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Authentizität als Hypothese und Material—Transformation eines Kunstmodells

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Das Bild zeigt das Bild selber als Abwesendes

Part of the book series: Edition Transfer ((EDTRANS))

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Auszug

Benettons visuelle Kampagnen der 1980er Jahre haben das Authentische auf der Ebene der Objekte erschüttert und der ‘hohen Kunst’-Sphäre ein Privileg genommen. Es ist nicht mehr das Werk, sondern die Methode, die darin originär und originell zugliech geworden ist, auch wenn Oliviero Toscani sie zunächst der Kunstsphäre entliehen, doch dann konzeptuell eigenständig transformiert hat. Daß das Authentische aus dem Reich der Massenmedien und dem mainstream der Popmusik in den letzten Jahren restlos verschwunden ist und nicht einmal mehr als Schein vorgespielt wird, markiert einen folgenreichen Einschnitt, der nicht den auf ihre Imago, auf das enteignete Bild reduzierten Stars geschuldet ist, sondern der egozentrischen Entfesselung der zu nahezu jeder Selbstüberlistung bereiten Rezipienten. Alles stimmt, sofern nur der Star als Bild anwesend ist, was wiederum davon abhängt, ob genügend Gläubige unter sich und mit sich sind, die ein Heir und Jetzt als Letztes und Einziges feiern. Es ist wie mit Rom, Santiago de Compostela, Chartres, Tschentschochau und Lourdes. Madonna singt nicht mehr auf der Bühne? Kein Problem, niemand tut das und erwarter das noch: „Es gibt kein richtiges Live im falschen“.1 Das hätte sich Bill Graham, der in gewisser Weise den Authentizitätsfetisch der Live-Konzerte Mitte der 1960er Jahre erst erfunden hat, nicht träumen lassen.2 Denn: „Ob der Star —sei es Britney, Kylie oder Madonna—singen kann oder nicht, ist den Fans im Moment des Live-Erlebens nicht wichtig; er ist für sie da, will angeschaut werden—das ist, was zählt. So verhält es sich ja eigentlich immer bei der Bewunderung von Stars, seit die weiblichen Fans der Beatles ihr Interesse an der Band durch ein ohrenbetäubendes Kreischen bekundeten, das die Musik selbst verschluckte.“3

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© 2007 Springer-Verlag Wien

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(2007). Authentizität als Hypothese und Material—Transformation eines Kunstmodells. In: Das Bild zeigt das Bild selber als Abwesendes. Edition Transfer. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-49340-3_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-211-49340-3_11

  • Publisher Name: Springer, Vienna

  • Print ISBN: 978-3-211-48960-4

  • Online ISBN: 978-3-211-49340-3

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