Auszug
Ende des 19. Jh. wurde von Freud (1985) bereits der Begriff der Angstneurose geprägt. Der Begriff Neurose beinhaltet eine bestimmte angenommene Ätiologie. Freud selber hat seine eigenen Theorien zur Entstehung im Laufe seines Lebens immer wieder überarbeitet, erweitert und relativiert. Prinzipiell geht man in der psycho- analytischen Krankheitslehre davon aus, dass Neurosen durch negative Entwicklungsbedingungen in den vulnerablen Phasen der Kindheitsentwicklung entstehen. In den ersten Lebensjahren wird das heranwachsende Individuum vor bestimmte Entwicklungsaufgaben gestellt, die zunächst Angst auslösen. Durch eine adäquate Unterstützung der Umwelt ist das Kind in der Lage, diese Herausforderung zu verarbeiten und die damit zusammenhängende Angst zu verringern und zu integrieren. Erfährt das Kind in dieser Zeit aber Enttäuschungen, Entbehrungen, Kränkungen, dann kommt es in der Persönlichkeitsentwicklung zu Entwicklungsdefiziten oder zu einem ungelösten konflikthaften Erleben, das ins Unbewusste verdrängt wird. Wenn dann im Erwachsenenleben eine ähnliche Konfliktsituation auftritt, kann sich die unbewusste Psycho- dynamik reaktualisieren oder eine kompensierte Ich-Schwäche dekompensieren und so zur Symptombildung führen. Die Symptombildung ist nämlich ein neuerlicher Versuch, den Konflikt und die damit Versuch,den Konfliktund diedamit zu halten. Im Gegensatz zu den meisten anderen neurotischen Störungen wird bei den Angststörungen trotz der weiterhin unbewusst gehaltenen Konfliktangst doch auch eine Angst auf bewusster Ebene erlebt, die sich als Panik, Phobie oder übertriebene Sorge äußern kann (Riemann, 1961; Mentzos, 1984; Tress et al., 1985; Ermann, 2007; Klußmann und Nickel, im Druck).
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(2008). Ätiologie der Angsterkrankungen aus verschiedenen Perspektiven. In: Ängste, Zwänge und Belastungsreaktionen. Edition Ärztewoche. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-72011-0_1
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