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Der Kampf um eine „Deutsche Logik“ von 1940 bis 1945 Ein Streit unter „Fach-Fremden“?

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Gentzens Problem
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Zusammenfassung

Zwei Dinge werden in diesem Kapitel betrachtet: Einerseits wird Gentzen ohne sein Wissen und Wollen zu einem unfreiwilligen Zeugen einer völkisch-rassistischen Grundlageninterpretation der Mathematik durch Steck und Requard gemacht und in eine Diskussion hineingezogen. Gentzen wird für eine völkische Begründung der Mathematik und dabei gegen H. Scholz in Stellung gebracht. Wie perfide das geschieht, wird hier ab Seite 196 beschrieben, ebenso die Ursachen und Gründe dafür.

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Notes

  1. Ich lese das Wort „Programm“ im Zusammenhang mit Hilberts Heidelberger Vortrag von 1904 „Über die Grundlagen der Logik und Arithmetik“ zuerst in Felix Kleins, Elementarmathematik vom höheren Standpunkte aus. Dritte Auflage. Erster Band. Berlin: Julius Springer 1924.

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  2. Die heutige Gesprächslage ist sehr schön nachzulesen im 5. Heft der Zeitschrift gegenworte: Gütesiegel für die Wissenschaft? Zur Diskussion über Qualität, Evaluierung und Standards. Berlin: Frühling 2000. — Das grundsätzliche Problem wird auch in dem Beitrag von GERNOT BöHME „Was ich nicht erforschen durfte“ nur gestreift.

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  3. Hans Sluga, Heideggers Crisis. Philosophy and Politics in Nazi Germany. Harvard University Press (Cambridge / MA) 1993.

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  4. Franz Neumann, Behemoth: The structure and Practice of National Socialism. New York: Oxford University Press 1944.

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  5. K. D. Bracher, Xv. Sauer, G. Schulze, Die nationalsozialistische Machtergreifung. Köln / Opladen 1960; vgl. auch K.-D. BRACHER, Die deutsche Diktatur. Entstehung, Struktur, Folgen des Nationalsozialismus. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1976 (5. Auflage).

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  6. Claudia Schorcht, Philosophie an bayerischen Universitäten 1933-1945. Erlangen: H. Fischer Verlag 1990.

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  7. Vgl. Michael GrüTtner, Eintrag „Wissenschaft“, S. 135-153, in: Wolfgang Benz et al. (Hrsg.), Enzyklopädie des Nationalsozialismus. München: dtv 1997. Zum administrativen Chaos als pars pro toto—Beispiel REINHARD BOLLMUS, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Stuttgart 1974.

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  8. Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik. Die politischen Ideen des deutschen Nationalismus zwischen 1918 und 1933, München 1962. S. 135f. Volker Peckhaus schildert, wie später auch H. Mehrtens u.v.a., schön die Unterwerfung, die Selbstausrichtung der mathematischen Institutionen und die Unwägbarkeiten ministeriellen und universitären Verwaltungshandelns. Aber es heißt auch: „Die genannten Beispiele belegen, wie sich die Vertreter der mathematischen Wissenschaft des ideologischen völkischen Gedankens bedienten, um tiefgreifende Veränderungen am status quo vermeiden zu können.“ (S. 78). Vgl. auch REECE C KELLY, Die gescheiterte nationalsozialistische Personalpolitik und die mißlungene Entwicklung der nationalsozialistischen Hochschulen, S. 61-76, In: Heinemann (Hrsg.), Erziehung und Schulung im III. Reich, Bd. II. Stuttgart 1980. — Peckhaus bemerkt zu recht (S. 18): „Wissenschaft ist nie eigentliches Thema Hitlerscher Äußerungen.“ Die Frage ist also, wie von einzelnen Personen oder kondensiert in Institutionen, deren Berichte und Gutachten diese „Winke“ Hitlers verstanden wurden. Methodologisch ginge es also bei der Erforschung der Geschichte um den Niederschlag der Hitlerschen Gedanken in Äußerungen, die in der Mathematik als Disziplin, die in Schriften von Mathematikern zu finden sind. Um dies nämlich erst zu erkennen, was Hitlersche Gedanken sind, geht Peckhaus einen anderen Weg: „Seine Ansichten zum Wissenschaftsbegriff müssen aus verstreuten Bemerkungen und allgemein pädagogischen Ansichten erschlossen werden.“ Genau das aber haben die Zeitgenossen nie getan (statt Lesemeister waren sie eher Lebensmeister). Aus der ex post-Interpretation kann vielleicht jemand erkennen, wer das Hitlersche „Programm“ am besten formuliert, mit eigenen Worten wiedergegeben, verbessert oder effektiv umgesetzt hat, aber dies interessiert hier nicht. Peckhaus selbst bezieht seine Quellen aus Reden bzw. deren Nachdrucken in Sammelwerken oder Traktätchenliteratur. Warum, frage ich mich, ist nie ein großes Buch, eine schöne Darstellung erschienen mit dem Titel „Wissenschaft im NS“ oder „Nationalsozialistische Mathematik“, warum Zeitschriften überall, kleine Abhandlungen, gedruckte Reden? Nicht nur weil man am Anfang war, keine Zeit hatte neben dem „Aufbau“, sondern, weil man auch keine Phantasie dort hineinsteckte. Und deshalb die Reden und Broschüren von Lenard, Stark, Max Steck, Dingler, Jaensch, Rust, Krieck, oder W. Müller — die wir alle kennen und bis zum Erbrechen zitieren—die aber von der akademischen Wissenschaft kaum oder gar nicht rezipiert wurden. Peckhaus stellt aber die Begriffe der Wissenschaft: Objektivität und Wahrheit — das ist sehr schön strukturiert geschehen — in eine geschichtliche Entwicklung, die auch Rust und Göring — speziell für die Wissenschaften vollzogen —, nämlich die von der Gesinnungsprotzerei zur „Objektivität“. Man fürchtete in den Institutionen vielleicht die „monokratische Durchsetzung“ (K. D. Bracher) eines Führerwillens und reagierte beispielsweise im „Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts“ mit der Einführung des „Arierparagraphens“ im Sinne des Berufsbeamtengesetzes auf der 36. Hauptversammlung vom 2. bis 7. April 1934 in Berlin. Von 3165 Mitgliedern waren 10 von der Maßnahme betroffen (Angaben nach Peckhaus 1984, S. 70). Karl Georg Wolff wurde von Bruno Kerst, einem Nationalsozialisten, ersetzt. Auf der 37. Hauptversammlung 1935 in Kiel trat der Verein dem NS-Lehrerbund bei. Den Einzelmitgliedern wurde empfohlen dem NSLB (National-Sozialistischer Lehrer-Bund) beizutreten. Und in der Folge beherrschte der NSLB das Wirken des Vereins. Wie die Eingliederung der Mathematik, d.h. der „Reichsverband Deutscher Mathematischer Gesellschaften und Vereine“, dem 1930 16 mathematische Gesellschaften und Vereine angehörten, kann bei Peckhaus 1984 (S. 73) nachgelesen werden. — Die gegenseitige Konkurrenz von Institutionen, Amt Rosenberg, Ahnenerbe, Reichsinstitute und dergleichen mag als Scheinpluralismus gelten, der gegebenenfalls beiseite tritt, wenn ein monokratischer Anspruch—sprich Staat, Partei, Hitler oder einer seiner Paladine — durchgesetzt wird. Wann er jeweils durchgesetzt wurde, von wem und mit welchen Ergebnissen: das hätte ich dann schon gerne gewußt. Ich denke aber, daß alles, was Hitler in der Wissenschaft durchgesetzt haben wollte, bereits durch die neuen Beamten-und „Blut“-Gesetze durchgesetzt wurde. Ich denke, daß die Tatsache, daß Hitler selbst wenig zur Wissenschaft bemerkt hat, die Interpretationen und die Ideen, den Führer darin zu führen, hervorsprießen ließen, von der Partei aber als fruchtlos angesehen wurde. Vgl. dazu Volker Peckhaus, Der nationalsozialistische „neue Begriff“ von Wissenschaft am Beispiel der „Deutschen Mathematik“ — Programm, Konzeption und politische Realisierung. Qualifikationsarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium. Philosophische Fakultät der RWTH Aachen 1984. — Allerdings lasse ich Meinungsverschiedenheiten nicht als Beispiel für Synkretismus gelten: Zu den internen Kämpfen des NS untereinander—von Freikorps, Fememord bis zu den Exzessen an dem Kreis um Röhm — vgl. SUSANNE MEINL, Nationalsozialisten gegen Hitler. Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz. Berlin: Siedler Verlag 2000. Dabei wird der Widerstandsbegriff nicht länger an moralische Integrität gebunden, und es wird nicht lange dauern, da wird A. Hitler als besonderer nationalrevolutionärer Widerständler des NS gefeiert; schließlich hat er nachweislich Röhm und Konsorten ausgeschaltet, während anderen nicht einmal Attentate gelangen ⋯ Das Widerständige der DMV gegen die „Deutsche Mathematik“ und ihre Zumutungen wird auch deutlich aus der Geschichte der DMV 1933-145. Vgl. den gleichlautenden Abschnitt in HELMUTH GERICKE, AUS der Chronik der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, S. 46 (2)—74 (30), in: JDMV 68 (1966).

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  9. Vgl. Joachim Perels, Die Abwehr der Erinnerung und die Zurückhaltung der Justiz. Über die geplante Aufhebung der NS-Unrechtsurteile und ihre Vorgeschichte. Kritische Justiz, Heft 3/97. Nomos Verlag: Baden-Baden 1997.

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  10. Vgl. Fußnote 11, S. 102.

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  11. Vgl. Bernd Rüthers, Die unbegrenzte Auslegung. Zum Wandel der Privatrechtsordnung im Nationalsozialismus. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1968.

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  12. Zur Problematik der Frage, ob es eine offizielle, verbindliche NS-Doktrin bis wenigstens 1933 gegeben hat und wie polyzentrisch sie ausgesehen hätte, vergleiche das informative Buch von THOMAS KLEPSCH, Nationalsozialistische Ideologie. Studien zum Nationalsozialismus, Band 2. Münster: LIT-Verlag 1990. Zum Begriff des Konglomerats vgl. MARTIN BROSZAT, Das weltanschauliche und gesellschaftliche Kräftefeld, S. 95-107, in: Martin Broszat, Norbert Frei (Hrsg.), Das Dritte Reich im Überblick. München: Piper Verlag 1989.

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  13. Man schlage einfach mal im „Nazi-Meyer“ (Meyers Konversationslexikon, das während der NS-Zeit entstanden ist) die entsprechenden Artikel zur „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ auf oder in der zehnten Auflage des „Philosophischen Wörterbuchs“ (1943 bei A. Kröner in Leipzig erschienen) auf, um eine kleine Ahnung davon zu gewinnen, wie weit und unterschiedlich die Weltanschauung, die Begriffe, diese Ideen-Cluster interpretierbar waren. Eine der Bestimmungen des Nationalsozialismus ergab sich aus denjenigen Menschen, die diesen Gewaltverhältnissen zum Opfer gefallen waren, sei es durch Emigration oder Tod, Verfolgung und Zwang, Leiden und Angst, Ohnmacht und geistige Starrheit. Das „Tagebuch“ von VIKTOR KLEMPERER (Berlin: Aufbau Verlag 1996) gibt Auskunft darüber, was an der NS-Weltan-schauung wirksam war, auf welche Weise und warum.

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  14. S. 12 f., zitiert nach Dr. med. habil. Lothar Stengel-v. Rutkowski. Dozent für Rassenhygiene, Kulturbiologie und rassenhygienische Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Medizinalrat am Thüringischen Landesamt für Rassewesen: Wissenschaft und Wert. Rede anläßlich der Arbeitstagung der Gaustudentenführung Thüringen am 8. Februar 1941 in Altenburg. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1941. Jenaer Akademische Reden, Heft 29. In Teilen abgedruckt S. 221 f., bei YVONNE KAROW, Deutsches Opfer. Kultische Selbstauslöschung auf den Reichsparteitagen der NSDAP. Berlin: Akademie Verlag 1997.

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  15. S. 10, in: Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus. Schriften der Deutschen Hochschule für Politik, Heft 3, Berlin 1935.

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  16. S. 118, Notker Hammerstein, Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur. München: C. H. Beck 1999.

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  17. ebenda S. 284.

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  18. S. 286, ebenda.

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  19. S. 287, ebenda.

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  20. Erweiterte Fassung eines Vortrages vor der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften im Harnack-Haus Berlin am 11. Mai 1934. Verlag B. G. Teubner in Dresden 1934.

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  21. Es ist deshalb nicht besonders glücklich, wenn man einen Vertreter einer Wissenschaft aufgrund unausgesprochener Kriterien herauspickt, ihn als „nationalsozialistisch“ betitelt und an der — meistens unglücklichen — Exegese an seinen Aufsätzen und Büchern und dem persönlichen Verhalten das ganze Fach messen möchte. Auch einzelne Dossiers helfen nicht weiter; vgl. GEORGE LEAMAN und GERD SIMON, Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS, S. 261-292, in: Jahrbuch für Soziologie-Geschichte 1992. Herausgegeben von Carsten Klingemann. Leske + Budrich: Opladen 1994.

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  22. Fritz Kubach war Heidelberger Kommilitone von F.A. Six und beide hatten Kontakt in den 1000 Jahren. (S. 83, LUTZ HACHMEISTER, Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six. München: Verlag C.H. Beck 1988).

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  23. Zu Erhard Tornier vgl. THOMAS HOCHKIRCHEN, Wahrscheinlichkeitsrechnung im Spannungsfeld von Maß-und Häufigkeitstheorie—Leben und Werk des „Deutschen“ Mathematikers Erhard Tornier (1894-1982), S. 22-41, NTM 6 (1998) und Leserzuschrift S. 257 NTM 6 (1998). Tornier, der mit Hasse zusammen eine Publikation 1928 verantstaltete, scheiterte politisch und fachlich nach 1933 in Kiel und Göttingen und ging endlich zu Bieberbach nach Berlin. Bieberbach stimmte ausdrücklich am 6. April 1938 einer Versetzung Torniers in den Ruhestand zu — sie wurde 1939 ausgesprochen —, damit dieser nicht einem Dienstverfahren unterliegen mußte. Tornier hatte wohl zuviel Eggers gelesen und wollte als Lanzknecht der NS-Bewegung in die Mathematik eingehen. Die NS-Bewegung scheint aber im Bereich der Mathematik ihre Anhänger, nach anfänglichen Erfolgen, eher tief zerrüttet zu haben. Die Geschichte der Deutschen Mathematik ist ja leider noch immer nicht geschrieben. Vor allem finde ich keine Dokumente aus der Perspektive der Opfer.

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  24. HERBERT MEHRTENS insinuiert, daß die „Deutsche Mathematik“ als Verteidigung gegen eine Abwertung der Mathematik durch Philipp Lenard ins Leben gerufen wurde (DERSELBE, Mathematik als Wissenschaft und Schulfach im NS-Staat, S. 205-216, in: Reinhard Dithmar (Hrsg.), Schule und Unterricht im Dritten Reich. Luchterhand: Neuwied 1995). Das ist m. E. nicht zu belegen. Ich halte die „Deutsche Physik“ für eine folgenschwere politische Größe, die jedoch fast keinen Einfluß auf die normale fachliche physikalische Forschung im NS-Deutschland hatte, abgesehen von der Opposition in den Physikalischen Blättern. Ich habe mir für die Jahre 1933 bis 1945 aus den Verlags-und Rezensionsverzeichnissen alle zur populären, also wissenschaftspolitisch und öffentlich wirksamen Physik rechenbaren Bücher (260) genommen und jedes zehnte daraufhin durchgeblättert, ob es Abstreifungen der „Deutschen Physik“ enthält, dann kann ich sagen, daß allerhöchstens 3% davon derartige Sätze als Zitat beinhalten — wenn man es aus den nachkriegszeitgeordneten Publikationen kennt wie ich. Was aber sagen die Zeitzeugen? Damalige Physiker und Kenner sahen Veröffentlichungsorte und wußten zu unterscheiden, was sie anrührten und lasen und was nicht. Nehmen wir ein Buch wie HEINRICH KöNENS „Physikalische Plaudereien“ (Bonn: Verlag der Buchgemeinde 1937) mit großer Auflage: da hat kein Nationalsozialist reinregiert, wenn auch in dieser fachlich sachlichen Sprache mitunter „sorgfältig“ formuliert wird. Aber die Leute, selbstverständlich nicht alle, lasen doch damals auch auf ganz andere Weise. Ich begehre mal eine Studie zu sehen—und die von Klaus Hentschel berührt dieses Thema kaum — die endlich mir widerspricht, indem sie quantitativ und qualitativ arbeitet und nicht bloß immer dieselben Zitate bringt, die damals kein Mensch gelesen hat. Man zeige mir die tatsächlich nachgewiesene Wirkungsmächtigkeit dieser Ideologie einer „Deutschen Physik“ in der deutschen Physik während des Nationalsozialismus im europäischen Vergleich. Ansonsten bin ich für ein „Niedriger hängen!“.

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  25. ERNST KRIECK, Philosophie, S. 29-31, in: „Deutsche Wissenschaft. Arbeit und Aufgabe“. Dem Führer und Reichskanzler legt die Deutsche Wissenschaft zu seinem 50. Geburtstag Rechenschaft ab, über ihre Arbeit im Rahmen der ihr gestellten Aufgabe. S. Hirzel Verlag: Leipzig 1939. Darin auch ein Hasse-Beitrag.

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  26. ebenda, ALFRED BAEUMLER, Philosophie, S. 33 (Die Rubrik Philosophie hat als einzige zwei Autoren und das allein zeigt die offene Konfrontation, die in der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Die Idee einer einheitlichen NS-Ideologie war für Zeitgenossen schon barer Unsinn).

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  27. Ein Ehrentag der deutschen Wissenschaft, Die Eröffnung des Reichsforschungsrats am 25. Mai 1937, Rede des REICHSMINISTERS RUST, S. 12ff. Herausgegeben von der Pressestelle des Reichserziehungsministeriums. Berlin 1937; vgl. auch: „Was er (der NS, EMT) bekämpft, ist die zum Grundsatz erhobene Weltanschauungslosigkeit, die Verwechslung von Objektivität mit jeder Haltung des Allesverstehens, welche die Kraft der Entscheidung lahmt und auch den unwürdigen Zustand der Welt rechtfertigt. (⋯) Die wahre Autonomie und Freiheit der Wissenschaft liegt darin, geistiges Organ der im Volke lebendigen Kräfte und unseres geschichtlichen Schicksals zu sein und sie im Gehorsam gegenüber dem Gestz der Wahrheit darzustellen.“ BERNHARD RUST, S. 12 ff., in: Schriften des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands. Das nationalsozialistische Deutschland und die Wissenschaft. Heidelberger Reden von Reichsminister Rust und Professor Ernst Krieck. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1936.

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  28. Bernhard Rust, Nationalsozialismus und Wissenschaft. S. 683, in: Hochschule und Ausland. Monatsschrift für deutsche Kultur und zwischenvölkische geistige Zusammenarbeit. Organ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes e.V. 14. Jahrgang, Heft 8, August 1936.

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  29. ebenda S. 686.

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  30. ebenda S. 688.

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  31. Bernhard Rust, Nationalsozialismus und Wissenschaft. S. 679-689, in: Hochschule und Ausland. Monatsschrift für deutsche Kultur und zwischenvölkische geistige Zusammenarbeit. Organ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes e.V. 14. Jahrgang, Heft 8, August 1936. Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung. Koreferat: ERNST KRIECK, Die Objektivität der Wissenschaft als Problem, S. 689-696, in: ebenda.

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  32. Es gibt zu Himmlers oder überhaupt zur NS-Wissenschaftsauffassung bis heute keine Untersuchung bis auf die treffende Analyse der volkskundlichen Ansätze des „Ahnenerbes“, vgl. WOLFGANG JACOBEIT (Hrsg.), Völkische Wissenschaft. Wien: Böhlau Verlag 1994; cf. besonders GISELA LIXFELD, Das „Ahnenerbe“ Heinrich Himmlers und die ideologisch-politische Funktion seiner Volkskunde; darin: „Zum Wissenschaftsbegriff Heinrich Himmlers und seines „Ahnenerbes“, in: Jacobeit 1994.

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  33. S. 635 f., Rede des REICHSDOZENTENFüHRERS REICHSAMTSLEITER PROFESSOR DR. SCHULTZE über „Grundfragen der deutschen Universität und Wissenschaft“ anläßlich der Einweihung der ersten Akademie des NS-Dozentenbundes zu Kiel vom 21. Januar 1938, in: F. A. Six (Hrsg.), Dokumente der deutschen Politik. Reihe: Das Reich Adolf Hitlers. Band 6/1. Berlin: Junker und Dünnhaupt. Vierte Auflage 1942.

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  34. S. 27f., in. PAUL RITTERBUSCH, Idee und Aufgabe der Reichsuniversität. Heft 8 der Schriftenreihe „Der deutsche Staat der Gegenwart“. Hrsg. von Carl Schmitt. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1935. Paul Ritterbusch (1900—Freitod am 26. 4. 1945) war Dozentenbundführer und Rektor der Universität Kiel. Er war Nachfolger von Carl Schmitt als Reichsgruppenleiter der Reichsfachgruppe Hochschullehrer im NSRB und seit 1940 Bevollmächtigter des REM für den Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften. Bis 1944 war er stellv. Amtschef im Amt Wissenschaft des REM. Zu seiner Biographie vgl. CHRISTIAN TILIZKI, Carl Schmitt in Berlin, S. 62-117, in: Siebte Etappe. Etappe — Zeitschrift für Politik, Kultur und Wissenschaft. Bonn: Oktober 1991. Ritterbusch war markiger Verfechter der „Entjudung“ der deutschen Wissenschaft und früher NSler. Ritterbusch leitete den „Kriegseinsatz der deutschen Geisteswissenschaft“ mit einer Publikationsoffensive mit circa 500 Wissenschaftlern (vgl. dazu genau FRANK-RUTGER HAUSMANN, „Deutsche Geisteswissenschaft“ im zweiten Weltkrieg. Die „Aktion Ritterbusch“ (1940-1945). Dresden: Dresden University Press 1998. Vgl. PAUL RITTERBUSCH, Wissenschaft im Kampf um Reich und Lebensraum. Vortrag zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung Stuttgart. Kohlhammer 1942. In den 21 Seiten ist auch nicht die Mathematik erwähnt.—Hr. Prof. Dr. Hausmann will mit seinem Buch u.a. die Kontinuität der Wissenschaft vom Nationalsozialismus in die Nachkriegszeit der BRD nachweisen). Bei Hausmann heißt es: „Als erstes Resümee aller Disziplinen kann man festhalten, daß grobe Verstöße gegen die Gebote der Objektivität und Neutralität bis auf wenige Ausnahmen (Philosophie, Staatsrecht, Zivilrecht u.a.) vermieden wurden, obwohl von allen Teilnehmern die Berücksichtigung rassenbiologischer Aspekte sowie ein Bekenntnis zur Superiorität des „Deutschen Geistes“ erwartet wurde.“ (S. 275).

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  35. Dingler hat von Eduard May das Prinzip der pragmatischen Ordnung übernommen (Prof. Dr. Peter Janich an EMT vom 15.7.1997). Die Abhängigkeiten dieser Münchner Gruppe, die eine innernationalsozialistische Alternative zur bestehenden „Deutschen Mathematik“ und „Deutschen Physik“ betreiben wollten, sind noch nicht untersucht. Dingler verteidigt nicht explizit die „Deutsche Mathematik“ von Vahlen, Bieberbach, Tornier oder Teichmüller, sondern bestimmt—er macht es Steck deutlich vor—ex negativo eine neue deutsche Mathematik, zu der er wesentlich seine „Begründung von Mathematik und Logik“ zählt. Wie Dingler sich das explizit vorstellt, ist in dem an Erbärmlichkeit kaum zu übertreffenden „Memorandum betreffend: Die Herrschaft der Juden auf dem Gebiete der Mathematik“ nachzulesen, das er mit einem Begleitbrief von P. Lenard 1933 an den Bayerischen Kultusminister sandte und sofort den Weg zum Preußischen Innenminister fand. So richtete das Ministerium genau den Blick auf die von Dingler angeregte Vernichtung der Göttinger Mathematik. Hugo Dingler war ein „widerlicher Charakter“, aber noch heute beschäftigen sich einige — ausschließlich deutsche Foscher — mit seinen Gedanken. Seine Faszination in Deutschland ist ungebrochen. KIRSTIN ZEYER („Die methodische Philosophie Hugo Dinglers und der transzendentale Idealismus Immanuel Kants. Mit einem Geleitwort von Ulrich Hoyer. Hildesheim: Olms 1999) verkündet: „Der nur wenigen bekannte Zeitgenosse Hugo Dingler (1881-1954) zeigt, daß subjektive Gründe nicht nur immer schon stillschweigend die Forderung nach Objektivität begleiten, sondern für den synthetischen Aufbau eines Systems der Erkenntnis sogar zwingend sind.“ Dieser These würden sich Krieck, Rust, Rosenberg, Frank und viele andere „Wissenschaftstheoretiker“ gerne anschließen. Dinglers vehementer „Certismus“, sein Streben nach Letztbegründung wurde schon immer richtig gesehen. Vgl. HERMANN NOACKS, Symbol und Existenz der Wissenschaft. Untersuchungen zur Grundlegung einer philosophischen Wissenschaftslehre. Halle/Saale. Max Niemeyer Verlag 1936: „Die Gewißheit (certitudo) höher zu schätzen als die Sicherheit (securitas) ist als nordisch-germanische Haltung sowohl im Heidentum als auch im Christentum (Luther) nachweisbar.“ Daraus ergibt sich ein Begriff der Wissenschaft als Weltanschauung. Der jenenser Wissenschaftler Frank Stäudner sieht die Dinglersche Ansicht so: „Ein stabiles Bild der Welt entsteht nur, wenn die ihm zugrundeliegenden Ereignisse reproduzierbar sind. Dies geschieht durch einen aktiven, kontrollierenden Eingriff in das Naturgeschehen, durch experimentelles Handeln. Reproduzierbar allerdings nur, weil der Meßprozeß und die Konstruktion von Meßgeräten auf ‚elementaren Form-und Wirkungsgestalten’ beruhen. Diese Elementarformen (Ebene, starrer Körper) sind daher unverzichtbar (normative Letztbegründung!) und finden im wesentlichen in der Euklidischen Geometrie und der Newtonschen Mechanik ihre begriffliche Formulierung. Ein weiteres Charakteristikum von Dinglers Darstellung ist die strikte Trennung von experimenteller Praxis und theoretischer Analyse. Weil die eigentliche wissenschaftliche Leistung im experimentellen Handeln zu sehen sei, kommt der Theorie nur die Rolle einer ‚Hilfswissenschaft’ zu — nämlich die ‚Zahlenwolke’ (= Meßtabellen, beide Zitate Dingler), das Produkt des Experimentierens, zu ordnen.“ Und was kann Dingler dafür, wenn die Weltanschauung des Nationalsozialismus für eine wissenschaftliche, kontrollierte Wissenschaft sich am besten eignet? Das wird man doch heute noch sagen dürfen! „Wir glauben nicht mehr, daß objektivgültige Erkenntnis der Wirklichkeit die geistige Haltung des ‚theoretischen Menschen’ voraussetze, der unberührt und unbeeinflußt vom Sturm des Lebens ein zurückgezogenes Gelehrtendasein führt; sondern wir nehmen umgekehrt an, daß im Kampf um die objektiv-geltenden Formen, in denen der Geist Macht und Gestalt gefunden hat, die Vorbedingung für ernste Besinnung und gewissenhafte Forschung, also für die Wahrheit menschlicher Welt— und Selbstauslegung zu suchen sei.“ (H. Noack, S. 226).

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  36. S. 10, STENGEL-V. RUTKOWSKI 1941, vgl. Fußnote 37.

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  37. Dr. med. habil. LOTHAR STENGEL-V. RUTKOWSKI. Dozent für Rassenhygiene, Kulturbiologie und rassenhygienische Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Medizinalrat am Thüringischen Landesamt für Rassewesen: Wissenschaft und Wert. Rede anläßlich der Arbeitstagung der Gaustudentenführung Thüringen am 8. Februar 1941 in Altenburg. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1941. Jenaer Akademische Reden. Heft 29.

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  38. S. 447, in: George Leaman und Gerd Simon, Die Kant-Studien im Dritten Reich, S. 443–469, Kant-Studien (85) 1994.

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  39. Carsten Klingemann, Wissenschaftskontrolle durch die „Hauptstelle Soziologie“ im Amt Rosenberg, “S. 230–243, hier: S. 230, in: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1990.

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  40. Dieses und das nächste Zitat in: JOSEF UND RUTH BECKER (Hrsg.), Hitlers Machtergreifung 1933. Dokumente vom Machtantritt Hitlers. München: dtv 1983, S. 117 f. und 138 f.

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  41. S. 385, in: NOTKER HAMMERSTEIN, Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur. München: C. H. Beck 1999.

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  42. ebenda, S. 360.

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  43. Walther Wüst, wissenschaftlicher Leiter des SS-Ahnenerbes, brieflich am 27. Februar 1939 an den Münchner Hochschulprofessor Kurt Schilling; zitiert nach S. 453, in: GEORGE LEAMAN UND GERD SIMON, Die Kant-Studien im Dritten Reich, p. 443-469, Kant-Studien (85) 1994. Zu Kurt Schilling vgl. GEORGE LEAMAN und GERD SIMON, Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS, S. 273-292, in: CARSTEN KLINGEMANN (Hrsg.), Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992. Opladen: Leske + Budrich 1994.

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  44. Das Werturteil in der politischen Wirtschaftswissenschaft, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik Bd. 153, S. 269.

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  45. Forschung zur Judenfrage 1, S. 28.

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  46. W.G. Korn Verlag: Breslau 1932.

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  47. 3. Auflage. Hanseatische Verlagsanstalt: Hamburg 1942.

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  48. Hans Frank, der Generalgouverneur Restpolens wünschte sich 1941 eine „zusammenfassende wissenschaftliche Erforschung des bürokratischen Phänomens“, und wie Werner Best, Adolf Eichmann oder Himmler war natürlich Max Webers Forschung der Schlüssel dazu (vgl. WERNER BEST, Grundfragen der Großraum-Verwaltung, S. 33-60, in: Festgabe für Heinrich Himmler. Zweite Auflage 1941).

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  49. Vgl. erhellend dazu CARSTEN KLINGEMANN, Soziologie im Dritten Reich. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1996.

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  50. Die schlechte Pathosformel von der „Sachlichkeit“ oder des „Sachzwangs“ in der Weimarer Republik werden ihrer Schicksalshaftigkeit entbunden von WILLIBALD STEINMETZ, Anbetung und Dämonisierung des „Sachzwangs“. Zur Archäologie einer deutschen Redefigur, S. 293-333, in: Michael Jeismann (Hrsg.), Obsessionen. Beherrschende Gedanken im wissenschaftlichen Zeitalter. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1995; und HELMUT LETHEN, Verhaltenslehren der Kälte. Lebensversuche zwischen den Kriegen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994.

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  51. dtv München 1964, S. 176.

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  52. Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 253, Frankfurt am Main: S. Fischer 1988.

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  53. Albert Speer, Erinnerungen. S. 382. Berlin: Ullstein 1969.

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  54. vgl. Mary Hesse, Reasons and Evaluation in the History of Science, p. 127–147, in: MIKULáS TEICH AND ROBERT YOUNG (eds.), Changing Perspectives in the History of Science. Essays in Honour of Joseph Needham. London: Heinemann 1973.

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  55. Das wird immer mit derselben Anekdote belegt. Auf einem Bankett 1934 fragte der „Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, den alten Hilbert: „Stimmt es denn wirklich, Herr Professor, daß Ihr Institut durch den Weggang der Juden und Judenfreunde so gelitten hat?“ Hilbert erwiderte: „Jelitten? Dat hat nich jelitten, Herr Minister. Dat jibt es doch jaanich mehr!“ (S. 159, ABRAHAM A. FRAENKEL, Lebenskreise. Aus den Erinnerungen eines jüdischen Mathematikers. Stuttgart 1967). „Auf die besorgte Frage des für die deutsche Wissenschaft zuständigen NS-Kultusministers Bernhard Rust anläßlich eines Festessens, das ihm die Universität Göttingen gab, ob denn das berühmte mathematische Institut unter den durch die „Arier“gesetzgebung bedingten personellen Veränderungen wirklich, wie man gelegentlich höre, etwas gelitten hätte, erwiderte der aus Ostpreußen stammende greise Professor David Hubert trocken „Jelitten? Ne, Her Minister, dat jibt es jar nicht mehr (⋯)“ (S. 122, BERNT ENGELMANN, Deutschland ohne Juden. Eine Bilanz. München: Schneekluth Verlag 1970). In anderen Versionen heißt es beispielsweise: „Ne, Herr Minister, det hat nich jelitten, det jibt es ja nich mehr.“ — Wer nennt die Quellen, zählt die Namen? „Hilbert besaß eine berühmte Sammlung von Grammophonplatten. Es gab kein Konzert, bei dem man ihn nicht in der vordersten Reihe hätte sitzen sehen. (⋯) Ein begabter Mathematiker, der eine Zeitlang sogar Hilberts Assistent war, gab seine Studien auf und wurde Schriftsteller. Hilbert, einige Jahre später nach dem Verbleib seines Schülers befragt, gab zur Antwort: „Ach, wissen Sie, der is Dichter geworden. Für die Mathematik hatte er nich jenuch Phantasie.“ (S. 35, PETER BAMM, Eines Menschen Zeit. München: Droemer-Knaur. 1972).

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  56. Zu Göttingen vgl. NORBERT SCHAPPACHER, Das mathematische Institut der Universität Göttingen 1929-1950, S. 345-373, in: Heinrich Becker et al. (Hrsg.), Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. München: K.G. Saur 1987. Die Vorgeschichte ist solide beschrieben von DAVID E. ROWE, “Jewish Mathematics“ at Göttingen in the Era of Felix Klein, p. 422-449, ISIS (1986) 77. DAVID E. ROWE, Klein, Hilbert, and the Göttingen Mathematical Tradition, p. 186-213, in: OSIRIS, 2nd series 1989 (5). Herausragend ist HERBERT MEHRTENS, Moderne — Sprache — Mathematik. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990. Erinnerungen erzählt SAUNDERS MACLANE, Mathematics at Göttingen under the Nazis, Notices of the American Mathematical Society, Volume 42, No. 10, October 1995, p. 1134-1138. Im Internet finden sich Kommentare dazu.

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  57. In einem Brief an mich vom 5. Mai 1997.

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  58. FR. KNOLL, Die Wissenschaft im Neuen Deutschland. Wiener wissenschaftliche Vorträge und Reden. Herausgegeben von der Universität Wien. Heft 1. Wien-Leipzig: Ringbuchhandlung A. Sexl 1942.

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  59. Notices of the American Mathematical Society, Vol. 42, No. 10, October 1995, p. 1134–1138, hier p. 1137.

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  60. Vgl. Volker K. Remmert, Griff aus dem Elfenbeinturm. Mathematik, Macht und Nationalsozialismus: das Beispiel Freiburg, S. 13-24, in: DMV-Mitteilungen 3/99.

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  61. Kurt v. Fritz u.a.

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  62. Vgl. VOLKER R. REMMERT, Griff aus dem Elfenbeinturm, a.a.O.; NORBERT SCHAPPACHER, Das Mathematische Institut der Universität Göttingen 1929-1950, S. 345-373, in: BECKER, DAHMS, WEGELER (Hrsg.), Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. München: K. G. Saur 1987, R. Siegmund-Schulze, u.v.a.

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  63. Vgl. MICHAEL FAHLBUSCH, Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-1945. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1999.

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  64. trotz der wundervollen Studien von Mehrtens, Siegmund-Schultze, Schappacher u.a.

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  65. 65_„Naturforschung und Medizin in Deutschland 1939-1946. Für Deutschland bestimmte Ausgabe der FIAT Review of German Science. Band 1: Reine Mathematik, Teil 1. Herausgegeben von WILHELM SüSS. Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach/Baden“. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung (W. Klemm): Wiesbaden 1948.

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  66. Reichserziehungsminister.

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  67. S. 1138. Vgl. auch zur geschichtlichen Entwicklung des Nationalsozialismus in der Mathematik CONSTANCE REID, Courant/Hilbert. New York: Springer 1976.

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  68. Manche Leser fühlen sich an Karl Jaspers „Die gegenwärtige Situation der Zeit“ erinnert. Das prüfe jeder selbst.

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  69. Johann Gottlieb Fichte, Über den Begriff der Wissenschaftslehre, Erster Abschnitt. §1, S. 21. Herausgegeben von Wilhelm G. Jacobs. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 1997.

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  70. JMDV 43 (1934) S. 81. Ich habe noch keine Untersuchung darüber gelesen, wie das Führerprinzip auf welche Zeitlänge hin welche Auswirkungen zeitigte. Wurde es durchgehalten? War es rhetorische Pose? Wie prägte das Führerprinzip faktisch die Arbeit von „Fach — Verband — Mathematiker“? Es kann nicht sein, daß Mathematikhistoriker den Geist unter den Mitgliedern einer Vereinigung durch ein paar — immer die gleichen werden zitiert — antreibende Zitate einiger, meist nur zweier Vereinsfunktionäre darstellen möchten. Diese Wunschvorstellungen einer deutschen Art der Mathematik war reines Wunschdenken, wenn überhaupt Zielvorstellung und nicht nur Lippenbekenntnis. Was aber genau und wie hatten diese Äußerungen mit Geist und Tätigkeit der einzelnen Mitgliedern zu tun? Was ist der Wert verbaler Treue-oder sonstiger Bekenntnisse? Die Mathematik täte gut daran zu lernen wie andere Vereine und Fachgruppen ihre Vergangenheit aufarbeiten, beispielsweise der Deutsche Alpen-Verein. By the way: Die Hälfte der deutschen Mediziner war am Ende der NS-Zeit Mitglied in der NSDAP. Wie hoch war der Organisationsgrad der Mathematiker? Zum Mißlingen der Tätigkeit von des aktiven Nationalsozialisten Bieberbach, Vahlen oder Stark als Wissenschaftsorganisatoren vgl. die entsprechenden Stellen in: NOTKER HAMMERSTEIN, Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur. München: C. H. Beck 1999.

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  71. Herbert Mehrtens, Angewandte Mathematik und Anwendungen der Mathematik im nationalsozialistischen Deutschland, Geschichte und Gesellschaft (Göttingen) 12. Jahrgang, (1986) Heft 3, S. 317–347, hier S. 324.

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  72. Herbert Mehrtens, Angewandte Mathematik und Anwendungen der Mathematik im nationalsozialistischen Deutschland, Geschichte und Gesellschaft (Göttingen) 12. Jahrgang, (1986) Heft 3, S. 317–347, hier Seite 330.

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  73. Bieberbach mag Hilbert 1925/6 stark kritisiert haben, weil dieser mit seinem — von Bieber-bach falsch verstandenem „Formalismus“—die Anschauung zurückgedrängt haben soll, aber ab 1941 unterstützte er Hubert über Scholz. Vgl. S. 205 ff., in: HERBERT MEHRTENS, Ludwig Bieberbach and „Deutsche Mathematik“, p. 195-241, in: Esther R. Phillips (ed.), Studies in the History of Mathematics. Studies in Mathematics, Vol. 26. The Mathematical Association of America 1987. Zum geistigen Umfeld Bieberbachs vgl. HERBERT MEHRTENS, Anschauungswelt versus Papierwelt. Zur historischen Interpretation der Grundlagenkrise der Mathematik, S. 231-276, in: Hans Poser und Hans-Werner Schutt (Hrsg.), Ontologie und Wissenschaft. Philosophische und wissenschaftshistorische Untersuchungen zur Frage der Objektkonstitution. Berlin: Technische Universität Berlin 1984.—Es ist aber völlig falsch, wenn es heißt: „Bieberbachs neue Kampagne ab Sommer 1933 war also auch der Versuch einer Revanche gegen „Huberts Programm“ auf der ganzen Linie.“ (S. 23, NORBERT SCHAPPACHER, Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die mathematische Forschung in Deutschland. Vorläufiges Material zu einer Antrittsvorlesung Bonn 8.6.1988, Version II). Wenn es so gewesen wäre, dann hätte er mit einem Schlag die Unterstützer eines Hubert Programms ideologisch zum Schweigen bringen können. Zu Bieberbachs Verhalten vgl. HERBERT MEHRTENS, „Was verstehen Sie von deutscher Wissenschaft?“ Das „Dritte Reich“ und die politische Moral der Naturwissenschaften, S. 181-200, in: Christoph Hubig (Hrsg.), Verantwortung in Wissenschaft und Technik. Berlin: Technische Universität 1990. NB: Wenn E. J. Gumbel den „Sauherdenton“ Bieberbachs kritisiert, dann soll nicht vergessen werden, daß es sich hierbei um eine Retourkutsche handelt. Der Erfinder des „Sauherdentons“ war der sozialdemokratische Professor Paul Lensch, der aufgrund seiner Leitartikel in der Leipziger Volkszeitung diesen Ehrentitel erhielt. Hugo Stinnes holte ihn deshalb an sein nationales Blatt, die Deutsche Allgemeine Zeitung, S. 94, in: PAUL FECHTER, An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen. Gütersloh: C. Bertelsmann Verlag 1949. — Auch DAVID E. RowE schreibt in seiner Rezension zu Gerd Fischers „Ein Jahrhundert Mathematik 1890-1990“ (Mathematical Intelligencer Vol. 13 (1991), No. 4 p. 70-74, hier: p. 73): “For example, they note Bieberbach—s role in the earlier battle that ensued when Hilbert sought to oust Brouwer from the editorial board of ‘Mathematische Annalen’, an episode recently chronicled by Dirk van Dalen in the ‘Mathematical Intelligencer’ (vol. 12, no.4). The authors (Schappacher und Kneser, EMT) conclude quite correctly that this battle and the whole intuitionist-formalist debate that echoed throughout the Weimar period carried broader political implications, and these set the stage for much of what followed during the early Nazi years.“ Ich erwarte Antworten darauf, warum der Intuitionismus nicht von wenigstens einem NS-Mathematiker als offizielle Grundlagenforschung öffentlich erwähnt oder — weitaus wichtiger — in seinen mathematischen Schriften benutzt worden ist. Ich erwarte eine Diskussion dieser “broader political implications“, die angeblich im Nationalsozialismus das Bühnenbild für die Auseinandersetzungen innerhalb der Mathematik gespielt haben sollen. Bieberbach aber verteidigte und ließ verteidigen: den Formalismus. Warum schalteten sich die anderen NS-Mathematiker sich nicht in diese Diskussion ein, sondern waren offensichtlich zufrieden mit den Ausführungen von H. Scholz? „Dass meinem Vater so viel Feindseliges nach dem Kriege entgegentrat, lag u. a. im persönlichen Bereich der Herren Einstein undPerron. Ich habe nirgendwo eine fachlich begründete Herabsetzung gefunden. Mein jüngerer Bruder, damals 5 Jahre alt, hat Herrn Einstein, als er uns mal besuchte, befragt, warum er in nackten Füßen in den Schuhen stand. Albernheiten und Eitelkeiten sind überall.“ (Ulrich Bieberbach, Oberaudorf, am 27.11.1998 an den Autor). Und diese Eitelkeiten — auf seiten Ludwig Bieberbachs — sind angeblich bezeugt durch Albert Einstein in einem Brief an Max Born aus dem Jahr 1919: “Herrn Bieberbach’s love and admiration for himself and his muse is most delightful.“ (Zitiert nach NORBERT SCHAPPACHER, The Nazi era: the Berlin way of politicizing mathematics, p. 131, in: H. G. W. Begehr et al. (eds.), Mathematics in Berlin. Basel: Birkhäuser 1998. Dort keine Quellenangabe). Der Text im deutschen Original bei Einstein geht allerdings weiter und ich habe in Erinnerung, daß Einstein ausdrücken wollte, daß Bieberbach ganz wie ein klassischer Gelehrter aus vergangenen Zeiten, ein „Original“, nur auf seine Fachinteressen hin lebt. In den zwanziger Jahren war Bieberbach ja auch mit H. Weyl bekannt und sie tauschten Briefe aus (vgl. Teilnachlaß L. Bieberbach). Ein Antisemit scheint er damals nicht gewesen zu sein. Das Bild, daß in diesem Sammelband von Ludwig Bieberbach vor uns erscheint (vgl. die im Register erwähnten Stellen) ist das eines eitlen Geometers, der in der Weimarer Republik loyal zur Republik stand, der aber verletzbar war durch Bemerkungen von Issai Schur und anderen Situationen. Mir scheint, daß sein aktives Eintreten für den Nationalsozialismus als einer ihrer Wortführer innerhalb der mathematischen Gemeinschaft beflügelt war durch die Gelegenheit, Rache üben zu können an allen, die ihm jemals — bewußt oder unbewußt — Schmach angetan hatten oder deren Stil wie Landau ihm zu langwierig und langweilig waren. Auch die Verteidigung des Hilbertschen Programms und speziell die Metamathematik gegen die Angriffe des Geometers Max Steck scheinen sich auch zu speisen aus einer vielleicht persönlichen Aversion gegen einen Hochschulgeometer, der sich anmaßt, Richter zu spielen auf einem Universitätsgebiet. Seine Eitelkeit ließen es vielleicht auch nicht zu, geniale Schüler zu fördern oder überhaupt jemanden um sich zu haben, der mal Anspruch auf diejenigen Ehrenämter haben könnte, wie er sie innehatte. Ich betone, daß dies nur ein Motivstrang sein kann in einem vielsträhnig gedrillten Lynchseil, mit dem er andere zu erdrosseln gedachte. In der Tat versammelte er NS-Mathematiker um sich: Teichmüller, Tornier, Weber oder Geppert. Und dies vielleicht, weil er in der Nähe des Ministeriums in Berlin saß, sich davon Ehre versprach als Begründer einer neuen Tradition und was man noch mehr darüber spekulieren könnte. Es gibt eine Geschichtsschreibung, die im Eintreten Bieberbachs für den Nationalsozialismus eher alte Schlachten geschlagen sieht, selbstverständlich ohne jeden Nachweis dieser These, die durch ständige Wiederholung deshalb nicht plausibler wird. Schappacher wiederholt (NORBERT SCHAP-PACHER, The Nazi era: the Berlin way of politicizing mathematics, p. 131, in: H. G. W. Begehr et al. (eds.), Mathematics in Berlin. Basel: Birkhäuser 1998.), daß Bieberbach seit des ICM-Kon-gresses in Bologna 1928 auf Seiten Brouwers gegen Hilbert gestanden habe. Schappacher sieht sogar 3 grundsätzliche Konflikte in dieser Kontroverse, wovon eine sei: “the debate about intuitionism vs. formalism, which Bieberbach could share in, on Brouwer’s side, thanks to his predilection for the geometric approach over the algebraic one, and his emphasis of the role of intuition in mathematics.“ Nur schlug sich Bieberbach explizit, der die Linie von Felix Klein vertrat, dann — als es wirklich darauf ankam — auf die Seite des “formalism“, auf die Seite von Hilbert, Scholz, Schröter, Ackermann, Gentzen, etc., so wie Hasse dies ebenso getan hatte. Für die These von Schappacher und Rowe gibt es keinerlei Hinweise

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  74. „Ist die reine Anschauung Grund und Boden der Mathematik, so ist die Axiomatik ihr Betonfundament und die Logik ihre Eisenkonstruktion. Deshalb ist die Arbeit Hilber’s nicht nur wünschenswert, sondern sie ist sogar notwendig.“ (S. 15, in: GEORG HAMEL, Über die Philosophische Stellung der Mathematik. Akademische Schriftenreihe der Technischen Hochschule Charlottenburg, Heft 1. Herausgegeben von der Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin 1928). Wenn Georg Hamel Mathematik als Mittel zur Erlangung von Zucht und Ordnung sah—auch Hubert sah in der Mathematik auch immer eine ethische Komponente—und in der Befolgung des mathematischen Geistes eine heroische Haltung zur Gegenwart sah, dann ist es der Schwulst einer rhetorischen Anlehnung an die vermeintlichen Erfordernisse des NS, aber es hat seinen wahren Kern in der Ideologie der mathematischen Ausbildung von Soldaten und Offizieren seit Scharnhorst. Georg Hamels Berliner Vortrag vom 17. Oktober 1933 „Die Mathematik im Dienste des Dritten Reiches, ein weiterer Beitrag zur philosophischen Grundlegung der Mathematik“ war mir nicht zugänglich (Quelle: HANS HARTMANN, Denkendes Europa. Ein Gang durch die Philosophie der Gegenwart. Berlin: Batschari-Verlag 1936; S. 124). Handelt es sich dabei vielleicht um G. HAMELS Beitrag „Die Mathematik im Dritten Reich“, in den Unterrichtsblättern für Mathematik und Naturwissenschaften 1933 “(Bd. 39)? — In den „Unterrichtsblättern für Mathematik und Naturwissenschaften“ veröffentlichte nach LUDWIG BIEBERBACHS „Persönlichkeitsstruktur und mathematisches Schaffen“ (1934) auch WALTER DuBiSLAV „Der universale Charakter der Mathematik“ (1935).

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  75. „Jetzt war also die Frege-Krisis ergänzt durch eine Hilbert-Krisis von wesentlich demselben Rang. Um so denkwürdiger ist die Tatsache, daß auch diese Krisis hat überwunden werden können. Dies ist gelungen durch die Entdeckung von Gentzen, daß der finitäre Charakter einer Schlußweise, auf den es entscheidend ankommt, unabhängig davon ist, ob sie unter die Schluß-weisen einer formalisierten Zahlentheorie fällt oder nicht. Nur das Hilbertsche Restriktionspostulat kann in seiner ursprünglichen Bedeutung nun nicht mehr gehalten werden. Hilbert ist aber noch nicht erschöpft“ (wegen des Entscheidungsproblems, EMT), HEINRICH SCHOLZ, Zum gegenwärtigen Stande der mathematischen Grundlagenforschung (Rezension von STEPHEN COLE KLEENE, Introduction to Metamathematics. North-Holland: Amsterdam 1952), S. 322-331, hier S. 327, in: Archiv für Philosophie 5/3. Herausgeber: Jürgen v. Kempski. April 1955. Stuttgart: W. Kohlhammer.

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  76. Leider in den Jargon der deutschen Sprache übergegangen. Verlöre ein Bauer eines Erbhofes seine Ehrbarkeit oder seine Wirtschaftsfähigkeit, so könne er „abgemeiert“ werden, d.h. ihm könnten Verwaltung und Nutznießung, unter Umständen auch das Eigentum am Hofe entzogen werden. Vgl. Reichserbhofgesetz vom 29.9.1933 und die Ergänzungen.

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  77. Im Auftrage des „Reichsverbandes Deutscher Mathematischer Gesellschaften und Vereine“ hrg. von A. DORNER. 3. durchgesehene Auflage. Moritz Diesterweg: Frankfurt am Main 1935/36.

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  78. z.B. Rechenbücher für die Volksschule.

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  79. Dresden: Ehlermanns 1937.

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  80. Vgl. die beiden biographischen Angaben für die Rubrik „Nationalsozialistische Mathematik“ S. 1 in „Leben im Dritten Reich“ Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung 1989. Es handelt sich um Brennecke, Handbuch für die Schulungsarbeit der HJ, S. 53 und „Mathematik im Dienste der nationalpolitischen Erziehung“, zitiert nach KURT ZENTNER, Illustrierte Geschichte des Widerstandes in Deutschland und Europa 1933-1945. Südwest Verlag: 2. Auflage München 1965, S. 348. — Wir sehen uns als Kontrast das Jahr 1957 in der Bundesrepublik an. Was erscheint? ROBERT SCHMIDT, Praktische Ballistik. Artilleristisches Rechnen, Einführung in die Ballistik und in die Lehre von der Treffwahrscheinlichkeit. Das ist das Beiheft 1 der Wehrtechnischen Monatshefte. Verlag E.S. Mittler & Sohn: Berlin und Frankfurt/Main 1957. Neuauflagen wie Kutterer, Ballistik (Vieweg 1957) oder Athen, Ballistik (Quelle & Meyer 1957) gehen zurück auf die Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf das Schießen aus dem Jahr 1906 (EBERHARD VON SABUDSKI, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Stuttgart) und vor allem CRANZ, Lehrbuch der Ballistik (4 Bde., Springer Verlag 1925). Geschützmechanik enthält HäNERT, Geschütz und Schuß (Springer 1935). — Aber: der Jahrgang 1957 wird begleitet von Büchern wie PROF. DR. WILHELM TREUE, Invasionen 1066–1944, Gen.Maj. a.D. ALFRED PHILIPPI, Das Pripjet-Problem, DR. WOLFGANG MARIENFELD, Wissenschaft und Schlachtflottenbau, Oberstleutnant EiKE MiDDELDORF, Handbuch der Taktik, Oberst a.D. K.A. MüGGE, Fernmeldetechnik, etc. — allein in demselben Verlag. Was ist geschehen? Die Ideologie hat sich kaum geändert, aber man differenziert Wissenschaft, Ideologie und Geschichte in eigenständige Bereiche. Alles bleibt fast unmerklich gleich in den Bereichen Wissenschaft, Ideologie, angewandter Mathematik (Ballistik), aber durch die Entmischung wird alles „reiner“, unverfänglicher und jeder Zusammenhang darf und wird — das ist die Ideologie bis zum heutigen Tag — geleugnet werden. Ab 1957 ist alles „ideologiefrei“. Warum schätzen wir seitdem aber die angewandte Mathematik als moralisch besser ein? Weil sie in der BRD keiner Diktatur zu Diensten war. Über die entsprechende angewandte Mathematik in der DDR habe ich bisher nur viel beredtes Schweigen gehört.

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  81. „Dem Andenken meiner Frau gewidmet“, München und Berlin: Verlag von R. Oldenbourg.

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  82. S. 12, Walther Schultze, Die Hochschule im deutschen Lebensraum, in: Werden und Wachsen des Deutschen Volkes. Wiedergabe der auf der Hochschultagung des NSD-Dozentenbundes Gau Berlin am 24. Und 25. Februar 1938 gehaltenen Ansprachen und Vorträge. Hrsg. vom NSD-Dozentenbund Gau Berlin: Berlin 1938.

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  83. S. 28, Gustav Faber: Schippe, Hacke, Hoi! Erlebnisse, Gestalten, Bilder aus dem freiwilligen Arbeitsdienst. Mit 35 munteren Zeichnungen vom Verfasser. Berlin: Verlag Kulturpolitik 1934.

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  84. Eine kleine Nebenbemerkung: Das paßt zur Erkenntnistheorie von Dr. Roland Freisler. Ihm ging es um ein neues Wissen. Wodurch sei das alte juristische, bürgerliche Attrappenwissen gekennzeichnet: „Ein Wissen, das unabhängig von der Fähigkeit, es zu verwerten, unabhängig von der Fähigkeit des Urteils, unabhängig von dem klaren Blick für das Leben und seine Notwendigkeiten, unabhängig von allen Beziehungen zum Volksganzen vorhanden ist und doch nicht bestehen kann. Ein Wissen, das deshalb, lediglich für sich bestehend, wertlos ist. Ein Wissen, das ohne Zusammenhang mit Urteilsfähigkeit, klarem Lebensblick, bewußter Wertung aller Dinge und Kräfte in ihrem Verhältnis zum Volksganzen zwar nicht wertlos, aber doch von nur untergeordneter Bedeutung ist.“ Dagegen setzte er das neue Recht: „Gesetze sind gewiß wichtig, aber Gesetze allein schaffen kein neues Recht und erst recht kein neues Leben und ganz gewiß keine neuen Lebenskräfte.“ Wichtiger seien Männer, die über die Reinheit des Rechts herrschen, die Diener am Recht und zum Kämpfer für das Recht werden sollen. Lagerleiter Spieler (Vorgesetzter meines Vaters, EMT) ergänzt: „Selbstverständlich ist sich die Lagerführung darüber klar, daß man den Nationalsozialismus weder erlernen noch lehren kann. Nationalsozialist muß man seiner ganzen Einstellung nach sein, sonst wird man es nie werden. Aber in vielen Menschen, die bisher infolge ihres Umgangs oder ihrer bisherigen Lebensform mit dem Nationalsozialismus nicht bekannt geworden sind oder ihm sogar ablehnend gegenübergestanden haben, schlummert unbewußt nationalsozialistisches Empfinden, das nur eines Anstoßes bedarf, um geweckt zu werden.“ Der weltanschauliche Unterricht ist nur ein Mittel von vielen. Worauf setzt man noch? „Durch die Zusammensetzung des Führerpersonals und diese Berührung mit anderen Volkskreisen ist Sorge dafür getragen, daß der alte echte SA-Geist, d.h. also nationalsozialistische Weltanschauung auf die Referendare übertragen wird und in ihnen erhalten bleibt.“ Deshalb die Lager, aus Not. „Die im Lager beschäftigten Abteilungsführer sind zum Teil Juristen, die bereits das Jüterboger Lager als Referendare hinter sich haben und ehemalige Frontsoldaten sind, zum Teil aktive SA-Führer. Die Zug-und Gruppenführer sind SA-bzw. SS-Führer und Ausbilder vom ehemaligen Reichskuratorium für Geländesport.“ Ziel ist die Simulation einer „echten Volksgemeinschaft“ unter dem absoluten Führerprinzip, eine Abbildung des Ziels, eine Vision, wie der Nationalsozialismus sich die große Gesellschaft da draußen in Berlin und anderswo vorstellt: „Die Führer sind aus den verschiedensten Berufen hervorgegangen. Sie rekrutieren sich aus Handwerkern, Bauern, Juristen, Kaufleuten usw. und geben den Referendaren damit Gelegenheit, auch andere Kreise kennenzulernen. So kann keinerlei Standesdünkel aufkommen.“ Diese Durchmischung zusammen mit der Vorbildfunktion der Lager-, Zug-und Gruppenführer wird ständig betont. Das Lager erscheint Außenstehenden als eine Brutstätte der permanenten Revolution im Sinne von Ernst Röhm und Gregor Strasser.

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  85. Vgl. dazu S. 247 in: Notker Hammerstein, Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur. München: C. H. Beck 1999).

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  86. Vgl. dazu Professor Bacher, Naturerkenntnis und ihre Auswirkung auf das tätige Leben, S. 103-117, in: Werden und Wachsen des Deutschen Volkes. Wiedergabe der auf der Hochschultagung des NSD-Dozentenbundes Gau Berlin am 24. Und 25. Februar 1938 gehaltenen Ansprachen und Vorträge. Herausgegeben vom NSD-Dozentenbund Gau Berlin: Berlin 1938.

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  87. Vgl. S. 119 in: Notker Hammerstein, Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur. München: C. H. Beck 1999.

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  88. Adolf Hitler, Rede vor der deutschen Presse. Hrsg. von Wilhelm Treue. Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 6. Jahrgang 1958, 2. Heft. April. Dort weitere Hinweise.

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  89. Zitiert in: Uwe Jens Kruse (Broder Chritiansen), Die Redeschule. Fünfte, neubearbeitete Auflage (13.-16. Tausend). Philipp Reclam: Leipzig 1939.

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  90. S. 224ff., in: Ulrich Wengenroth (Hrsg.), Die Technische Universität München. Annäherung an ihre Geschichte. München: Technische Hochschule München 1993.

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  91. S. VIII, Heinrich Kayser, Erinnerungen aus meinem Leben. Annotierte wissenschaftshistorische Edition des Originaltyposkriptes aus dem Jahr 1936. Herausgegeben von Matthias Domes und Klaus Hentschel. Reihe Algorismus. Heft 18 (1996). München: Institut für Geschichte der Naturwissenschaften.

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  92. Vgl. zum Mit-und Gegeneinander der verschiedenen wissenschaftspolitisch aktiven Staatsund Parteidienststellen, CARSTEN KLINGEMANN: Social-Scientific Experts — No Ideologues: Sociology and Social Research in the Third Reich, in: Stephen Turner and Dirk Käsler (eds.), Sociology responds to Fascism. London 1992.

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  93. Quellen und Studien zur Emigration einer Wissenschaft. Dokumente zur Geschichte der Mathematik, Band 10. Herausgegeben von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Vieweg Verlag: Wiesbaden 1998.

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  94. ebenda S. 312.

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  95. Vgl. beispielsweise MARION DETJEN, „Zum Staatsfeind ernannt⋯“ Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München. Hrsg. von der Landeshauptstadt München. München: Buchendorfer Verlag 1998. Zur frühen Warnung vor dem Nationalsozialismus vgl. dagegen: KLAUS SCHöNHOVEN, HANS-JOCHEN VOGEL (Hrsg.), Frühe Warnungen vor dem Nationalsozialismus. Ein historisches Lesebuch. Bonn: Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger 1998.

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  96. Zur Mathematik im Nationalsozialismus vergleiche die einschlägige Literatur von Norbert Schappacher, Reinhard Siegmund—Schulze und Herbert Mehrtens. Literaturangaben findet der interessierte Leser insbesondere in: NORBERT SCHAPPACHER und MARTIN KNESER, Fachverband — Institut — Staat, S. 1-82, in: Gerd Fischer et al. (Hrsg.), Ein Jahrhundert Mathematik 1890-1990. Wiesbaden: Vieweg 1990; HELMUT LINDNER, „Deutsche“ und „gegentypische“ Mathematik. Zur Begründung einer „arteigenen“ Mathematik im „Dritten Reich“, “S. 88-115, in: Herbert Mehrtens und Steffen Richter (Hrsg.), Naturwissenschaft, Technik und Ideologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980; R. SIEGMUND-SCHULTZE, Mathematische Berichterstattung in Hitlerdeutschland. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1993. Zu Göttingen vgl. auf alle Fälle NORBERT SCHAPPACHER, Das mathematische Institut der Universität Göttingen 1929-1950, S. 345-373, in: Heinrich Becker et al. (Hrsg.), Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. München: K.G. Saur 1987. Die Vorgeschichte ist solide beschrieben von DAVID E. ROWE, „Jewish Mathematics“ at Göttingen in the Era of Felix Klein, p. 422-449, ISIS (1986) 77. Herausragend ist HERBERT MEHRTENS, Moderne—Sprache—Mathematik. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990. Über Göttingen informiert SAUNDERS MAC LANE, Mathematics at Göttingen under the Nazis, Notices of the American Mathematical Society, Volume 42, No. 10, October 1995, p. 1134-1138). Über die Blüte der mathematischen Logik in den zwanziger und dreißiger Jahren in Deutschland und nach dem plötzlichen Übergang in den Nationalsozialismus vgl. CHRISTIAN THIEL, Folgen der Emigration deutscher und österreichischer Wissenschaftstheoretiker und Logiker zwischen 1933 und 1945, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 7 (1984) 227-256. Vgl. zwischen 1933 und 1945, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 7 (1984) 227-256. Vgl. dagegen ROLF SCHAPER, Mathematiker im Exil (S. 547-568), und ANDREAS KAMLAH, Die philosophiegeschichtliche Bedeutung des Exils nicht-marxistischer Philosophen zur Zeit des Drittens Reiches, (S. 299-312) in: Edith Böhne und Wolfgang Motzkau-Valeton (Hrsg.), Die Künste und die Wissenschaften im Exil 1933-1945. Gerungen: Verlag Lambert Schneider 1992. Als neuere Überblicke zu den Naturwissenschaften im Nationalsozialismus eignen sich MONIKA RENNEBERG and MARK WALKER (eds.), Science, Technology and National Socialism. Cambridge: Cambridge University Press 1994 oder J. OLFF-NATHAN (ed.), La science sous le Troisième Reich (Paris: 1993) und CHRISTOPH MEINEL, PETER VOSWINCKEL (Hrsg.), Medizin, Naturwissenschaft, Technik und Nationalsozialismus. Stuttgart: GNT-Verlag 1994. HELMUTH ALBRECHT (Hrsg.), Naturwissenschaft und Technik in der Geschichte. Stuttgart: GNT-Verlag 1993. Die Literatur zu „Wissenschaft im Dritten Reich“ (vgl. das gleichnamige Buch von PETER LUNDGREEN (Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985) ist uferlos und von äußerst verschiedener Qualität. Unzuverlässig, aber enzyklopädisch ist HELMUT HEIBER, Universität unterm Hakenkreuz. München: K.G. Saur 1991. Interessant ist die „graue Literatur“ wie beispielsweise ASTA der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Hrsg.), Die braune Machtergreifung: Universität Frankfurt 1930-1945. Frankfurt am Main 1989. Klassiker in der Physik sind die Arbeiten von Paul Forman, Alan D. Beyerchen, Karl von Meyenn und Klaus Hentschel. Für die Technik ziehe man neben K.H. LUDWIG und H. L. DIENEL zu Rate: Ich diente nur der Technik. Sieben Karrieren zwischen 1940 und 1950. Schriftenreihe des Museums für Verkehr und Technik Berlin: Band 13. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1995; für die Raketentechnik: MICHAEL J. NEUFELD, The Rocket and the Reich. Peenemünde and the Coming of the Ballistic Missile Area. Free Press / Simon & Schuster: New York 1995. Für die Biologie vgl. ÄNNE BäUMER, NS-Biologie. S. Hirzel Verlag: Stuttgart 1990.

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  97. Jürgen von Kempski wurde 1910 geboren und studierte von 1930-35 Rechtswissenschaft, Mathematik, Philosophie und Nationalökonomie. Er studierte in Freiburg unter Heidegger und in Berlin bei Carl Schmitt, brach sein Studium ab; nach Jahren als freier Schriftsteller wurde er 1939 Referent für Völkerrecht am Deutschen Institut für außenpolitische Forschung. Eine genaue Biographie wäre vonnöten.

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  98. CLEMENS ALBRECHT schreibt in „Zur soziologischen Vergangenheitsbewältigung“, in: Soziologie. Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Heft 1, Verlag Leske und Budrich, Opladen 1998: „Hat sich eigentlich schon jemand um die Akkomodation von Heinz Maus gekümmert, als er 1940 in dem sicher nicht für seinen Widerstand bekannten „Archiv für Rechts-und Sozialphilosophie“ (von mir hervorgehoben, EMT) einen Aufsatz über die politische Funktion der Soziologie veröffentlichte und zu diesem Zweck ausgiebig und positiv A. Walther, H. Freyer, K.H. Pfeffer und C. Schmitt zitierte? Wenn es mit dieser Zeitschrift so einfach wäre! Albrechts Nebensätzchen verdeckt mehr und unterstellt zu viel als er selbst eine Analyse wagte: diese Feigheit wird Albrecht zum Verhängnis, weshalb der ganze Satz und der Aufsatz verdorben ist. Heinz Maus, Jürgen v. Kempski, C. A. Emge, Heinrich Scholz waren 1940 möglicherweise nicht die größten Widerstandskämpfer, aber sie hatten sich bereits vom Hitlerismus losgesagt, wenn sie ihm überhaupt angehangen haben sollten, wie ich es bei C. A. Emge sehe.

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  99. L.B., Stilarbeiten mathematischen Schaffens, S. 358f., in: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Physikalisch-mathematische Klasse, Berlin 1934.

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  100. S. 8 f., in: Deutsche Mathematik, Jg. 1 1936. Was bedeutet es, wenn in mathematikhistorischen Arbeiten Spätgeborener immer die gleichen Zitate auftauchen, die Zeitgenossen der Autoren als nicht wirkungsmächtig erachten? Der Zitatenschatz der Hitler, Rust, Krieck, Tornier, Bieberbach zur Rolle der Wissenschaften im Nationalsozialismus ist derart klein, daß er immer wieder zitiert wird. Rassegebundenheit, Anschaulichkeit, Anwendungsbezogenheit wurden zwar in Festreden beschworen, aber welche spezifischen Auswirkungen hatte das genau und nachweisbar? Im Ernst: wer hat sich denn darum gekümmert. Sind diese Reden, die ja in sehr kleinem Kreis vorgetragen wurden, nicht vielleicht mehr versickert als die Neujahrsreden unserer Bundeskanzler — denn damals gab es fast keine Kabarettisten mehr, die diese Reden weitertrugen! Ein Beispiel: Leni Riefenstahls „Triumpf des Willens“ muß immer als ein Exempel meisterhafter NS-Propaganda herhalten. Dabei wurde der Film weder von Goebbels als ein Mittel der „Volkserziehung“ gutgeheißen noch hat ihn eine nennenswerte Anzahl Deutscher gesehen, außer ein paar Schüler und Jugendliche (vgl. BRIAN WINSTON, Triumpf of the Will, in: History Today, Bd. 47, Heft 1, Januar 1997). Wieviele Mathematiker haben tatsächlich die berüchtigten Zitate von Bieberbach und Tornier gelesen und gefürchtet?

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  101. Vgl. die zu Recht kritische Literatur zu Ludwig Bieberbach von REINHARD SIEGMUND-Schultze oder HERBERT MEHRTENS. Cf. im Literaturverzeichnis.

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  102. Man sehe sich allein die Anzahl seiner Rezensionen im „Deutschen Literaturblatt“ an. Ja, es stimmt, er hat sogar übersetzt: FEDERIGO ENRIQUES, Zur Geschichte der Logik. Grundlagen und Aufbau der Wissenschaften im Urteil der mathematischen Denker. Deutsch von Ludwig Bieberbach. Leipzig: Teubner 1937 (!). Bieberbach war durchaus ein kreativer Mathematiker. Die „Bieberbachsche Vermutung“ (gehört zur Geometrie der konformen, d.i. winkeltreuen Transformationen) von 1916 wurde am 1. März 1984 von dem 52jährigen amerikanischen Mathematiker Louis deBranges (Purdue University in Lafayette, Indiana) bewiesen: auf 400 Seiten in der Erstfassung, auf 21 Seiten in der Zweitfassung. Die Bieberbachsche Vermutung, von vielen eher als ästhetisches Problem betrachtet, befaßt sich mit den möglichen Deformationen von Kreisen unter der Voraussetzung, daß sich darauf markierte Winkel nicht ändern. Das Resultat lautet: „Ist f(z) eine konforme und schlichte Abbildung des in der komplexen Ebene gelegenen Einheitskreises, die den Nullpunkt festhält und außerdem dort die Ableitung 1 besitzt, so ist der Betrag des n-ten Koeffizienten in der Potenzreihenentwicklung von f(z) für alle n = 2,3,4,⋯stets höchstens gleich n.“ In der Vor-und Nachkriegszeit haben viele Mathematiker und Ingenieure aus Bieberbachs Lehrbüchern die Kostbarkeiten der Differentialgeometrie gelernt und so das hohe Niveau deutscher Mathematik gehalten. — Daß Bieberbach eine gewisse Nähe zu Brouwer gehabt habe, mag vielleicht eine lokalgeschichtliche Ursache haben. Hans Freudenthal erinnert sich: „Der Intuitionismus war, wie ich bald lernte, in Berlin das Tagesgespräch. War es Sympathie für den Aufruhr im Grundlagenstreit, oder betrachteten die Berliner den Holländer Brouwer als einen der ihren im Gegensatz zum Göttinger Hilbert? Keine Revolution, sondern ein Putsch — so hatte Hilbert den Intuitionismus verurteilt, und „Putschist“ wurde der Ehrenname, den die Brouwer-Supporter annahmen, wie man es bei Hubert Cremer (Häufungspunkte. Berlin: 1927, S. 14) nachlesen kann.“ (HANS FREUDENTHAL, Berlin 1923-1930. Studienerinnerungen von Hans Freudenthal, S. 113, in: HEINRICH BEGEHR (Hrsg.), Mathematik in Berlin. Geschichte und Dokumentation. 2. Halbband Aachen: Shaker Verlag 1998).

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  103. Zur Auffassung der Technik in der „Konservativen Revolution“ und dem Nationalsozialismus vgl. ROLF PETER SIEFERLE, Modernität, Technokratie und Nationalsozialismus, S. 198-221, in: derselbe, Die Konservative Revolution. Frankfurt am Main: S. Fischer 1995.

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  104. Großadmiral Dönitz, Befehlshaber der deutschen Marine im Dezember 1943. Zitiert nach S. 396, GEORG SCHMUCKER, Radartechnik in Großbritannien und in Deutschland von 1918-1945, S. 379-398, in: Technik und Kultur, Bd. 10. Düsseldorf 1992.

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  105. Prof. DR. WALTER GROSS, Nationalsozialismus und Wissenschaft. Kriegsvorträge der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn am Rhein. Herausgeber: Gaudozentenführer und derzeitiger Rektor Prof. Dr. Karl F. Chudoba. Heft 158. Aus der Vortragsreihe: „Europäischer Geist—Europäische Kultur“. Als Vortrag gehalten vor der Dozentenschaft und Studentenschaft der Universität Bonn am 15. Februar 1944 in der Neuen Aula. Bonn 1944. Den vorhergehenden Vortrag 157 hatte Prof. Dr. Oskar Becker zum Thema gehalten „Leibniz, der deutsche Denker und gute Europäer“. Heft 97 war sein berüchtigtes: „Gedanken Nietzsches über Rangordnung, Zucht und Züchtung“.

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  106. Als Nachweis mag diese Anzeige (zitiert nach Gross) dienen: Für die Freiheit der Forschung Aus gegebenem Anlaß gibt der Beauftragte des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung und Schulung der NSDAP, Reichsleiter Rosenberg, folgende parteiamtliche Stellungnahme bekannt: Verschiedene Probleme der Kosmophysik, der experimentellen Chemie und der vorzeitlichen Erdkunde wurden in letzter Zeit durch eine größere Anzahl von Veröffentlichungen in den Vordergrund des Interesses gerückt. Vom nationalsozialistischen Standpunkt aus stellen die behandelten Fragen naturwissenschaftliche Probleme dar, deren ernste Prüfung und wissenschaftliche Untersuchung jedem Forscher frei steht. Die NSDAP kann eine weltanschauliche dogmatische Haltung zu diesen Fragen nicht einnehmen; daher darf kein Parteigenosse gezwungen werden, eine Stellungnahme zu diesen Problemen der experimentellen und theoretischen Naturwissenschaft als parteiamtlich anerkennen zu müssen. In der Schulung der gesamten Bewegung, soweit diese Themen überhaupt behandelt werden, ist diese Haltung mit allem Nachdruck zu berücksichtigen. Berlin, den 7. Dezember 1937 gez. A. Rosenberg

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  107. Zur Rolle Hugo Dinglers 1933 und sein „Memorandum betreffend: Die Herrschaft der Juden auf dem Gebiete der Mathematik“ vgl. DAVID E. ROWE, “Jewish Mathematics“ at Göttingen in the Era of Felix Klein, in: ISIS 77 (1986), pp. 422-449. Auf das Memorandum wird von den Dingler-Apologeten wie Ulrich Weiß oder Claudia Schorcht u.v.a. niemals verwiesen.

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  108. S. 29, in: A. BECKER (Hrsg.), Naturforschung im Aufbruch. München 1936. August Becker (Hrsg.), Naturforschung im Aufbruch. Reden und Vorträge zur Einweihungsfeier des Philipp Lenard-Institutes der Universität Heidelberg am 13. und 14. Dezember 1935. München: J.F. Lehmanns Verlag 1936. Zitiert nach Christian Thiel, Folgen der Emigration deutscher und österreichischer Wissenschaftstheoretiker und Logiker zwischen 1933 und 1945, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 7 (1984) 227-256. Im Zusammenhang: Nordische Rasse und Naturwissenschaft. Gekürzte Wiedergabe des Vortrags (der Herausgeber). Von Dr. phil. et med. LOTHAR G. TIRALA, O.ö. Univ.-Professor, München, S. 27-38, in: AUGUST BECKER (HRSG.), Naturforschung im Aufbruch. München: J. F. Lehmann: München 1936.

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  109. Zu den Vorgängen um den Hochstapler Tirala, der vom Verleger J.F. Lehmann, den Herren Streicher, Bouhler und Philipp Lenard gefördert wurde, vgl. HELMUT HEIBER, Universität unterm Hakenkreuz. Teil 1, Der Professor im Dritten Reich, S. 445-460. München: K.G. Saur 1991. cf. CLAUDIA SCHORCHT, Gescheitert—der Versuch zur Etablierung nationalsozialistischer Philosophen an der Universität München, S. 291-327, in: Ilse Korotin (HRSG.), „Die besten Geister der Nation“. Philosophie und Nationalsozialismus. Wien: Picus Verlag 1994. „Lothar Gottlieb Tirala wurde am 17. Oktober 1886 in Brunn geboren und war bereits ab 1927 Mitglied der nationalsozialistischen Partei in der CSR und ab 1928 Vertrauensarzt der Partei. Ab “1. November 1933 war er Professor für Rassenhygiene und Direktor für Rassenhygiene und Direktor des Instituts für Rassehygiene an der Universität München und ab 1. März 1934 Mitglied der NSDAP (S. 168, Anm., in: Markus Vonderau, „Deutsche Chemie“). Die Anlagen zur Wissenschaft kommen nur in wenigen Völkern vor, die Anlagen aber zu schöpferischer Wissenschaft nur bei den Ariern, im besonderen bei der nordischen Rasse. (⋯) Nur aus einem Weltbild (kann) echte Naturwissenschaft entstehen (⋯), und das ist das Weltbild der arischen Rasse.“ Tirala (1936), S.27f. zitiert nach S. 169, in: Markus Vonderau, „Deutsche Chemie“. Der Versuch einer deutschartigen, ganzheitlich-gestalthaft schauenden Naturwissenschaft während der Zeit des Nationalsozialismus. Marburg: Dissertation Fachbereich Pharmazie und Lebensmittelchemie 1994) Und was zeichnet den arischen Wissenschaftler aus? 1. „Hingebungsvolle Treue an die Natur. 2. Freude am Beobachten. 3. Abstraktionskraft. 4. Entscheidung für Wichtiges und Unwichtiges, d.h. also der Blick für das Wesentliche. 5. Freude an der Erscheinung. 6. Freude an der Wiederholung. 7. Bescheidenheit, um nicht vorzeitig mit seinem Ich in den Vordergrund zu treten. 8. Konzentrationskraft. 9. Ein Zug zur Askese oder (⋯) Einsamkeit, denn ohne diesen Zug wird man vom Leben fortgerissen und kann nicht forschen. 10. Freude am Kampf mit dem Objekt, Freude an der Jagd.“ (Tirala (1936) S. 32, zitiert nach S. 169, in: Markus Vonderau, „Deutsche Chemie“.)

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  110. Vgl. GEORGE LEAMAN, Deutsche Philosophen und das „Amt Rosenberg“, S. 41-65, in: Ilse Korotin (Hrsg.), „Die besten Geister der Nation“. Philosophie und Nationalsozialismus. Wien: Picus Verlag 1994. Leaman übrigens macht in seinen Veröffentlichungen die Namen, Mitgliedsnummern und Verstrickungen unserer Philosophen deutlich (Joachim Ritter, Hermann Lübbe, A. Gehlen, E. Metzke, Bollnow, Gadamer, Liebrucks, Schlechta, J. Hoffmeister, u.v.a.m.); vor allem: derselbe, Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument-Verlag: Hamburg/Berlin 1993. Nützlich auch THOMAS LAUGSTIEN, Philosophieverhältnisse im deutschen Faschismus. Argument-Verlag: Berlin 1990. Für die Technik informativ ist „Ich diente nur der Technik“. Sieben Karrieren zwischen 1940 und 1950. Berlin: Museum für Verkehr und Technik 1995.—C. AUGUST EMGE faßte 1924 zwei Vorträge zusammen in: Die Idee des Bauhauses. Kunst und Wirklichkeit. Berlin: Pan-Vlg. Rolf Heise.

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  111. Zum Nationalsozialisten E. Herrigel vgl. CLAUDIA SCHORCHT, Philosophie an den bayerischen Universitäten 1933-1945, Erlangen: H. Fischer Verlag 1990 und DIESSELBE mit demselben Titel, S. 10-18, in: IWK-Mitteilungen (Institut für Wissenschaft und Kunst, Wien, Berggasse 17/1), Philosophie und Nationalsozialismus, hrsg. von Ilse Korotin. 47. Jahrgang, 1992, Nr. 2). Zur Angelegenheit Herrigel wird gerne darauf hingewiesen, daß er durch seinen Japan-Aufenthalt und sein Buch über Zen-Buddhismus von allem Bösen „gereinigt“ sei. Vgl. zum brutalen Nationalismus Japans und seinen Verbindungen zum Zen-Buddismus beispielsweise JAMES W. HEISIG, JOHN C. MARALDO, Rude Awakenings. 1995; BRIAN DAIZEN A. VICTORIA, Zen, Nationalismus und Krieg. Eine unheimliche Allianz. Berlin: Theseus Verlag 1999.

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  112. FRIEDRICH KAULBACH (* 16.6.1912), S. 189-235, in: Ludwig J. Pongratz (Hrsg.), Philosophie in Selbstdarstellungen III. Felix Meiner Verlag: Hamburg 1977.

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  113. J. v. KEMPSKI (Hrsg.), Frege-Studien, Berlin 1941. Diese Hinweise sollen nicht bedeuten, daß ich Emge insgeheim für einen bösartigen NSler halte. Im Gegenteil, Emge ist für mich der Typus des durchgeistigten, rational gebildeten und ironisch alle Barrieren und Distanzen durchsehenden NSlers in der Justiz, wie er sich mit Glacehandschuhen in Salons bewegte. Mit Gewinn habe ich gelesen: CARL AUGUST EMGE, Diesseits und jenseits des Unrechts. Citra et ultra injustum. Sonderheft des Archivs für Rechts-und Sozialphilosophie. Dem Andenken an Georg Christoph Lichtenberg geboren vor 200 Jahren am 1. Juli 1742 sei dieses Archivheft gewidmet. Berlin: Verlag Albert Limbach 1942.

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  114. ALEXANDER V. PECHMANN, Die Philosophie der Nachkriegszeit in München (1945-1960). Eine Dokumentation, S. 39-62, hier: S. 49, in: Widerspruch. Münchner Zeitschrift für Philosophie. Heft 18: Restauration der Philosophie nach 1945. München 1990.

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  115. Vgl. LEAMAN (1993), S. 48.

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  116. Zur Ideologie von Ernst Krieck, dem „Eklektizismus“ seiner und der NS-Ideologie vgl. ERNST HOJER, Nationalsozialismus und Pädagogik. Umfeld und Entwicklung der Pädagogik Ernst Kriecks. Würzburg: Königshausen & Neumann 1997. Krieck wurde bald „kaltgestellt“ aus dem Ressentiment des Nationalsozialismus gegenüber aller „Philosophie“, die nicht im Nationalsozialismus aufging.

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  117. S. 5, in: Reinhard Siegmund-Schultze, Faschistische Pläne zur „Neuordnung“ der europäischen Wissenschaft. Das Beispiel Mathematik, NTM, Leipzig 23 (1986), 2, S. 1–17.

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  118. Eine Analyse der „Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft“ ist dringend erforderlich, denn Thüring, May und Müller besangen H. Dingler als Meister der nationalsozialistischen Naturphilosophie (vgl. die Aufsätze Bruno Thüring, Hugo Dinglers Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft 7 (1941), darin auch E. May, Dingler und die Überwindung des Relativismus; darin auch: Wilhelm Müller, Dinglers Bedeutung für die Physik; darin auch Max Steck, Mathematik als Problem des Formalismus und der Realisierung. In der gleichen Nummer—ich bin versucht es für eine abgesprochene, konzertierte Aktion zu halten—veröffentlicht der Trittbrettfahrer KURT SCHILLING seinen Aufsatz „Zur Frage der sogenannten „Grundlagenforschung“. Bemerkungen zu der Abhandlung von Henrich Scholz „Was ist Philosophie?“ S. 44-48, der mit den Worten endet: „Das alles geht nicht. Wenn Herr Scholz auch einen gewissen Mut besitzt, indem er mitten im Krieg dem deutschen Volk eine Philosophie als die einzig mögliche empfiehlt, deren führende und von ihm selbst zitierte Träger heute nur Polen, Engländer, Emigranten und Amerikaner sind, und wenn er offen ausspricht, daß er seinen Lehrbetrieb als deutscher Ordinarius in Münster 1939/40 „nach dem Warschauer Vorbild“ gestaltet (51), so erscheint mir dieser Mut doch eigentlich einer besseren Sache wert zu sein.“ (S. 48). — Interessant wird es aber, wenn der Münchner Universitätsprofessor Schilling in seinem „Studienführer zur Geschichte der Philosophie. Heidelberg. C. Winter 1949 meint, daß Philosophie jedem Menschen zugemutet werden könne, wenn „innerer menschlicher Wert, Anteilnahme und Interesse, Sauberkeit und Echtheit der eigenen Lebensführung, Ehrlichkeit und Klarheit des Fragens und Antwortens“ vorhanden sei. Mir fehlt die Aufzählung des Kardinalwertes, den Himmler so verehrte, die Anständigkeit.

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  119. Hubert war ein Mann des 19. Jahrhunderts, der diese Stellung eines Professors, eines „Mandarins“ (Fritz Ringer) in der Weimarer Republik und seine Position als Geheimrat bewusst auch für seine fachpolitischen Belange einsetzte und dabei souverän blieb mit allen guten Eigenschaften wie Ehrbegriff, Aufrichtigkeit. Eine derartige Stellung und Macht — aber frei von den damit verbundenen Tugenden-, ja die Herrlichkeit der Position und des Einflusses wollte der eitle Bieberbach reproduzieren und potenzieren in Akademie, Reichsforschungsrat und ministeriellen Kontakten und dabei kam ihm zupaß, daß alle diejenigen, die ihm in dieser Hinsicht gefährlich werden konnte—inhaltlich vom Fach her und von der wissenschaftspolitischen Stellung her — durch den Nationalsozialismus aus dem Ämtern gejagt wurden. Bieberbach war gewisslich in seiner Jugend linksliberal, aber der innere Antrieb zur Karriere um der Karriere willen Hessen ihn fast gewissenlos werden. Bei der Publikation seiner rassentypologischen Ansichten aber — und das zeigte ihm die weltweite Reaktion darauf — war er zu weit gegangen, weil dies auch Einfluss auf seine fachliche Reputation hatte. Er publizierte derartiges nicht wieder und es ist zu fragen, was diese Episode für sein Leben bedeutete. Dabei zeigt sich Bieberbach noch 1930 natürlich als Anhänger Hilberts. Eine Diskussion der von Hilbert umrissenen Probleme nach dreissig Jahren findet man in L. Bieberbach, Über den Einfluß von Hilberts Pariser Vortrag über „Mathematische Probleme“ auf die Entwicklung der Mathematik in den letzten dreißig Jahren, in: Naturwissenschaften 18, 1101-1111 (1930).

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  120. HELMUT HASSE und HEINRICH SCHOLZ, Die Grundlagenkrisis der Griechen. Metzner: 1928.

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  121. Junker u. Dünnhaupt: Berlin 1933.

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  122. 42 (1933), S. 136.

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  123. „Evidenz ist stets ein Verzicht auf wirkliche Begründung“. Man glaubt es nicht, aber das schmettert Hugo Dingler dem vertriebenen Juden Paul Bernays entgegen. Im Jahr 1954. Das war das geübte Argument gegen die Axiomatik mit ihrer beliebigen Fortsetzung von Axiomen und daraus entstehenden Antinomien und für die völkische Interpretation der ‚Grundlagenkrise’. Dagegen wendet sich W. STEGMüLLER 1954 in seinem Buch „Metaphysik, Wissenschaft, Skepsis“ (Wien). Dingler, der Gegner nicht-euklidischer Geometrie will dann die Wissenschaft aus Erfahrung des Alltags konstruieren. Und Tarski, Behmann und Arnold Schmidt hören regungslos zu. Vgl. ALFRED TARSKI, Discussion of the address of Alfred Tarski, Revue internationale de philosophie, Bd. 8 (1954), S. 15-21. Die Zivilisierung der Bundesrepublik geschah immer auf dem Rük-ken der Opfer. NB: H. BEHMANN hat in seinen „Beiträgen zur Algebra der Logik und zum Entscheidungsproblem (Math. Ann. 86 (1922) S. 163-229) ein übersichtliches Entscheidungsverfahren für den engeren Funktionenkalkül angegeben und deshalb mit Gödei einen lustigen Prioritätsstreit geführt. — Überhaupt waren die alten NS-Satrapen in der Mathematik dreist: Fritz Requard publizierte, Georg Hamel nahm wie selbstverständlich 1953 an der DMV-Tagung teil, und die Vertriebenen, mit dem Tod Bedrohten wie Paul Bernays und Alfred Tarski, mußten sich an einen Tisch mit den Schreibtischtätern setzen und sachlich diskutieren. In der Nachkriegszeit geschah dies ständig. Ohne diese wunderbare Bereitschaft der Emigranten, Flüchtlinge, Vertriebenen wäre Deutschland möglicherweise noch heute so provinziell wie unter dem Nationalsozialismus. — „Wir fragen uns: „Wie soll man sich zu früheren Freunden verhalten? Auf der Straße grüßen? Die Hand reichen?“ Wie sich verhalten 1) gegen die Nazis? 2) gegen die Mitmacher. Opportunisten mit sarkastischem Lächeln. Jeder hat ein Alibi; gemurmelt: „Im Grunde verurteilen wir die Nazis“. Sie haben Ehren und Geld eingesteckt. Während wir bestohlen und gejagt durch vier bis fünf Länder irrten—seit 12 Jahren!“ ALFRED KERR, PEN-Club, London 1945. Zitiert nach Alternative 52: Berlin 1967, darin: Briefe aus dem Exil. Täter und Mimacher aber zeigten ihre unbelehrbare politische Dummheit, ihre unerbetene, lästige und gefährliche Rechthaberei, indem sie Emigranten nicht auf Stellen und Lehrstühle berufen wollten.

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  124. 1904 schlugen L. Couturat, Itelson und Lalande auf dem internationalen Philosophiekon-greß in Genf das Wort „Logistik“ als Bezeichnung für die symbolische Logik vor. Es hat sich nicht durchsetzen können.

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  125. HEINRICH SCHOLZ, Logik, Grammatik, Metaphysik, hier S. 423, in: Archiv für Rechts-und Sozialphilosophie 36 (1943), 393-433; Neuabdruck mit geringfügigen Veränderungen in: Archiv für Philosophie (1) 1947, “S. 39-80. Hrsg. Jürgen von Kempski. Stuttgart: W. Kohlhammer 1947.

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  126. Vgl. die entsprechenden Seiten in „Karl Jaspers, Nachlaß zur Philosophischen Logik“, herausgegeben von HANS SANER UND MARC HäNGGI. München: Piper 1991.

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  127. ebenda S. 132

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  128. Kant-Studien 33 (1928), S. 1-27.

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  129. Für uns spielt hier H. Scholz lediglich als Wissenschaftsorganisator eine Rolle und in seiner starken Verteidigung einer Konzeption der „Logistik“. Zur Biographie und Philosophie besonders ausführlich ARIE L. MOLENDIJK, AUS dem Dunklen ins Helle. Wissenschaft und Theologie im Denken von Heinrich Scholz. Mit unveröffentlichten Thesenreihen von Heinrich Scholz und Karl Barth. Amsterdam: Rodopi 1991. Vgl. “dazu die Rezension von VOLKER PECKHAUS, Essay Review, History and Philosophy of Logic, 14 (1993), “p. 101-107.

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  130. Friedrich Perthes: Gotha 1915.

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  131. Arie L. Molendijk, Aus dem Dunklen ins Helle. Wissenschaft und Theologie im Denken von Heinrich Scholz. Amsterdam: Rodopi 1991, S. 39.

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  132. Auf die mathematische Logik oder Philosophie von Heinrich Scholz gehe ich nicht ein, weil sie weder von mathematischer noch von philosophischer Relevanz ist (vgl. den Eintrag von Eckehart Köhler (p. 324f.) in Vol. 7 von Paul Edwards (ed.), Encyclopedia of Philosophy. London: Collier 1967), der Scholz als Piatonist vorstellt. Gleichwohl ist sie wegen seiner Schulbildung nicht folgenlos geblieben. Deshalb wird Scholz in diesem Buch lediglich unter dem Gesichtspunkt des wirkenden Organisators und erfolgreichen Schützers der Logistik im Nationalsozialismus gesehen. Scholz ist ein Politiker, der eine wissenschaftliche Linie verteidigt. Er setzt an einer philosophisch gerichteten Fakultät eine mathematische Orientierung in einer dürftigen Zeit durch und beweist darin sehr großes Können. Mathematische Logik setzt sich mit ihm ab von einer Philosophie, die vom Nationalsozialismus besetzt wird und heiß umkämpft wird. Das Zusammentreffen seiner „exakten Philosophie“ als eigensinniges Absetzen von Ideologie trifft seinen Willen und Weg und ist keine Flucht. Zunächst war Scholz ein fester Anhänger der Fregeschen Theorie (vgl. HERMES 1986, S. 48). Dieses Programm gab er 1941 selbst auf (HERMES 1986, S. 49). Er geht dann zum Hilbert-Programm über, für das er selbst jedoch keine Affinität entwickelt (HERMES 1986, S. 49). Er sitzt quasi überall zwischen den Stühlen. Zur mathematischen Auffassung nur das, was Hans Hermes berichtet: „In dieser Stufenlogik (von Bertrand Russell, EMT) konnten Freges arithmetische Konstruktionen nachvollzogen werden, allerdings nur dann, wenn ein Unendlichkeitsaxiom adjungiert wurde, das bei Frege entbehrlich war. (⋯) Es ist mit anderen Worten denkbar, daß man die Arithmetik bereits in einem—natürlich stufenlosen — Teilsystem aufbauen kann, welches vielleicht widerspruchsfrei ist.“ (HERMES 1986, S. 48) HEINRICH BEHMANN zeigte 1931 (Zu den Widersprüchen der Logik und der Mengenlehre, JDMV 40, S. 37-48), daß man in einer stufenlosen Logik die Russellsche Antinomie vermeiden konnte. Scholz regte dann F. Bachmann zu einer Vereinfachung der Fregeschen Logik an (FRIEDRICH BACHMANN, Untersuchungen zur Grundlegung der Arithmetik mit besonderer Beziehung auf Dedekind, Frege und Russell. Dissertation: Münster 1934). Hermes merkt an: „Allerdings muß man sagen, daß es letzten Endes offen bleibt, ob die verwendeten stufenlosen logischen Prinzipien wirklich widerspruchsfrei sind, da diese nicht losgelöst von den einzelnen Konstruktionen angegeben werden. Es sei bemerkt, daß 1941 Ackermann versucht hat, die Behmannsche Idee zu systematisieren; er wurde dabei allerdings zu weitergehenden Eingriffen in den Bestand der klassischen Logik gezwungen.“ (Hermes 1986, S. 48) Freges Programm war erledigt, es blieb nur Hilberts Weg offen. Dagegen standen die Ergebnisse Gödels und so setzte Scholz seine Hoffnungen auf Gentzen — und Ackermann mit ihren Widerspruchsfreiheitsbeweisen. Aber jedem (Hilbertschen) Formalismus wollte Scholz eine präzise Semantik zur Seite stellen, damit die ontologische Dimension der Logik deutlich werde. Die reservatio mentalis von Scholz gegen den Formalismus als syntaktisches Glasperlenspiel verhinderte jede Annäherung an Hubert und damit auch an Gentzen. Bei Gentzen jedoch spürte Scholz echtes Bemühen um eine Vermittlung aller drei bis dato bekannten Grundlagenformen.

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  133. Gegen welche traditionelle Vorurteile Heinrich Scholz selbst in Münster zu kämpfen hatte geht aus der Kritik des Münsteraner Logikers WILHELM KOPPELMANN hervor (Logistik, S. 106-111, in: Wilhelm Koppelmann, Logik als Lehre vom Wissenschaftlichen Denken. Zweiter Band: Formale Logik. Pan-Verlagsgesellschaft: Berlin 1933). Hier wird die Herleitung der Logik aus einem Axiomensystem als Rückfall in die Berufung auf Evidenz als unmöglich gewertet: „Denn wie kann die Logik ein Organon, ein Werkzeug zur Beurteilung der Deduktionen der Mathematik und womöglich auch anderer Wissenschaften sein, wenn die Axiome, von denen sie ausgeht, „ohne Beweis zugelassen“ sind, und infolgedessen auch ein anderes Axiomensystem und mit ihm eine andere Logik als Werkzeug zur Beurteilung der Richtigkeit der wissenschaftlichen Deduktionen möglich wäre.“ (S. 109).—Das wurde nicht besser durch eine „Geburt der Logik aus der Metaphysik“, wie es sich HANS HEYSE in „Idee und Existenz“ (1935) vorzustellen beliebte. — Im Nachlaß von Richard Hönigswald, 1938 ins KZ Dachau eingeliefert, findet sich folgendes zeitgenössisches Zitat: „Logistik fundiert ihr Verhalten nicht; was sie bietet, ist eine mathematisierende Naturgeschichte ‚gegebener’ Beziehungen. Um den dabei in Betracht kommenden Sinn und das Recht der ‚Gegebenheit’ von Beziehungen sorgt sie sich nicht.“ S. 26, in: RICHARD HöNIGSWALD, Philosophie und Kultur. Herausgegeben von Günter Schaper und Gerd Wolandt. Nachlaß Band 6. Bonn: Bouvier 1967. Fundierung verstanden—im Gegensatz zum von Heidegger denunzierten Juden Hönigswald — die NS’ler und ihre „Philosophen“ als Ursprungsmythos. Und Begriffe wie Volk, Evidenz und Feinmechanik gingen unheilvolle Allianzen ein.

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  134. 1934 war erschienen das Heft 1 der Forschungen zur Logistik und zur Grundlegung der exakten Wissenschaften auf 78 maschinenschriftlich autographierten Seiten Friedrich Bachmann, „Untersuchungen zur Grundlegung der Arithmetik mit besonderer Beziehung auf Dedekind, Frege und Russell“ und erschien bei Meiner in Leipzig in Kommission. 1937 erschien dann die N. H. F. (Neue Heft Folge). Wie „die Partei“ dachte, ist leicht in den Einträgen in „Meyers Lexikon. Achte Auflage“ nachzulesen. Hilbert wird hochgelobt (vgl. Bd.5, Kolumne 1202, Eintrag: Hilbert. Leipzig: Bibliographisches Institut 1938): „In „Grundlagen der Geometrie“ (1899, 1909 3. Auflage) legte er neue Gedankengänge dar (Axiome der Anordnung, Verknüpfung und Stetigkeit). Die „Grundzüge der theoret. Logik“ (mit W. Ackermann 1928) behandeln Prinzipienfragen der Math., bes. die Grundlegung der Arithmetik.“ Dagegen wird die „Logistik“ abgestraft (Meyers Lexikon, 8. Auflage, Band 7, Kolumne. Leipzig: Bibliographisches Institut 1939). Sie steht „im Gegensatz zur traditionellen (aristotelisch-scholast.) Schul-Logik samt ihren psycholog. und erkenntnis-theoret. Abhandlungen bez. für die Gesamtheit der Versuche, mit Hilfe der Denkmittel der Mathematik, aber nicht einfach unter Übernahme math. Lehrsätze, die Lehrsätze der formalen Logik neu zu formulieren und dementsprechend neue logische „Rechnungsverfahren“ (>Algorithmen<) zu entwerfen und anzuwenden. Es gibt heute vielerlei nicht auf einen exakten Nenner zu bringende Systeme der L. Das heute verbreitetste fußt auf dem Begriff bzw. der Operation der Implikation; es stammt von G. Frege (*1848, 11925) und wurde bes. durch Russel (sic) und Whitehead systematisch ausgebaut. Ansätze zur L. finden sich schon im M.A., u.a. bei Nikolaus von Amiens und Raymundus Lullus, zu Beginn der Neuzeit in den vielfachen Ansätzen zur „geometrischen“ Methode in der Philosophie, u.a. bei Descartes, Spinoza, Erhard Weigel. Leibniz erfaßte das Problem der L. erstmals in grundsätzl. Klarheit. Begründer der modernen L. ist der Amerikaner George Boole (*1815, fl864)—(sic! Boole war Brite. EMT). Die jüngsten Vertreter, philosophisch mitunter dem Materialismus nahestehend, huldigen oft dem unduldsamsten Intellektualismus, so bes. der „Wiener Kreis“.“ — Und in der Literatur wird neben Frege, Couturat, Whitehead und Russel, Carnap und die Zeitschrift Erkenntnis angeführt, aber auch Hubert und Ackermann. Man versteht nun aber leicht, warum es für H. Scholz wichtig war, sich aus der „guten“ Traditionslinie zu bedienen bzw. sich zu versichern, und das war für ihn Gentzen.

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  135. S. 63, in: VOLKER PECKHAUS, Von Nelson zu Reichenbach: Kurt Grelling in Göttingen und Berlin, S. 52-73, in: Lutz Dannenberg (Hrsg.), Reichenbach und sein Kreis: Vieweg Verlag 1995.

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  136. HEINRICH BEHNKE, S. 116, Semesterberichte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1978.

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  137. Adolf Kratzer hatte David Hubert über die Fortschritte der Relativitätstheorie unterrichtet und reiste auch mit Heinrich Scholz nach Polen zu Lukasiewicz.

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  138. (1968, S.268)

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  139. Hinweis von Petra Kess (1993, S. 148).

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  140. Hans Hermes (*1912) Er studierte von 1931 bis 1936 Mathematik und Philosophie an den Universitäten Freiburg i. Breisgau, München und Münster i.W. Promotion 1936 in Münster; Staatsexamen 1937; 1938 Assistent am Mathematischen Seminar der Universität Bonn, wo er sich im wesentlichen mit der komplexen Funktionentheorie befaßt hatte. 1941 wurde Hans Hermes Soldat. Nach Kriegsende Wiedereintritt ins Mathematische Seminar als Assistent. Habilitation 1947 in Bonn. 1953 Professor für mathematische Logik und Grundlagenforschung an der Universität Münster. 1966 Professor für mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik an der Universität Freiburg. Hans Hermes wurde bekannt wegen seiner Arbeit „Eine Axiomatisierung der allgemeinen Mechanik“ (Forschungen zur Logik und zur Grundlegung der exakten Wissenschaften, Heft 3. Leipzig 1938); vgl. dazu S. 120-122 in: Max Jammer, Der Begriff der Masse in der Physik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964.

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  141. Vgl. HERMES 1986, S. 43.

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  142. Heinrich Scholz (Reichserziehungsministeriums — Personalakte „Seh. 188“ des „Berlin Document Center“). Seine Personalakte der Universität Münster habe ich nicht eingesehen.

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  143. Reprinted in: „Z zagadnien logiki i filozofii“ (ed. J. Slupecki), Warszawa 1961.

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  144. „Karl Schröter war mein Lehrer, er ist vor ungefähr 10 Jahren gestorben (22.8.1977). Schröter war bis 1948 in Münster, er hat Gentzen gut gekannt, sich aber nie über ihn geäußert, zumindest was persönliche Dinge betrifft. In gewisser Weise gehören beide zu einer logischen Richtung. Schröter war aber älter, geb. 7.9.1905 in Wiesbaden.“, Gerd Robbel brieflich an EMT vom 3.7.1988. „Nach der Promotion 1941 mit der Arbeit ‚Ein allgemeiner Kalkülbegriff“ und der Habilitation 1943 über die Axiomatisierung der Fregeschen Aussagenkalküle war S. ab 1943 Dozent an der Universität Münster,“ Er wurde von H. Scholz stark beeinflußt.

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  145. Warum ist es kein „Institut für Logistik“? Steck hatte die „Logistik“ angegriffen. Das scheint als eine „Spätfolge“ bewirkt zu haben, daß H. Scholz sein Seminar in ein „Institut für Mathematische Logik und Grundlagenforschung“ umbenennen ließ; rechtzeitig bevor „Logistics“ nach dem Vorbild vom militärischen Sprachgebrauch auch für industrielles Nachschubwesen benutzt wurde. (Prof. Dr. Gisbert Hasenjaeger an mich vom 11.03.97).

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  146. Entscheidend für die tatsächliche Umwandlung des H. Scholzenschen Instituts mit Genehmigung des Reichserziehungsministeriums, d.h. Minister Bernhard Rust, war das befürwortende Gutachten von Ludwig Bieberbach. Zu H. Scholz und seinem Verhältnis zu den polnischen Wissenschaftlern in ihrer Rolle bei seiner Denkschrift an Rust zur Umgestaltung des Instituts vgl. jetzt besonders sehr schön Volker Peckhaus, Moral Integrity during a Difficult Period: Beth and Scholz, p. 151-173, in: Philosophia Scientiae 3 (4), 1998/1999, Nancy. Aber auch woanders gibt es durchaus seriöse Veränderungen. Ein Beispiel: Am 1. April 1943, zwanzig Monate vor dem Ende des „Dritten Reiches“, mitten in den Wirren des Weltkriegs, wurde in Frankfurt am Main das „Institut für Geschichte der Naturwissenschaften“ (IGN) gegründet. Fast ein Jahr später, im Mai 1944, war es durch alliierten Bombenhagel völlig zerstört worden. Gegründet wurde das Institut durch Willy Hartner, der 1935 eine Gastprofessur in Harvard wahrnahm. Hartner war ein Spezialist der Astrolabien.

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  147. Ich habe nicht versucht herauszufinden, ob seine Handlungen nicht auch religiös motiviert sein könnten. Es ging aber hier, so glaube ich, um die schiere Rettung eines Logikers.

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  148. REINHARD SIEGMUND-SCHULTZE, Über die Haltung deutscher Mathematiker zur faschistischen Expansions-und Okkupationspolitik in Europa, S. 189-195, hier S. 193, in: Martina Tschirner, Heinz-Werner Göbel (Hrsg.), Wissenschaft im Krieg—Krieg in der Wissenschaft. 2. Auflage: Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Friedens-und Abrüstungsforschung an der PhilippsUniversität Marburg 1992.

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  149. Zu Lukasiewicz1 Denkweise in der Mathematischen Logik vgl. JAN WOLENSKI, On Tarski’s Background, p. 331-341, in: Jaakko Hintikka (ed.), From Dedekind to Godei. Reidei: Kluwer 1995.

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  150. 65, S. 23, 1939, Berlin: de Gruyter 1941.

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  151. Der rationale Planer Konrad Meyer wurde folgerichtig 1956 an der Technischen Universität Hannover Ordinarius für Landesplanung, 1957 Mitglied der entsprechenden Akademie. — Konrad Meyer diente vorher dem Reichsführer SS im Range eines SS-Standartenführers. Seit 1942 war er Planungsbeauftragter für die Siedlung und Landesneuordnung beim Reichsleiter für Agrarpolitik, beim RMEuL und beim Reichsbauernführer und Leiter des Siedlungsausschusses für die besetzten Ostgebiete (zitiert nach Buchheim, Rechtsstellung des Reichskommissars für die Festigung des Deutschen Volkstums, in: Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, S. 274, München 1958). Zu dem irrsinnigen Plan einer ethnischen Säuberung vgl. MECHTHILD RöSSLER und SABINE SCHLEIERMACHER (Hrsg.), Der „Generalplan Ost“. Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs-und Vernichtungspolitik. Akademie Verlag: Berlin 1993; BRUNO WASSER, Himmlers Raumplanung im Osten. Birkhäuser Verlag: Basel 1993; GöTZ ALY, „Endlösung“. Fischer Verlag: Frankfurt am Main 1995. Zur Biographie Konrad Meyers S. 378 und S. 175 in: NoTKER HAMMERSTEIN, Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur. München: C. H. Beck 1999.

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  152. Lukasiewicz hatte eine Sinekure durch eine formale Anstellung in Mülheim an der Ruhr einmal erhalten, vermittelt durch den Oberbürgermeister Hasenjaeger (Vater des Logikers Gisbert Hasenjaeger). Als Lukasiewicz später eine Professur in Dublin erhielt, machte man ihm einen Vorhalt wegen „Kollaboration“ (Brief von Gisbert Hasenjaeger an mich vom 13.6.1997).

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  153. S. 61, ARIE L. MOLENDIJK, AUS dem Dunklen ins Helle. Wissenschaft und Theologie im Denken von Heinrich Scholz. Amsterdam: Rodopi 1991.

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  154. S. 13, in: HERBERT LUTHE, Die Religionsphilosophie von Heinrich Scholz. Diss. München 1961. Vgl. dazu ausführlich Text und die Dokumente in PETER SCHREIBER (1995), Über Beziehungen zwischen Heinrich Scholz und polnischen Logikern, 17 S., im Erscheinen. Beachte auch die Literatur in DAVID PEARCE und JAN WOLENSKI (Hrsg.), Logischer Rationalismus. Philosophische Schriften der Lemberg-Warschauer Schule. Athenäum Verlag: Frankfurt am Main 1988. Sehr gut jetzt PETER SIMONS, Philosophy and Logic in Central Europe from Bolzano to Tarski. Dordrecht: Kluwer 1992. Zu Jan Salamuchas (1903-1944) Rolle im Kreis der Krakauer Logiker als „life and soul of the circle“ vgl. JOSEPH M. BOCHENSKI, The Cracow Circle, p. 9-18, in: Klemens Szaniawski (ed.), The Vienna Circle and the Lvov-Warsaw School. Dordrecht: Kluwer 1989. Salamucha soll später während des Warschauer Aufstandes getötet worden sein. Es ist möglich, daß es doch deutsche Täter waren. — Zum späteren Zusammenhang von Logik und Politik in der Nachkriegszeit hier nur das: Eine Lichtfigur der bundesrepublikanischen Logik in der Zeit des Kalten Krieges war der polnische Dominikanerpater Joseph Maria Bochenski, dessen Geschichte der „Formalen Logik“ weit verbreitet ist. Der Neuthomist bekämpfte lebenslang energisch den Marxismus in Gestalt des dialektischen Materialismus. „Als der Prozeß (gegen die KPD 1956 in der Bundesrepublik, EMT) vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ins Schwimmen geriet, bat man Bochenski um ein Gutachten. Er lieferte, und das gab letzlich wohl den Ausschlag. Die KPD ist jedenfalls verboten worden.“ (Konrad Adam, Scholastik. Joseph Bochenski gestorben, Frankfurter Allgemeine Zeitung 11.2.1995). Bochenski jedenfalls hielt sich für den Urheber. Vgl. NIKLAUS MEIENBERG (Heimsuchungen. Ein ausschweifendes Lesebuch. S. 103 f. Zürich: Diogenes 1986), der Bochenskis Biographie, besonders aber seine Liebe zum Jaguar E fahren schildert.—Merkwürdig, daß seine „Logik der Religion“ (1982, zweite Auflage) oder die Studie zu Autorität, Glaube und Liebe, seine Einstellung zur Religion, nicht selbst als Weltanschauung angesehen wurde. Wie unterschiedlich selbst Logiker einer Nationalität sein können, verblüfft auch JAN KOTT (Leben auf Raten. Versuch einer Autobiographie. Berlin: Alexander Verlag 1993). Über den Logiker, Künstler und Schriftsteller Leon Chwistek (1884-1944) berichtet er, daß er als polnischer Patriot vielleicht in Moskau aus politischen Gründen vergiftet worden sei (S. 69), während der Logiker und Widerstandskämpfer Boleslaw Sobocinski (1906-1980), „ein verbissener Antisemit“ Hanna Krahelska und Professor Handelsmann „wegen Gesprächen mit Kommunisten“ denunziert haben soll, worauf beide entführt und ermordet worden seien. Der „Vielheit der Realitäten“ (so ein Buchtitel von Leon Chwistek) konnte man damals nicht mit mathematischer Logik beikommen. In einer Glosse über die No. 23 auf der Liste der hundert Nonfiction-Bände des Jahrhunderts des Verlags Random House heißt es: „Keiner wird das wohl von vorn bis hinten durchlesen“, räumte selbst Russell ein: „Ich kannte einst sechs Leute, die den hinteren Teil des Buches gelesen hatten (⋯) drei von ihnen waren Polen und wurden, glaube ich, von Hitler umgebracht. Die anderen drei waren Texaner.“ (Süddeutsche Zeitung, 12. Juni 1999). Aber die Principia Mathematica wurde doch von mehr Leuten gelesen.

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  155. Heinrich Scholz, Logik, Grammatik, Metaphysik, S. 39-80, in: Archiv für Rechts-und Sozialphilosophie 36 (1943), 393–433; Neuabdruck mit geringfügigen Veränderungen in: Archiv für Philosophie (1) 1947. Herausgeber Jürgen von Kempski. Stuttgart: W. Kohlhammer 1947. Eingeladen wurde er womöglich auf Initiative von Karl Barth.

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  156. In einem Atemzug werden „Carnap, Dubislav, Scholz, Burkamp“ genannt von GERHARD LEHMANN, Die deutsche Philosophie der Gegenwart. Stuttgart: Kröner 1943. Im Kapitel „Rudolf Carnap“ wird Heinrich Scholz genannt, der sich gegen eine notwendige Verbindung von Logistik und Positivismus „energisch zur Wehr“ setze (S. 293).

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  157. Darüber gibt es leider noch keine Arbeit. Vgl. wenigstens die Beiträge in: KLEMENS SZA-Niawski (ed.), The Vienna Circle and the Lvov-Warsaw School. Dordrecht: Kluwer 1989.

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  158. Heinrich Scholz wird zurecht dafür gerühmt, daß er mit seinem Institut die Logik außerhalb von Mathematik und Philosophie institutionalisiert hat und dies noch im Nationalsozialismus erreicht hat. Er hat von Ernst Tugendhat über Karl Schröter bis zu Hans Hermes viele Schüler herangezogen. Ein Teil von diesen hat sich emanzipiert und ihre Ergebnisse auch erst nach dem Kriege errungen. Allerdings hat dies dazu geführt, daß sich die Emigranten weiterhin als „Die Peripheren“ gefühlt haben (ERNST GRüNFELD, Die Peripheren. Ein Kapitel Soziologie. Amsterdam 1939). Denn sie haben keine Stellen in Deutschland angeboten bekommen. Das „state of the art“ von H. Scholz in der Logik war provinziell; man vgl. einfach die Publikationen von 1945 bis 1965 in Deutschland und den USA. Das ist dann auch so geblieben. Nicht zu unterschätzen dagegen ist die Mittlerfunktion von Scholz und seiner Schule von Münster, denn auch die konservativen Philosophiebeamten wie Odo Marquard, Hermann Lübbe, Joachim Ritter lernten zumindest neuere Logik von Leibniz über Bolzano und Frege zu Brouwer, Hilbert und Weyl kennen.

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  159. Hans-Georg Gad Amer, Philosophische Lehrjahre, S. 174. Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann 1977.

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  160. Oskar Becker, „Nordische Metaphysik“, in: Rasse. Monatszeitchrift der nordischen Bewegung. 5. Jahrgang (1938).

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  161. Gadamer 1990, zitiert nach George Leaman 1993, S. 145.

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  162. 122. Tausend der Auflage. München: J.F. Lehmanns Verlag 1943.

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  163. Halle: Niemeyer 1927, S. 184 ff.

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  164. Deutsche Literaturzeitung, 1928, Heft 14, Kol. 685.

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  165. S. 142, Reinhard Siegmund-Schultze, Mathematiker auf der Flucht vor Hitler. Quellen und Studien zur Emigration einer Wissenschaft. Dokumente zur Geschichte der Mathematik, Band 10. Herausgegeben von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Vieweg Verlag: Wiesbaden 1998.

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  166. Eine Motivation Stecks, Mays und Dinglers Kampf kann gewesen sein, daß Scholz und alle anderen bekannten Philosophen, Logiker und Mathematiker jedes Buch von Dingler ausdrücklich in den Rezensionen schon vor der Machtübernahme des Nationalsozialismus abgelehnt hatten.

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  167. Schreiben des Universitätsrektors Weigelt an den Mitarbeiter des Reichserziehungsministeriums Professor Dr. Paul Ritterbusch vom 31.03.1941, UAH, Rep 4 Nr. 198.

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  168. GISELA NICKEL, Wilhelm Troll (1897-1978). Leben und Werk. Mainz, Universität, Diss., 16. Juli 1993.

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  169. Gisela Nickel sieht in diesem Kommentar Weigelts eine „Bespitzelung“ dieses Kreises und stellt apologetisch sofort diesen Kreis als Widerstand gegen den Nationalsozialismus dar. Natürlich handelt es sich um eine Diskussion um den „rechten Weg“ innerhalb des Nationalsozialismus. Daran ändern auch alle 1946 oder danach gesammelten Persilscheine nichts. Sicher waren die Gestalt-Herren Hildebrandt und Wolf böse, daß der offizielle Nationalsozialismus ihnen die Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft entzogen hatte. Genauso achteten die anderen darauf, was diese nun mit Der Gestalt verantstalteten.

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  170. Es folgt keine einzige Begründung dieses Urteils. Frau Nickel übt sich wohl in morphologischer Typus-Methode. Wir Leser kriegen keine Beispiele, keine Analysen, weder von der Auswertung, Ausbauung oder Überhöhungen der Akzeptanzkrise durch das nationalsozialistische Regime noch von der Propagierung nationalsozialistischer Ideologie. Und wir erhalten keine Analyse der Trollschen Schriften. Und wir erhalten keine beispielhafte Analyse der morphologischen Methode noch eine Begriffsklärung des Konzepts der „Gestalt“ und seiner Geschichte im Nationalsozialismus. Alles bleibt seltsam nebulös. Nichts wird im Zusammenhang gesehen. Das erschwert jedes Verstehen der Lehre von W. Troll und seiner Arbeitskollegen vom Gestalt-Kreis in Halle. Struktur, Stil und Geist von Troll liegen offen, aber keine Morphologie ist dafür zu haben.—In bestimmten Formen des Arrangements liegen Herzenskälte, moralische Verworfenheit, Angst, und das klare Morgensternsche Prinzip, das nicht sein kann, was nicht sein darf. Das Ausblenden und Übergehen vorheriger Wissenschaft mit Abwesenheit der exilierten und ermordeten, dieses glimpfliche Beiseitedrängen aller anderen Auffassungen und Kämpfe durch Schweigen und schiefe Textanalysen, ist offenkundig ein methodischer Grundsatz moderner deutscher Wissenschaftsgeschichte an bestimmten Universitäten.

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  171. Die Legitimität der Trollschen Lehren wird begründet mit seinem Schaffen an der Mainzer Universität nach dem Kriege, damit, daß er nicht Mitglied der NSDAP war, seiner Standardwerke, mit der erfolgreichen Tätigkeit seiner Schülerin Dorothea Kuhn bei der Edition der Naturwissenschaftlichen Schriften von Goethe. Frau Gisela Nickel ist in der Leopoldina untergekommen und ist dort in einem Editionsprojekt tätig. Diese Dissertation unter Herrn Krafft rechtfertigt das nicht, jedenfalls nicht aus wissenschaftlichen Gründen. Und was Troll angeht: wird in Mainz noch seine Methode gelehrt, war nicht Albert Wellek aus dem Halleschen Gestaltkreis ebenfalls in Mainz tätig? Viele offene Fragen und keine Antworten.

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  172. Ich verdanke die Kenntnis dieses Briefes und die der Personalakte Frau Fuchs vom Universitätsarchiv der Technischen Universität München.

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  173. Einen Abdruck dieses ekelerregenden Briefes überlasse ich denjenigen, die sich mit Max Steck oder seiner Doxographie insgesamt beschäftigen möchten.

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  174. Vgl. dazu Eva Weissweiler: „Ausgemerzt!“ Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen. Köln: Dittrich Verlag 1999.

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  175. „Man muß sich (⋯) bewußt bleiben, daß wissenschaftliche Mathematik ohne eine sichere weltanschaulich-volkliche Grundhaltung unmöglich ist und daher alle Betrachtung des mathematischen Geistes in einer Sinnbetrachtung schlechthin zu gipfeln hat.“ MAX STECK, Mathematik, S. 10-21, in: Das Studium der Naturwissenschaft und der Mathematik. Einführungsband, bearbeitet von Fritz Kubach. Heidelberg: C. Winter 1943. Wie, das ist ja die Frage des NS, kann ich begründen, daß wissenschaftliches Schaffen rassisch bedingt ist? Und wie kann ich das in der Mathematik tun, gerade wenn ich weiß, daß sowohl im Bolschewismus als auch im Nationalsozialismus die Differentialrechnung inhaltlich wesentlich gleich ist, nur stilistisch anders sich darstellen kann. Ich benutze einen Zaubertrick: ich gehe auf die Philosophie, auf die Grundlagen der Mathematik zurück, zähle die drei Grundlagenschulen auf, schreibe, was ich mir bei Gödels Sätzen denke und sage ex falso aliquot sequitur, aus einem Widerspruch folgt alles (aber nur in der Logik!), und setze in diese „Sicherheitslücke“ etwas anderes, sei es Rassenlehre, sei es kontextuelle Geschichtsschreibung oder Soziologie der Mathematik oder gar Philosophie der Mathematik. Ich behaupte also, daß etwas anderes als die Mathematik selbst der Mathematik eine Sicherheit bringen wird. Die „Sicherheitslücke“ beschreibe ich als „Relativismus“ (vgl. S. 86 Peckhaus, 1984). Rasse bringt Sicherheit, sicheres Fundament einer sonst relativistischen Mathematik. Und dieser Relativismus wird beispielsweise heute in der Diskussion um den mathematischen Beweis angesichts der Grundlagenproblematik und der Programmverifizierung inner-halb der Informatik benutzt von der Soziologie der Mathematik. Es wird Zeit, daß die Mathematik wieder für sich selber sorgt—mit einer plausiblen mathematischen Beweistheorie. — Gibt es ein rationalen Kern der Ideen von Steck, May, Dingler, Requard oder Müller? Sie behaupten, daß die pluralistische, liberalistische Mathematik sich auf Axiome und Evidenzerlebnisse beruft, die sie zurückdrängen wollen durch Argumentation mit dem Begriff der Rasse. Sie behaupten, daß jede Wissenschaft auf Metaphysik beruhe, die Mathematiker dies aber ausblenden und nicht wahrhaben wollten. Es kommt also nun darauf an, welche Argumentationsketten Evidenzkraft und Überzeugung zugesprochen werden. Die Mathematiker kümmern sich um diese Argumentationsketten nur, insofern sie die Mathematik direkt berühren, wie es Gentzen ausführt und überlaßt alles andere den Philosophen. Sie wollen metaphysikfreie Mathematik praktizieren. Das bedeutet, daß Mathematik nur Mathematik als Kontrollvernunft benötige, und diese Kontrollvernunft mußte verteidigt werden. Denn sie garantierte die Freiheit der Mathematik, auch ihre Unabhängigkeit von der äußeren Welt, ganz wie es Cantor dargestellt hatte mit dem Begriff der „Freien Mathematik“ im § 8 seiner „Grundlagen einer allgemeinen Mannigfaltigkeitslehre“ (1883). WOLFGANG STEGMüLLER aber hat gesehen, warum dieses „Überlassen“ gefährlich sein kann—gerade nach der NS-Erfahrung—und versucht in seinem Buch „Metaphysik, Wissenschaft, Skepsis“ (Wien: Humboldt Verlag 1954) zu zeigen, daß allein der skeptische Weg offen ist und man das „aushalten“ muß. Allerdings diskutiert auch er nicht Brouwers Versuch Mathematik, Metaphysik, Mystik und tiefen Humanismus zusammenzudenken. Stegmüller läßt sich wieder auf einen unbestimmten Pluralismus ein, der tief harmoniesüchtig verspricht, daß nichts Negatives passiert. Aber er sagt nicht, wer das sicherstellt und verfällt seinerseits wieder einer Metaphysik, indem er das tatsächliche Problem nicht radikalisiert, sondern ihm ausweicht. — DIRK VAN DALEN: Der Grundlagenstreit zwischen Brouwer und Hubert, S. 207-212, in: E. Eichhorn und E.J. Thiele, Vorlesungen zum Gedenken an Felix Hausdorff. Berlin: Heldermann Verlag 1994, behauptet, daß der „Grundlagenstreit“ im Jahr 1928 beendet gewesen sei. Und daß Logiker wie Gentzen ganz klar gesehen hätten, daß der Intuitionismus Mittel schafft um die gewünschten Konsistenzbeweise, „allerdings nur teilweise“ (211) zu erbringen. Hier soll mit dem Hinweis auf die praktische Durchführung von Konsistenzbeweisen — vgl. vor allem „Die Widerspruchsfreiheit der reinen Zahlentheorie“ (1936 von Gentzen)—mit Mitteln des Intuitionismus der grundsätzliche Streit entschärft werden. Wie wir an der Legion von Literatur über die Grundlagenforschung sehen, faszinieren aber gerade die bisherigen negativen Lösungen der mathematischen Grundlagenforschung, und auch Gentzen sah den „grossen Streit um die Grundlagen der Mathematik“, hervorgerufen durch den Unendlichkeitsbegriff und daraus folgenden Paradoxien sehr wohl. Es ist aber wohl so, daß Gentzen die Resultate von Godei mehr als Bereicherung seiner eigenen mathematischen Bemühungen statt eines „Schocks“ genommen hat. Man sollte mal untersuchen welche „philosophische“ Grundeinstellungen Gentzen teilte, d.h. bis zu welcher Grenze ging er bei der Aufnahme „philosophischer“ Ideen oder Termini. Vielleicht sehen Sie sich die drei populären Abhandlungen am Ende daraufhin einmal an?

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  176. S. 136.

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  177. S. 149.

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  178. Gewidmet von Freunden und seinen Schülern. Mit Beiträgen von: F. Engel, S. Finsterwalder, G. Kowalewski, Max. Müller, O. Perron, A. Rosenthal, S. Salkowski, W. Schaaf, M. Steck, O. Volk.—(Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Math.-nat. Klasse, Sitzungsberichte, 1934, 8.-17. Abhandlung). Heidelberg, 1934, XII, 96 S.m. 1 Abb.

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  179. Die Bemerkungen von Aristophanes in den „Wolken“ zu Geometern kennt jeder. Aber auch beim „Maler Nolten“ von Mörike heißt es: „Ein zierlicher Laffe kam ins Haus, Geometer, oder was er ist, ein weitläufiger Vetter aus der benachbarten Stadt.“ (Eduard Mörike, Hrsg. von Albrecht Goes, Werke in einem Band, “S. 153. Tempel-Klassiker (ohne Angabe von Verlagsort und-jähr). Die Geometer, und damit sind schon im allgemeinen die Mathematiker jeglicher Couleur gemeint, sind in der schöngeistigen Literatur meist grobschlächtigem „Humor“ ausgesetzt. Woher kommt das?

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  180. Vgl. g 256f., in: Ulrich Wengenroth (Hrsg.), Die Technische Universität München. Annäherung an ihre Geschichte. München: Technische Hochschule München 1993.

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  181. Ruth Moufang (1905 bis 1977, 1937 war ihr der Antrag auf eine Dozentur abgelehnt worden), Tochter des ehemaligen Direktors der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, Dr. Nicola Moufang, der von den Nazis wütend angegriffen wurde. Vgl. GOTTFRIED ZARNOW, Gefesselte Justiz. Politische Bilder aus Deutscher Gegenwart, Bd. 1, S. 95. München: J. F. Lehmanns Verlag 1931. Auch Paul Bernays schreibt eine Besprechung im Journal of Symbolic Logic 7 (1942), S. 92. Bernays geht auf Hilberts Ideen ein. Ruth Moufang ist nicht vergessen. Sie kommt beispielsweise vor in WILHELM P.A. KLINGENBERG, Mathematik und Melancholie. (Von Albrecht Dürer bis Robert Musil. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 1997): „Mein akademischer Lehrer, Friedrich Bachmann in Kiel, hatte mich auf ein Problem aufmerksam gemacht, mit dem sich eine Schülerin von David Hilbert, die in Frankfurt lehrende Ruth Moufang, jahrzehntelang beschäftigt hatte, ohne die Lösung zu finden. Die Fragestellung entstammt Hilberts Untersuchungen zu den Grundlagen der Geometrie vom Anfang des Jahrhunderts. (⋯) Es handelt sich darum, in einer allgemeinen affinen Ebene die Beziehung zwischen zwei sogenannten Schließungssätzen, den Figuren (D) und (S) zu klären.“ Die Lösung von Klingenberg folgt dann.

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  182. JFM 66, S. 1190.

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  183. Science 92, p. 437–446, New York.

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  184. Berlin 1942 (2. Auflage 1943).

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  185. 18.02.1943, Brief im Institut für Zeitgeschichte, nach G. Leaman 1993.

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  186. Arie L. Molendijk, Aus dem Dunklen ins Helle. Wissenschaft und Theologie im Denken von Heinrich Scholz. Amsterdam: Rodopi 1991, S. 60.

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  187. F. Requard, Heldische Weltanschauung und schöpferische Leistung in der exakten Naturwissenschaft. Eine Untersuchung über das Wesen der nationalpolitischen Ausrichtung des Unterrichts in der exakten Naturwissenschaft, S. 4-7, in: Der deutsche Erzieher, Klett: Stuttgart 1940.

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  188. F. REQUARD, Strenge Mathematik und Rasse, S. 11-22, in: Rasse. Monatsschrift der nordischen Bewegung. Jhg. IX, 1942.

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  189. Friedrich Requard, Probleme streng-mathematischen Denkens im Licht der Erbcharakterkunde, S. 351–370, in: Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde (59), 1940.

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  190. Das Verhältnis von Wissenschaft, Lebenswelt und ihren Voraussetzungen oder ihrer Voraussetzungslosigkeit konnte auch durchaus anders beantwortet werden. Man lese dazu MAX PLANCK, Die Frage an die exakte Wissenschaft, S. 362ff., in: Deutsche Luftwacht / Ausgabe Luftwelt 10 (1943). Hier wird der Ausgangspunkt „an dessen Festigkeit sich keinerlei Skepsis heranwagen kann“ in dem gefunden, was wir mit unserer Leiblichkeit durch unsere Sinnesorgane von der Außenwelt empfangen können. Und so geht der Weg von der erlebten Sinnenwelt über Erfahrungen zu Vorstellungen, aus denen wir ein praktisch brauchbares Weltbild machen, das sich wandelt und ständig berichtigt wird, daher unabgeschlossen ist. Der Weg vom Alltag zur Wissenschaft geht also auch ohne Gebrauch des Rassebegriffs.

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  191. Zitiert nach Ute Deichmann, Biologen unter Hitler. Portrait einer Wissenschaft im NS-Staat. Zweite Auflage. Frankfurt am Main: S. Fischer 1995, S. 233.

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  192. S. 90 f., in: MARKUS VONDERAU, „Deutsche Chemie“. Der Versuch einer deutschartigen, ganzheitlich-gestalthaft schauenden Naturwissenschaft während der Zeit des Nationalsozialismus. Marburg: Dissertation Fachbereich Pharmazie und Lebensmittelchemie 1994.

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  193. S. 234, in: Ute Deichmann, Biologen unter Hitler. Portrait einer Wissenschaft im NS-Staat. Zweite Auflage. Frankfurt am Main: S. Fischer 1995, S. 233.

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  194. PERRON, Irrationalzahlen, zweite Auflage 1939.

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  195. IMRE TóTH, S.106, Wissenschaft und Wissenschaftler im postmodernen Zeitalter. Wahrheit, Wert, Freiheit und Kunst und Mathematik, S. 85-153, in: Hans Bungert (Hrsg.), Wie sieht und erfährt der Mensch seine Welt? Buchverlag der Mittelbayerischen Zeitung: Regensburg 1987.

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  196. HRSG. E. BERDOLT, F. KUBACH, B. THüRING, Physik und Astronomie in jüdischen Händen.

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  197. Habilitationsakte E II 2412, Archiv der Ludwig-Maximilian-Universität München.

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  198. S. 183, Anm., in: MARKUS VONDERAU, „Deutsche Chemie“. Der Versuch einer deutschartigen, ganzheitlich-gestalthaft schauenden Naturwissenschaft während der Zeit des Nationalsozialismus. Marburg: Dissertation Fachbereich Pharmazie und Lebensmittelchemie 1994.

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  199. Vgl. S. 22, in: ders., Völkisch-politische Anthropologie. Erster Teil. Die Wirklichkeit. Weltanschauung und Wissenschaft. Band 1. Leipzig: Armanen Verlag 1936.

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  200. KRIECK, S. 222, in: Natur und Wissenschaft. Leipzig: Quelle und Meyer 1942. — Vgl. dazu S. 181, in: Markus Vonderau, „Deutsche Chemie“.

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  201. Siehe hierzu E. MAY (1939), 23 (S. 81, Anm., in: MARKUS VONDERAU, „Deutsche Chemie“. Der Versuch einer deutschartigen, ganzheitlich-gestalthaft schauenden Naturwissenschaft während der Zeit des Nationalsozialismus.Marburg: Dissertation Fachbereich Pharmazie und Lebensmittelchemie 1994).

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  202. beide: Meisenheim am Glan: Westkultur Verlag Anton Hain 1949.

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  203. S. 262, in: HERBERT STACHOWIAK, Berlin 1945 bis 1951: Rückblick auf eine unvergeßliche Zeit, S. 243-264, in: HEINRICH BEGEHR (Hrsg.), Mathematik in Berlin. Geschichte und Dokumentation. Zweiter Halbband. Aachen: Shaker Verlag 1998. E. May war erster Referent von Klaus Heinrichs Dissertation „Versuch über das Fragen und die Frage“, mit der er am 22.12.1953 promovierte.

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  204. Berlin: Dr. Georg Lüttke 1941.

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  205. Max Steck, Das Hauptproblem der Mathematik. S. 210, Berlin: Georg Lüttke 1942.

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  206. Zeitschrift für Deutsche Kulturphilosophie, Bd. 9, 1943, S. 66 f.

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  207. Jorgensen, Professor für Philosophie in Kopenhagen, galt als Anhänger der Art wissenschaftliches Philosophierens, wie sie der Wiener Kreis um die Zeitschrift „Erkenntnis“ repräsentierte. Jorgensen galt als Anti-Nazi und wurde eine zeitlang von den Deutschen interniert (vgl. S. 4, in: MOGENS BLEGVAD, Vienna, Warsaw, Copenhagen, S. 1-8, in: Klemens Szaniawski (Ed.), The Vienna Circle and the Lvov-Warsaw School. Dordrecht: Kluwer 1989.

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  208. vgl. Eckart Menzler-Trott, Ich wünsche die Wahrheit und nichts als die Wahrheit⋯ Das politische Testament des deutschen Mathematikers und Logikers Gottlob Frege. Eine Lektüre seines Tagebuchs vom 10.3. bis 9.5.1924. Forum (Wien) 36. Jahrgang, Nr. 432 (20. Dezember 1989), S. 68-79.

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  209. Nachgedruckt von den alten Matrizen in: Archiv für Mathematische Logik und Grundlagenforschung, September 1950, S. 1-16, in: Jürgen v. Kempski (Hrsg.), Archiv für Philosophie (4) Heft 1, S. 81-96. Stuttgart: W. Kohlhammer 1950.

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  210. Im JFM 68, S. 20, 1942, Berlin: de Gruyter 1944. Andreas Speiser (1885-1970) schrieb u.a. das erste in Deutschland erschienene Lehrbuch über Gruppentheorie, „die schönste Einführung in die Gruppentheorie“ (v.d. Waerden). Speiser studierte ab 1904 in Göttingen und promovierte bei H. Minkowski. Von 1932 bis 1955 beschäftigte er sich mit der Philosophie der Mathematik.

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  211. Max Steck, Mathematik als Problem des Formalismus und der Realisierung, Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft, 7, 156–163.

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  212. JFM 67, S. 30, 1941 Berlin: de Gruyter 1943.

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  213. S. 214, Hauptproblem, 1942.

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  214. 1943, 2. Auflage.

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  215. MAX STECK (Hrsg.), Johann Heinrich Lambert: Schriften zur Perspektive. Georg Lüttke: Berlin 1943.

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  216. JDMV 52 (1942), S. 217–244.

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  217. MAX STECK, Die moderne Logik und ihre Stellung zu Leibniz (Geistige Arbeit, Jg. 11, Nr. 10-12, Oktober 1944).

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  218. Mathematik als Begriff und Gestalt.

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  219. Hans Hofer, S. 88. Eine Nebenbemerkung: Die „Gestaltmathematik“ von Hermann Friedmann, skizziert in seinem Buch „Wissenschaft und Symbol. Aufriss einer symbolnahen Wissenschaft“ (München: Biederstein Verlag 1949) hat mit dieser Form der Mathematik nichts zu tun.

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  220. FRIEDRICH REQUARD, Strenge Mathematik und Rasse, S. 17, in: Rasse. Monatszeitschrift der nordischen Bewegung. Jg. IX, 1942.

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  221. Auf dem II. Kongreß für Anthropologie und Ethnologie in Kopenhagen vom 1.-6. August 1936 wurde die „Rassenlehre“ wissenschaftlich anerkannt.

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  222. Leipzig: Akademische Verlagsgesellschaft Becker & Erler 1941.

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  223. Zentralblatt 25 (1942) S. 3.

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  224. Deutsche Mathematik 6, 1942, S. 566–575.

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  225. Zentralblatt 27 (1943) S. 145.

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  226. Vgl. Max Steck, Grundgebiete der Mathematik, Heidelberg: Winter Verlag 1946.

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  227. MICHAEL TOEPELL, Mathematiker und Mathematik an der Universität München. 500 Jahre Lehre und Forschung. Reihe: Algorismus, Heft 19 (1996). München: Institut für Geschichte der Naturwissenschaften. Darin heißt es: „Max Steck, *1907 in Basel, †1971 in?, 1935-39 Ass. TH München, 1938 Habil, vertritt 1941 Robert Schmidt, 1952 Akad. Für angewandte Technik Nürnberg, 1957 Akad. Für Bautechnik München (Poggendorf) 7a, 504“. Von 1941 bis 1944 ein spezieller Lehrauftrag für Geometrie. Beispielhaft für eine kastrierte Geschichtsschreibung ist folgende Wertung: „In seiner Monographie über,Das Hauptproblem der Mathematik* (Berlin 1942, 2. Aufl. 1943), die vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit zu sehen ist, verfolgt Steck den Übergang von anschaulicher zu formaler Mathematik und sucht zugleich eine Verbindung mit philosophischen Grundlagen herzustellen.“ (S. 314). Die freche und verlogene Phrase „(⋯) die vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit zu sehen ist (⋯)“ ist die unannehmbare Formulierung, die jedem zum zweiten Mal bespeit, der wegen Steck um seine körperliche Unversehrtheit fürchten mußte. Auf die gleiche kastrierte Un-Art wird dann selbstverständlich auch noch Hugo Dingler erwähnt.

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  228. Christian Thiel, Philosophie der Mathematik, S. 16f. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1995.

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  229. Ich möchte hier keinesfalls erneut die „Bieberbach“-Publikationsgeschichte neu schreiben, sondern nur einige andere Akzente setzen.

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  230. HANS HOFER, S. 45.

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  231. S. 6, 5. Mai 1934.

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  232. 40, 1934, S. 236-243.

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  233. Jahresberichte der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 34 (1934), 2. Abt. 1-3.

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  234. H. J. Fischer, Völkische Bedingtheit von Mathematik und Naturwissenschaften, 422-426, in: Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft 3 (1937/38), S. 424.

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  235. Deutsche Zukunft, Sonntag, 13. Mai 1934, S. 15.

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  236. 10. Jahrgang, Nr. 18, S. 235-237.

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  237. Berlin, Nr. 55, S.4, 10. VII. 1934.

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  238. Vol. 1, No. 1-4, November 1937. Herausgeber Stanley Hall.

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  239. Bieberbachs Antisemitismus ging mindestens bis 1940. Vgl. LUDWIG BIEBERBACH, Die Unternehmungen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse, S. 23-29, in: Wesen und Aufgaben der Akademie. Vier Vorträge von Th. Vahlen, E. Heymann, L. Bieberbach und H. Grapow. Preussische Akademie der Wissenschaften. Vorträge und Schriften. Heft 1. Berlin: Walter de Gruyter & Co. 1940. Bieberbach referierte, daß unter Prof. Geppert die Schriftleitungen des Jahrbuchs über die Fortschritte der Mathematik und das Zentralblatt der Mathematik zusammengelegt und die Arbeit mit fünf Mathematikern und einigem Büropersonal erledigt werde. Auch zur Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften, einem Organ des Verbandes der Deutschen Akademien bestünde „Beziehungen“. Sie beginne in zweiter Auflage zu erscheinen: „Natürlich hat es zu allen Zeiten Leute gegeben, denen es ein Dorn im Auge war, daß deutscher Fleiß und deutsche Führung seit einem halben Jahrhundert im Jahrbuch ein für die gesamte Wissenschaft unentbehrliches Werkzeug schufen, und eine sonst nirgends erreichte Leistung vollbrachten. Neuerdings hat sich dieser Neid unter der Führung einiger Emigranten zu dem Plan eines Konkurrenzunternehmens verdichtet, das von jüdischem Geld getragen sein Erscheinen begonnen hat. Daß die deutsche Arbeit mangelhaft gewesen sei, haben nicht einmal die Emigranten und Juden behaupten können. Aber daß Emigranten an der Spitze stehen und jüdisches Geld das Unternehmen finanziert, erläutert wohl statt vieler Worte die Motive der Neugründung hinreichend.“ Und dann erwähnt er noch die Arbeiten zur Geschichte des Fixsternhimmels, Systematik der Biologie, den Atlas des Deutschen Lebensraumes, die Leibnizausgabe und die Neuausgabe der Schriften des Kopernikus, wo Fritz Kubach mit der Herausgabe belohnt wird. Eine kleine Nebenbemerkung: Unterschätzt wird die Möglichkeit, daß eitle geltungssüchtige Fatzkes wie Bieberbach persönliche Animositäten — wie seine Abscheu vor dem Denkstil und Person Landaus — die nur sehr, sehr am Rande mit seinem Judentum zu tun haben dürfte — und Eifersucht auf dessen guten Ruf wegen der Skrupulosität seiner Arbeit—zum Weltanschauungsstreit hochstilisieren konnten. Bieberbach wollte eine Art Mandarin im Nationalsozialismus sein, er wollte weniger tatsächlich herrschen denn großartig repräsentieren und wäre am liebsten, vermute ich, jeden Tag mit der Amtskette eines Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft um den Hals im Mathematischen Seminar herumgelaufen, hätte Hof gehalten und wäre im Ministerium jeden Tag ein-und ausgegangen, um dem Minister Rust seine Direktiven zu diktieren. Aber die Möchtegern-Führer des Führers waren schlecht gelitten: ihre Eitelkeit, und darin trafen sich Heidegger, Vahlen, Bieberbach und viele andere, wurden von den NS-eigenen „Goldfasanen“ wie Rosenberg und Himmler als Konkurrenz gesehen, die auf nichts gegründet war, denn in Rassefragen kannten sich Ahnenerbe und andere besser aus als Bieberbach, Vahlen, Dingler, Müller oder Steck. Bieberbachs unbeabsichtigte Nebenfolgen wie die „Einstufung“ Hilberts aber verscherzten ihm in der mathematischen Gemeinschaft jeden Kredit. Und als er sah, daß er damit nicht länger an der Spitze der mathematischen Gemeinschaft marschierte, Ämter niederlegen mußte, Reputation einbüßte, machte Bieberbach stante pede kehrt und ging in sich. Und büßte seinen Judasverrat Huberts mit der Begutachtung von Scholzens Institut in Münster ab. Ich bin auch der festen Überzeugung, daß er Lukasiewicz und andere retten wollte, aber schlichtweg Angst vor den SS-Paladinen hatte. Ohne Rückhalt bei den Mathematikern konnte er schlecht seinen Mund in der Akademie aufmachen: er war zwischen die Fronten geraten. Als Diplomat und Wissenschaftsorganisator war Bieberbach eine Niete

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  240. Zitiert nach J. J. SYLVESTER, The Study that Knows Nothing of Observation, 1869.

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  241. Und auch insofern ist dies etwas anderes als die von LEWIS CARROLL in „Das Spiel der Logik“ (Köln: Tropen Verlag 1988) benutzten „Judenbeispiele“ (S. 57f., 82, 87, 90, 97 u.a.), die auch heute niemanden mehr zu stören scheinen, nicht einmal den Herausgeber Paul Good.

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  242. Max Steck findet in seiner Rezension der Bieberbachschen „völkischen Verwurzelung der Wissenschaft“ (1940), daß die Anwendung der Jaenschschen Typenlehre auf einige große Mathematikerpersönlichkeiten sich als „außerordentlich wertvoll“ erwiesen habe (Geistige Arbeit, Heft 4, 20. Februar 1941, S. 4). Dabei sehe Bieberbach die Grenzen der „Methoden der Integrationstypologie“: „Ihre Durchdringung mit den wissenschaftlichen Ergebnissen der Rassepsychologie ist zu fordern.“ Er sieht diesen Vortrag Bieberbachs zusammen mit seinen beiden anderen „Persönlichkeitsstruktur und mathematisches Schaffen“ (1934) und Stilarten mathematischen Schaffens“ (1934) und wünscht sich vom Berliner Ordinarius ein größeres Werk darüber. Aber Bieberbach freut sich keineswegs für diese Besprechung.

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  243. Breslau: F. Hirt 1933.

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  244. Geistige Arbeit, Nr. 9, 5. Mai 1934.

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  245. Interview, in: Dilemma— Zeitung des Instituts für Soziologie, 23. Juli 1996, Nr. 9.

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  246. The American Journal of Psychology, S. 1–22, Vol. 1, No. 1-4, 1937.

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  247. S. 22.

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  248. Beiheft 2 zur Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde. Herausgegeben von Otto Klemm und Philipp Lersch. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1939.

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  249. Felix Klein, Über Arithmetisierung der Mathematik, 1895.

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  250. Achte Auflage 1944 (Erstauflage 1914). Leipzig: S. Hirzel. Der deutschen Wissenschaft gewidmet. 25.000 Vorbestellungen, da Auflagen von 1940 und 1941 ausverkauft: die Druckauflage befriedigt wg. Papiermangel nur die Hälfte der Vorbestellungen.

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  251. MAX PLANCK, Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, S. 172, in: Friedrich Everling und Adolf Günther (Hrsg.), Der Kaiser. Wie er war—wie er ist. Berlin: Traditionsverlag Kolk 1934.

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  252. Wenier Heisenberg an Max Born, 2. Juni 1933, zitiert nach HELMUTH ALBRECHT (Hrsg.), Max Planck: Mein Besuch bei Hitler. Anmerkungen zum Wert einer historischen Quelle, S. 41-63, in: HELMUTH ALBRECHT (Hrsg.), Naturwissenschaft und Technik in der Geschichte. Stuttgart: GNT 1993.

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  253. Max Planck an Max von Laue, 17. November 1937, Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, V, Abt. a, Rep. 11 Planck, Nr. 1121.

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  254. (vgl Jürgen Renn, Giuseppe Castagnetti, Simone Rieger, Adolf von Harnack und Max Planck. Preprint 113. Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Berlin 1999. Dort auch die angegebene Literatur).

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  255. Ausgabe Luftwelt 10 S. 363.

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  256. S. 196, in: HARTMUT PETZOLD, Moderne Rechenkünstler. Die Industrialisierung der Rechentechnik in Deutschland. München: C.H. Beck Verlag 1992.

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  257. HANS-HEINRICH PARDEY, FAZ, 22. Juni 1990, S. 39.

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  258. S. 334, in: HERBERT MEHRTENS, Angewandte Mathematik und Anwendungen der Mathematik im nationalsozialistischen Deutschland, Geschichte und Gesellschaft (Göttingen) 12. Jahrgang, (1986) Heft 3, S. 317-347.

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  259. S. 334 f, vgl. Fußnote 189.

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  260. Vgl. S. 338 ff. in: HERBERT MEHRTENS, Angewandte Mathematik und Anwendungen der Mathematik im nationalsozialistischen Deutschland, Geschichte und Gesellschaft (Göttingen) 12. Jahrgang, (1986) Heft 3, S. 317-347.

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  261. J. Goebbels, Tagebücher, Teil II, Band 8, S. 295. München:Verlag K.G. Saur. — Zur neueren Forschung von Mathematik und Industrie im NS vgl. jetzt Moritz Epple und Volker Remmert, „Eine ungeahnte Synthese zwischen reiner und angewandter Mathematik“ Kriegsrelevante mathematische Forschung in Deutschland während des zweiten Weltkrieges, S. 258-295, in: Doris Kaufmann (Hrsg.): Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Bestandsaufnahme und Perspektiven der Forschung. Erster Band (von zwei Bänden). Göttingen: Wallstein Verlag 2001.

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  262. KARL-HEINZ LUDWIG, Technik und Ingenieure im Dritten Reich. Düsseldorf: Droste 1974. Darin heißt es: „Die Beteiligung vom RFR finanzierter Wissenschaftler am deutschen Fernraketenprojekt steht andererseits außer Zweifel.“ Die Forschung ist noch immer auf diesem Stand und fast keinen Schritt weiter.

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  263. MONIKA RENNEBERG, Zur Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Hamburger Universität im „Dritten Reich“, S. 1051-1074, in: Eckart Krause, Ludwig Huber, Holger Fischer (Hrsg.), Hochschulalltag im „Dritten Reich“. Die Hamburger Universität 1933-1945. Teil III. Berlin: Dietrich Reimer Verlag 1991; auch CHRISTOPH MAAS, Das Mathematische Seminar der Hamburger Universität in der Zeit des Nationalsozialismus, S. 1075-1095, ebenda oder MONIKA RENNEBERG, Die Physik und die physikalischen Institute an der Hamburger Universität im „Dritten Reich“, S. 1097-1118, ebenda, tragen leider nicht zu einer Klärung bei — wie es die bisherige gesamte Forschungsliteratur nicht macht.

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  264. Norbert Schappacher und Martin Kneser, Fachverband — Institut — Staat, S. 1–82, hier S. 72f., in: Gerd Fischer et al. (Hrsg.), Ein Jahrhundert Mathematik 1890-1990. Vieweg: Wiesbaden 1990.

    Chapter  Google Scholar 

  265. Auch Mehrtens (1996) Angaben zu W. Osenberg sind aufgrund der wohl unübersichtlichen Quellenlage fragmentarisch. Es fehlt—und das wäre doch eine Voraussetzung jeder mathematikhistorischen Arbeit — jede Statistik darüber, wieviel Mathematiker an welchen Orten beschäftigt waren und wieviel Prozent für welchen Zweck und für wen arbeiteten, wieviele sich im Schuldienst betätigten, wieviele an der Front waren und was der Fragen mehr sind. Da stehen wir noch ganz am Anfang. Ohne diese Daten aber von „Selbstmobilisierung der Wissenschaft“ zu sprechen und dann die immergleichen Zitaten von 8 bis 10 Mathematikern zu zitieren, halte ich für sehr gewagt.

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  266. Das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach hat die in seinem Besitz befindlichen Teile des Nachlasses von Wilhelm Süss dem Universitätsarchiv Freiburg 1996 zur Verwahrung übergeben. „Leider fehlen große Teile der Korrespondenz, ohne daß sicher ist, wo diese verblieben sind. Der Bestand ist derzeit noch weitgehend unerschlossen. (⋯) Es sind sehr wohl Korrespondenzen von Süss mit Osenberg vorhanden, aber nicht im Zusammenhang mit Peenemün-de.“ (Dr. Dieter Speck vom Universitätsarchiv Freiburg 22.1.1997). Das Archiv sollte im Laufe des Jahres 1999 erschlossen sein. Vgl. VOLKER REMMERT, Griff aus dem Elfenbeinturm. Mathematik, Macht und Nationalsozialismus: das Beispiel Freiburg. Mitteilungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 3/1999 (Stuttgart: B. G. Teubner).

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  267. Vgl. MEHRTENS 1996, p. 116.

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  268. BA Koblenz, Reichsforschungsrat R26 III/120; es handelt sich um eine Abgabe der Library of Congres, ca. 600 Bde. In der Regel Forschungsberichte und Korrespondenz, geordnet nach „Publication Board Files“. — „Wie aus einem Verhörprotokoll der Amerikaner vom Juni / Juli 1945 hervorgeht, wurde Osenbergs Originalkartei wohl von ihm selbst nach Tirol verlagert. Eine Zweitausfertigung wurde von den Amerikanern erobert und wird in dem Protokoll auch beschrieben. Nach Aussagen zuverlässiger amerikanischer Stellen kamen alle Osenberg Unterlagen zurück an das Bundesarchiv in Koblenz. Dort gibt es unter der Signatur R 26 II, I, 2 (Nr. 8-28) den Verweis auf eine Kartei.“ (Dr. Birgit Schlegel vom 14.11.1995 an den Autor). Es fragt sich nur, wo die ausgelagerte Originalkartei verblieben ist. Das mir vorliegende Verzeichnis bezieht sich nicht auf das Original.

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  269. Auszug aus „Findbuch“ des Bundesarchivs Koblenz, wahrscheinlich aus einem Manuskript K. Zierolds.

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  270. Kurt Zierold, Forschungsförderung in drei Epochen. Deutsche Forschungsgemeinschaft. Geschichte, Arbeitsweise, Kommentar. Wiesbaden: 1968, S. 248f.

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  271. Zitiert nach HERBERT MEHRTENS, Kollaborationsverhältnisse: Natur-und Technikwissenschaften im NS-Staat und ihre Historie, S. 13-32, hier S. 28, in: Christoph Meinel, Peter Vos-winckel (Hrsg.), Medizin, Naturwissenschaft, Technik und Nationalsozialismus. Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Stuttgart: Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik 1994. Süß war von 1928 bis 1934 Privatdozent in Greifswald. Man sollte m.E. untersuchen, inwieweit er sich womöglich der schweren Krankheit des o. Prof. Karl Reinhardt bedient hat, um in dieser Zeit sich einen Lehrstuhl zu verschaffen. Das „Staatsbegräbnis“ ist eine Absage an die Freiheit der Mathematik und fester Wille zur Verquickung von Wissenschaft und Staat.

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  272. Über diesen wichtigen Mann und sein einschneidendes Projekt im Nationalsozialismus gibt es fast keine Literatur, die seiner Bedeutung und der seines Amtes entspricht: Vgl. seinen Lebenslauf in „Catalogus Professorum 1831-1981, Band 2, S. 222, Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover. Stuttgart: Kohlhammer 1981, aber besonders: BIRGIT SCHLEGEL, Das „Büro Osenberg“ in Lindau, S. 152-156, in: diesselbe, Lindau. Geschichte eines Flek-kens im nördlichen Eichsfeld. 37115 Duderstadt: Verlag Mecke Druck 1995, dagegen apologetisch: Hannoversche Allgemeine vom 19. April 1967. Professor Dr.-Ing. Werner Osenberg von der TH Hannover, von 1941-45 Leiter des Vierjahresplaninstituts für Fertigungsverfahren begleitete den Kriegseinsatz der Geisteswissenschaftler mit einem Kriegseinsatz der Naturwissenschaftler und Techniker. Er forderte die Freistellung von 645 Forschern und 1300 wissenschaftliche Fachkräfte vom Wehrdienst zur Wiedereinstellung, uk-Stellung, und die Einstellung in Projekte. Wie bekam er Gelder, mit welchen Ministerien und Parteiamtstellen verhandelte er? War die DFG mit von der Partie? Wer wurde ausgesucht? Wie wurde er kontrolliert? Alles unbeantwortete Fragen. Aber dieser größte Kriegseinsatz von deutschen Forschern erfordert vielleicht doch noch Klarheit.

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  273. S. 140f., in: Manfred Bornemann, Geheimprojekt Mittelbau. Vom zentralen Öllager des Deutschen Reiches zur größten Raketenfabrik im Zweiten Weltkrieg. 2. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Bonn: Bernard & Graefe Verlag 1994.

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  274. Bundesarchiv Koblenz, R 26 III Reichsforschungsrat.

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  275. S. 242, in: DAVID IRVING, Die Geheimwaffen des Dritten Reiches. Gütersloh: Sigbert Mohn 1965. Ich zitiere den Holocaust-Leugner David Irving nicht gerne, aber ich habe den zitierten Brief in keiner anderen Quelle gefunden.

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  276. vgl. S. 32f., LINDA HUNT, Secret Agenda. The United States Government, Nazi Scientists, and Project Paperclip, 1945 to 1990. New York: St. Martin’s Press 1991.

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  277. vgl. O. Kienzle und W. OSENBERG, Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (darin auf S. 185 etwas zur Osenberg-Aktion), in: Festschrift „125 Jahre Technische Hochschule Hannover 1831-1956“.

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  278. Zum Begriff der Peripheren vgl. ERNST GRüNFELD, Die Peripheren. Ein Kapitel Soziologie. N.V. Noord-Hollandsche Uitgevers Mij, Amsterdam 1939.

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  279. S. 81, Konrad Zuse, Der Computer — Mein Lebenswerk. Berlin: Springer 1986. 249–268

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Menzler-Trott, E. (2001). Der Kampf um eine „Deutsche Logik“ von 1940 bis 1945 Ein Streit unter „Fach-Fremden“?. In: Gentzens Problem. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-8325-2_4

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