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Über das elektronische Bundesgesetzblatt und die Folgen von Kundmachungsfehlern

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Recht Politik Wirtschaft Dynamische Perspektiven
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Auszug

Im Jahre 2003 hat der Bund sein Kundmachungswesen grundlegend umgestaltet. Die Reform ist in typisch österreichischer Manier im Wege eines Sammelgesetzes erfolgt. Eine in Art 1 des Kundmachungsreformgesetzes1 verpackte B-VG-Novelle hat die Kundmachungsbestimmungen unserer Verfassung gegenüber modernen Verlautbarungsformen geöffnet, und das als sein Art 4 erlassene neue „Bundesgesetz über das Bundesgesetzblatt 2004“ hat gleichzeitig die traditionelle Papierkundmachung abgeschafft: Seit 1. Jänner 2004 müssen die Gesetze und die wichtigsten sonstigen Rechtsvorschriften des Bundes im Internet verlautbart werden.

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Literatur

  1. BGBI I 2003/100.

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  2. Zur Akzeptanz vgl H. Stöger, Rechtsdokumentation nach der Einführung der amtlichen elektronischen Publikation, in Schweighofer ua (Hrsg), Effizienz von e-Lösungen in Staat und Gesellschaft(2005) 317 (319).

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  3. Laurer, Neues vom Bundesgesetzblatt, ÖJZ 2004, 521 (521).

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  4. Sie geht zurück auf das BGBIG 1996, BGBI 1996/660.

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  5. Erläuterungen zur RV 93 BlgNR 22. GP, 6 f.

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  6. Stelzer /Lehner, Recht im Internet? in Rechberger ua (Hrsg), Die elektronische Revolution im Rechtsverkehr — Möglichkeiten und Grenzen (2006) 29 (36). Zu den Implikationen vgl Wiederin, Die Kundmachung von Rechtsvorschriften im Internet, in Gruber (Hrsg), Die rechtliche Dimension des Internet (2001) 25 (31 f, 45 ff).

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  7. § 7 Abs 3 BGBIG verweist in diesem Punkt lediglich auf die verfassungsgesetzlich fixierten Kriterien der allgemeinen Zugänglichkeit und der vollständigen Ermittelbarkeit auf Dauer, die als allgemeine Rahmenbedingungen der Konkretisierung bedürfen. Aus § 11 Abs 2 BGBIG wird jedoch hinreichend deutlich, dass an eine Verpflichtung zur Wiederaufnahme der traditionellen Papierkundmachung im Wege der Herausgabe und Versendung gedacht war (vorschnell Bedenken im Hinblick auf Art 18 B-VG äußernd daher Wiederin, Kundmachung im Internet, Forum Parlament 2004, 43 [47 mit FN 16]). Offen bleibt jedoch, an welche Adressaten die Versendung erfolgen soll, nachdem es mit der Einstellung des Papiergesetzblattes auch keine Bezieher mehr gibt.

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  8. Die Grenze hiefür wird bei 24 Stunden anzusiedeln sein: vgl Laurer (FN 3) 531, und Stelzer/ Lehner (FN 7) 35.

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  9. Ebenso Laurer (FN 3) 531; Leitl/Mayrhofer/Steiner, Kundmachung und Zustellung im Internet, in Plöckinger ua (Hrsg), Internet-Recht (2004) 299 (309); Raschhofer, Virtuelle Kundmachung von Normen, ÖJZ 2005, 748 (750 f).

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  10. Erläuterungen zu RV 93 BlgNR 22. GP, 11, wo § 1 der Sozialversicherungs-Internetkundmachungsverordnung, SoSi 2001/198, als Vorbild für § 7 Abs 1 BGBIG sowie § 31 Abs 9 ASVG als Vorbild für § 8 Abs 1 BGBIG ausgewiesen sind.

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  11. Erläuterungen zu RV 93 BlgNR 22. GP, 4.

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  12. AB 243 BlgNR 22. GP, 3.

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  13. Adamovich /Funk/Holzinger, Österreichisches Staatsrecht Band 2 (1998) Rz 27.116; Berka, Lehrbuch Verfassungsrecht (2005) Rz 631; Hengstschläger, Kundmachungsmangel und absolute Nichtigkeit von Gesetzen, GS-Marcic (1974) 759 (769 f); Mayer, Das österreichische Bundes-Verfassungsrecht3 (2002) 287; Öhlinger, Verfassungsrecht6 (2005) Rz 1005; Pichler, Wer hat die Kundmachung von Verordnungen zu prüfen? JBI 1978, 561 (565 ff); VfSlg 12.547/1990, 13.623/1993, 15.550/1999, 15.948/2000 (LS), und jüngst VfGH 8.6.2000, V 4/96; VwSlg 9932 A/1979.

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  14. Prononciert Ringhofer, Prüfung und Anfechtung von Gesetzen und Verordnungen durch Gerichte, in Verfassung — Verwaltung — Gerichtsbarkeit (1977) 100 (103 f) und Aichlreiter, Österreichisches Verordnungsrecht Band 1 (1988) 164 ff, 179 ff; weiters Kail, Die Prüfung von Kundmachungsmängeln im Licht des BVG BGBI 1975/302, ÖJZ 1977, 309 (312 f); Klaushofer, Gehörig kundgemacht? ÖJZ 2000, 161 (169 f); Thienel, Art 48, 49 B-VG, in Korinek/Holoubek (Hrsg), Österreichisches Bundesverfassungsrecht (Loseblattsammlung) Rz 82, und Vergeiner, Die Kundmachung von Verordnungen nach derStVO 1960 durch Stra-ßenverkehrszeichen (Dissertation Wien 2005) 33 ff.

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  15. Adamovich, Die Prüfung der Gesetze und Verordnungen durch den österreichischen Verfassungsgerichtshof (1923) 49 ff; Adamovich/Funk/Holzinger (FN 17) Rz 27.118; Berka (FN 17) Rz 631; Ermacora, Der Verfassungsgerichtshof (1956) 257; Hengstschläger (FN 17) 775; H. Kofler/G. Kofler, Die Wirkung von Steuererlässen am Beispiel der EStR 2000, ZfV 2002, 166 (170); Muzak, Verfassungsrechtliche Aspekte des Modellversuchs „Außergerichtlicher Tatausgleich im Erwachsenenstrafrecht“, ÖJZ 1993, 690 (694); Pichler (FN 17) 568; Rack, Die Gehorsamsthese — ein Beitrag zum verwaltungsbehördlichen Normprüfungsrecht, ÖJZ 1971, 89 (94 ff); Wielinger, Die Bedeutung der B-VG-Novelle über die Erweiterung der Zuständigkeiten des Verfassungs-und des Verwaltungsgerichtshofes für Gemeinden, ZfV 1976, 64 (65); VwSlg 13.954 A/1993.

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  16. Klecatsky,Über die Kundmachung von Rechtsvorschriften, Beilage zu den Amtlichen Nachrichten der nö LReg vom 31.3.1958, 1 (5); Morscher, Absolute Nichtigkeit von Staatsakten, FS-Winkler (1997) 645 (657); Thienel (FN 18) Rz 84; Walter, Österreichisches Bundesverfassungsrecht (1972) 744; mit Abstrichen auch Novak, Die Fehlerhaftigkeit von Gesetzen und Verordnungen (1967) 59 ff.

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  17. VfSlg 2750/1954, 14.457/1996; Haller, Die Prüfung von Gesetzen (1979) 126 f; Mayer (FN 17) 287; Morscher, Entscheidungsanmerkung, JBI 1978, 662 (662 f); Muzak (FN 19) 693; Walter, Die Neuregelung der Verordnungs-und Gesetzesprüfung, in Mayer ua, Neuerungen im Verfassungsrecht (1976) 79 (84); Wielinger (FN 19) 65.

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  18. Ermacora /Klecatsky /Ringhofer, Die Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofes im Jahre 1954, ÖJZ 1956, 617(625); Novak (FN 20) 44 ff; Aichlreiter (FN 18) 179 ff.

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  19. Von verfassungswidriger Kundmachung war in VfSIg 1312/1930 und VfSlg 2598/1953 die Rede.

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  20. VfSlg 14.679/1996. Anders zuvor OGH in SZ 68/120.

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  21. VfSIg 14.605/1996, 14.679/1996, 15.035/1997, 15.133/1998, 15.164/1998. Anders noch implizit VfSlg 13.179/1992.

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  22. VfSlg 2985/1956, 10.911/1986.

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  23. Grundlegend Ringhofer (FN 18) 104 und Aichlreiter (FN 18) 179 ff.

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  24. VfSlg 1312/1930, 2598/1953, 8155/1977.

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  25. VfSlg 4497/1963, 5996/1969.

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  26. Vgl dazu VfSIg 2573/1953, 13.584/1993.

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  27. VfSlg 2378/1952, 14.938/1997, 17.404/2004 mit weiteren Nachweisen.

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  28. Aichlreiter (FN 18) 196 f, 850 f mit weiteren Nachweisen, der auch bei gänzlichem Fehlen eines Willensakts von einer geltenden und beachtlichen Norm ausgeht. Anders etwa Ringhofer (FN 18) 105.

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  29. Prägnant Klecatsky (FN 20) 5: „Ein Umkehrschluß aus dieser Bestimmung könnte logisch eindeutig nur zu dem Satz führen: Die Prüfung der Gültigkeit gehörig kundgemachter Gesetze steht den Verwaltungsbehörden zu“.

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  30. Novak (FN 20) 49 ff; Aichlreiter (FN 18) 177 ff.

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  31. Einen gewissen Ausweg aus diesem Dilemma bietet die Möglichkeit des VfGH, der Aufhebung nach Art 139 Abs 6 bzw 140 Abs 7 B-VG Rückwirkung beizulegen: Öhlinger, Die Verfassungsentwicklung in Österreich seit 1974, Zaö RV 1977, 399(446). Die Crux, dass eine Aufhebung zur Gänze durch Art 139 Abs 3 bzw 140 Abs 3 letzter Satz B-VG begrenzt wird, bleibt jedoch bestehen.

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  32. Kritik bei Aichlreiter (FN 18) 183 f, Potacs, Devisenbewirtschaftung (1991) 258 ff, und Hattenberger, Zur Grenzziehung zwischen Verordnung und Nicht-Verordnung, ZfV 2001, 546 (557 f).

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  33. VfSlg 7725/1975, 12.744/1991, 14.154/1995, 15.061/1997, 16.767/2002, VfGH 28.2.2006, V 102/05 mit weiteren Nachweisen.

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  34. VfSIg 2566/1953, 16.281/2001. Bedenken gegen eine Kundmachung durch individuelle Übermittlung auch in VfGH 7.10.1983, B 57/83; im Erkenntnis VfSlg 10.602/1985 ging der Gerichtshof infolge Aufhebung wegen materiellrechtlicher Gesetzwidrigkeit hierauf aber nicht mehr ein.

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  35. VfSlg 3130/1956, 4320/1962.

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  36. Zur derogatorischen Kraft gesetzwidrig kundgemachter Verordnungen VfSlg 15.549/1999.

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  37. Dazu Rill, Art 18 Abs 1 und 2 B-VG, in Rill /Schäffer (Hrsg), Bundesverfassungsrecht — Kommentar (Loseblattsammlung) Rz 99 ff.

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  38. Diese Differenzierung ist grundgelegt in VfSlg 7086/1973: Eine im Hinblick auf das Rechtsstaatsgebot hinreichende Kundmachung muss noch keine gesetzmäßige Kundmachung sein.

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  39. Dieser Beschluss ist nicht veröffentlicht, auch nicht im RIS. Über seinen Inhalt informiert jedoch VfSlg 16.152/2001.

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  40. Kelsen /Froehlich /Merkl, Die Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920 (1922) 183.

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  41. Adamovich (FN 19) 105; ders, Grundriß des österreichischen Staatsrechts2 (1931) 311 f; Adamovich/Spanner, Handbuch des österreichischen Verfassungsrechts5 (1957) 395; Walter, Zur Auslegung des Art. 89 (1) B.-VC, JBI 1961, 340 (342); Hengstschläger (FN 17) 763 f; Mayer (FN 17) 204; Öhlinger (FN 17) Rz 443; Walter (FN 20) 317, 744.

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  42. Zustimmend unter anderem VwSlg 46 F/1948, Haller (FN 21) 128 f, Klaushofer (FN 18) 164 f. Ablehnend Thienel (FN 18) Rz 85, Wiederin (FN 8) 47.

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  43. Tezner, Ueber die gehörige Kundmachung von Gesetzen nach österreichischem Verfassungsrechte, JBI 1887, 37, 49, 61, 75, 89, 101 (50 ff).

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  44. Vgl etwa Laband, Das Staatsrecht des Deutschen Reiches, Band 25 (1911) 57 mit FN 2. Repräsentativ für Österreich etwa F. K., Prüfung der Giltigkeit der Gesetze und Verordnungen nach österreichischem Staatsrechte, JBI 1873, 49, 104, 125 (50); Pfaff/Hofmann, Commentar zum österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuche Band 1/1 (1877) 131 ff; Stubenrauch/Schuster-Bonnot/Schreiber, Commentar zum allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuche, Band 18 (1902) 21; Ulbrich, Lehrbuch des Oesterreichischen Staatsrechts (1883) 403.

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  45. Lukas, Über die Gesetzes-Publikation in Österreich und dem Deutschen Reiche (1903) 229 ff.

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  46. Lukas (FN 49) 231. Ein beachtliches Argument für die Auffassung Tezners stellt hingegen der Umstand dar, dass im Bericht des VA des AH „die Richtigkeit und verfassungsmäßbige Form ihrer Verkündung“ nebeneinander angeführt sind (Die neue Gesetzgebung Österreichs [1868] 426). Diese Bemerkung ist aber allzu vieldeutig und kursorisch, um dem Verfassunggeber des Jahres 1867 unterstellen zu können, er habe die tradierten Fundamente der Institution Gesetzblatt antasten wollen. Zudem lässt sie sich auch so verstehen, dass der Kundmachung ein Substrat zugrunde liegen muss (so Thienel [FN 18] Rz 85).

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  47. Ebenso schon Gottlich, Zur gerichtlichen Prüfung der Kundmachung von Bundesgesetzen, JBI 1962,25 (27 f).

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  48. Vgl G. Winkler, Überleitung und Rezeption des deutschen Elektrizitätsrechts, JBI 1956, 573 (575 FN 12); anderer Ansicht Hengstschläger (FN 17) 763.

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  49. Vgl Art I AbGRmRefG, BGBI I 2002/97, der mit „Entwurf eines Bundesgesetzes über den unabhängigen Finanzsenat (UFSG)“ überschrieben war.

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  50. Vgl VfSlg 31/1921, wo der VfGH einen Beschluss des Tiroler Landtages nach Art 140 B-VG in Prüfung gezogen und mit der Begründung aufgehoben hatte, dass Verfügungen solchen Inhalts der Gesetzesform vorbehalten sind. Diese Entscheidung ist allerdings deswegen kritikwürdig, weil besagter Beschluss nicht im Landesgesetzblatt kundgemacht war.

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  51. Das gilt — entgegen Klaushofer (FN 18) 163 f und Thienel (FN 18) Rz 83 — auch für die Wiedergabe von Beurkundung und Gegenzeichnung. Im Unterschied zu Art 10 StGG über die Ausübung der Regierungs-und Vollzugsgewalt, RGBI 1867/145, ist dies im B-VG zwar als Kundmachungserfordernis nicht mehr ausdrücklich postuliert; es ergibt sich aber aus der Promulgationsfunktion der Beurkundung und dem Urkundencharakter des Gesetzblattes, der vor 1867 ebenso vorausgesetzt wurde wie nach 1918. Wer die Prüfung auf die Übereinstimmung zwischen Kundgemachtem und Originalurkunde erstreckt, muss überdies schon der nötigen Korrespondenz wegen auf ihren Abdruck Wert legen. Anders (allerdings zu einer Wiederverlautbarung) VfSlg 10.739/1985, wo der VfGH im Abdruck eines falschen Kontrasignatars einen Fehler ohne besonderes Gewicht sah, der Kundmachung volle Rechtswirksamkeit attestierte und das mit derselben Nummer versehene, aber die korrekten Namen enthaltene Austauschexemplar aufhob. Wäre dieser Fehler bei einem Gesetz unterlaufen, so wäre es meines Erachtens nichtgehörig kundgemacht.

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  52. Ebenso Schäffen Art 140 B-VG, in Rill /Schäffer (Hrsg), Bundesverfassungsrecht — Kommentar (Loseblattsammlung) Rz 19.

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  53. Bejahend Kolonovits /Zeleny, Die Reform des Bundesgesetzblattes, ÖJZ 1997, 730(734); verneinend Thienel (FN 18) Rz 80, wenn er Einschaltungen in den falschen Teil für berichtigungsfähig hält.

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  54. Meine gegenteilige Auffassung (Wiederin [FN 8] 47) gebe ich hiermit auf.

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  55. Laurer (FN 3) 531; Wiederin (FN 8) 47; Leitl/Mayrhofer/Steiner (FN 10) 314.

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  56. Wie hier im Ergebnis Stelzer /Lehner (FN 7) 36 f, wenn sie von fehlender Existenz im normativen Sinn ausgehen; anders Leitl/Mayrhofer/Steiner (FN 10) 314, die den VfGH an nicht gehörig kundgemachte Rechtsvorschriften gebunden erachten und deshalb der verfassungsgerichtlichen Prüfung und Aufhebung das Wort reden.

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  57. Vgl in vergleichbarem Zusammenhang (entfernte Straßenverkehrszeichen bzw unkenntliche Bodenmarkierungen) Aichlreiter (FN 18) 849; Tichy, Bodenmarkierungen als Kundmachungsmittel, ZVR 1984, 33 (40 f); VwSlg 9163 A/1976, 5628 F/1981.

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  58. Gegenteilig Stelzer /Lehner (FN 7) 37, die annehmen, dass ein nicht mehr existentes Gesetz von der Verwaltung nicht durch erneute Freigabe zur Abfrage wieder in Geltung gesetzt werden könne.

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  59. Vgl Lenhoff, Fehlerhafte, geltungslose und unanwendbare Gesetze, JBI 1933, 103(104); Thienel, Sanierung von Kundmachungsmängeln von Bundesgesetzen, ÖJZ 2001, 861 (869).

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  60. Anders Leitl /Mayrhofer /Steiner (FN 10) 313 f, die die nachträglich veränderte Verlautbarung im Anschluss an Thienel (FN 65) 869 f in eine fehlerhafte Berichtigung umdeuten.

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  61. So Thienel (FN 65) 869, Leitl/Mayrhofer/Steiner (FN 10) 313 f, und Berka (FN 17) Rz 631.

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  62. Träfe dies zu, so wäre es unzulässig, ein zunächst am falschen Ort, in der falschen Höhe oder mit der falschen Zusatztafel montiertes Straßenverkehrszeichen nachträglich richtig anzubringen oder ein umgefahrenes Zeichen wieder aufzustellen. Zur Möglichkeit der Sanierung von Kundmachungsmängeln VfSlg 5824/1968, 6346/1970, 8167/1977, 9535/1982.

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  63. So schon vor der Kundmachungsreform Wiederin (FN 7) 48; vgl nunmehr Leitl/Mayrhofer/ Steiner (FN 10) 314.

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  64. Vgl VfSlg 15.948/2000 und 16.853/2003, wonach Kundmachungen im Internet die Erfordernisse ausreichender bzw ortsüblicher Kundmachung nicht erfüllen; ferner statt vieler Rill (FN 41) Rz 103; Leitl/Mayrhofer/Steiner (FN 10) 303. Überzogen ist VfSlg 16.853/2003 auch soweit, als dort für die elektronische Kundmachung von Verordnungen eine bundesverfassungsrechtliche Ermächtigung gefordert wird. Das widerspricht der sonstigen Judikatur, in der der VfGH für die Kundmachung von Verordnungen selbst auf eine einfachgesetzliche Grundlage verzichtet (VfSlg 4856/1964; dagegen kritisch Mayer, Die Verordnung [1977] 28, und Rill [FN 41] Rz 104).

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  65. Kaum eine Mittelschülerin benötigt mehr als fünf Minuten, um im Internet das RIS zu finden: Es genügt, die Begriffe Bundesgesetzblatt oder Rechtsinformationssystem in ein gängiges Suchprogramm einzugeben. Auch juristisch nicht gebildete Senioren sind im Durchschnitt sowohl mit als auch ohne fremde Hilfe eher in der Lage, Kundmachungen im elektronischen RIS einzusehen als im konventionellen BGBI. Um die Texte auch zu verstehen, sind sie allesamt ohnehin auf juristischen Beistand angewiesen. Ähnliche Bewertung bei Klaushofer, Verfassungsrechtliche Aspekte einer Verordnungskundmachung im Internet, JRP 2003, 238 (240 ff).

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  66. Vgl die Praxis zu Anschlägen auf Amtstafeln, die im urbanen Raum rein virtuelle Publizität gewährleisten. Kritisch zuletzt Rill (FN 41) Rz 104 mit weiteren Nachweisen.

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  67. Raschhofer (FN 10) 749.

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  68. Ablehnend unter anderem VfSlg 6460/1971 („[F]ür die Annahme einer Erstarrung des technischen Vorganges der Kundmachung besteht kein Anhaltspunkt“) und Miehsler, Moderne Formen der Rechtsbereinigung und Verlautbarung von Rechtsvorschriften, Zaö RV 1972, 394 (412 f).

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  69. H. Eberhard, Die Kundmachungsreform 2004, JAP 2003/04, 187 (188 f); Leitl/Mayrhofer/ Steiner (FN 10) 301 f; Stelzer/Lehner (FN 7) 30 f.

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  70. Zu den Implikationen Stelzer /Lehner (FN 7) 37 sowie — sichtlich um Pointierung bemüht — Wiederin, Souverän ist, wer über das Rechtsinformationssystem verfügt, in Schweighofer ua (Hrsg), Effizienz von e-Lösungen in Staat und Gesellschaft (2005) 321 (327 f).

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  71. Vgl VwSlg 9163 A/1976, 5628 F/1981; VwGH 22.2.2006, 2003/17/0138; OGH in ZVR 1974/87, 1981/263 (allerdings jeweils nur im Leitsatz der ZVR); Aichlreiter (FN 18) 849; Dittrich/Tichy, Mangelhafte Erscheinungsbilder von Bodenmarkierungen und ihre Rechtsfolgen, ZVR 2004, 183 (186 f 190 f); Tichy (FN 63) 40 f; Vergeiner (FN 18) 58 ff mit weiteren Nachweisen.

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  72. OGH in ZVR 1983/338, 1987/51; OGH 25.1.2001, 2 Ob 15/01 x; OLG Wien in ZVR 1976/100.

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  73. In diesem Sinne für das Verwaltungsstrafrecht auch AB 360 BlgNR 2. GP, 26, zu § 5 VStG: „Dagegen dürfte der Lenker eines Kraftwagens dafür, daß er auf einer dem Automobilverkehr verschlossenen Straße gefahren ist, nicht bestraft werden, wenn ihm dieses Verbot nicht bekannt sein konnte, weil die Tafel, die es den Lenkern der Kraftfahrzeuge zur Kenntnis bringen soll, von der Straße entfernt worden war.“

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  74. VfSlg 7714/1975.

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  75. In der Lehre wird sie mitgetragen von Dittrich /Stolzlechner, Österreichisches Straßenverkehrsrecht3 (Lfg 1990) § 44 StVO Rz 6, 19 f.

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  76. Vgl im Übrigen die beachtlichen Argumente gegen die Verfassungskonformität des § 44 StVO bei Binder, Kundmachung von Verordnungen durch Verkehrszeichen, ZVR 1974, 33 (37 f).

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Wiederin, E. (2008). Über das elektronische Bundesgesetzblatt und die Folgen von Kundmachungsfehlern. In: Arnold, K., Bundschuh-Rieseneder, F., Kahl, A., Müller, T., Wallnöfer, K. (eds) Recht Politik Wirtschaft Dynamische Perspektiven. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-71299-3_36

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