Auszug
Russell Jacoby ist Historiker und Professor für Geschichte an der University of California in Los Angeles. Das kleine Edition-Suhrkamp-Taschenbuch (deutsche Erstausgabe des Werks war 1978) war während meines Psychologiestudiums (1977 bis 1983) der Geheimtipp, und es wird seinem Titel voll gerecht. Der Psychoanalyse-Boom in Zürich war damals in vollem Schwange, und Russell Jacoby zeigte in seinem Werk, wie die Psychotherapie und Psychologie die revolutionären Entdeckungen Freuds im Interesse sozialer Konformität und Anpassung „vergaßen“. Das Buch ist insofern ein Meisterwerk der Psychotherapie-Literatur, als es hellsichtig die heute weiträumig vorherrschende Tendenz des „Freud-Bashing“ (Freud-Prügelns) in ihrer unbewussten Absicht erkannte und minuziös beschrieb und analysierte: als eine Tendenz nämlich, die skandalösen und der Gesellschaft (und vor allem den herrschenden Kräften der Gesellschaft) unangenehmen Erkenntnisse der Psychoanalyse vergessen zu machen, gewissermaßen zu annullieren, um ihnen die revolutionäre Sprengkraft zu nehmen und eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung zu verhindern.
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Fäh, M. (2008). Russell Jacoby: Soziale Amnesie. In: Pritz, A. (eds) Einhundert Meisterwerke der Psychotherapie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-69499-2_44
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Print ISBN: 978-3-211-25214-7
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