begierde nach Geld und Besitz, Machtgier (libido dominandi) und sexuelle Begierde1036 — hätte sich während der Renaissance die Überzeugung entwickelt, dass moralisierender Philosophie und religiösen Geboten nicht mehr zu trauen sei. Unruhe sei die Stabilitätsbedingung sozialer Systeme. Ein Begehren, das eigentlich unersättlich sei, bringe die „nötige Unruhe“ in die „Wirtschaft“. Neugier, Unbehagen Sensibilität und Unruhe würden zu Bedingungen für die „Stabilität der Gesellschaft“1037. Wie viel dieser Unruhe noch „gut“ oder gar „angenehm“ sei und wie diese für eine Ökonomie des sorgsamen „Haushaltens“ 1038 zu definieren sei, wird nicht näher ausgeführt.

Bedürfen und Bedarf selbst sind einerseits schwer fassbare und viel diskutierte, andererseits für das menschliche Überleben unausweichliche Kategorien.

Begehren, engl./frz. desir(e), gehört zu den Schlüsselbegriffen beim Verstehenwollen menschlicher Handlungsweisen und erzählt seinerseits unter anderem vom Wollen, Sollen und Müssen von Individuen und menschlichen Gruppen.

Jean-François Lyotard: Economie libidinale, Paris 1974.

Klossowski: Die lebende Münze.

Thomas von Aquin: Summe der Theologie, 3 Bde., in: Nikolaus Piper (Hg.), Die großen Ökonomen, Stuttgart 1996.

Norbert Bolz: Das konsumistische Manifest, München 2002, S. 89.

Hirschman: Leidenschaften und Interessen.

Herbert A. Deane: The Political and Social Ideas of St. Augustine, New York 1961, S. 44–56.

Hirschman: Leidenschaften und Interessen. S. 39ff.

Aristoteles gab der Ökonomie ihren Namen (olkonomia), und seine Ausführungen zu Ökonomie sind Bestandteil einer „praktischen Philosophie“, deren Thema die Frage nach dem „guten Leben“, nach dem Glück der Menschen, nach der bestmöglichen Ordnung des Gemeinwesens ist. Vgl. Peter Koslowski: Politik und Ökonomie bei Aristoteles, Tübingen 1993.

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© 2008 Springer-Verlag/Wien

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Athanassakis, I. (2008). Latente Verwirrung über Artefakte zwischen Bedürfen, Begehren (Wünschen) und Vertrauen. In: Die Aktie als Bild. Edition Transfer. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-75490-0_14

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-211-75490-0_14

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