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Bonobos pp 57–98Cite as

Birkhäuser

Im Herzen Afrikas

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Zusammenfassung

Da die Mercatorprojektion die Dimensionen der nördlichen Hemisphäre stark übertreibt, sieht die Republik Kongo auf unseren Karten wie ein Land mittlerer Größe aus. Aber der Kongo ist riesig: etwa so groß wie die Vereinigten Staaten östlich des Mississippi oder wie ganz Westeuropa ohne die skandinavischen Länder. Das Land hat jedoch nur rund vierzig Millionen Einwohner, von denen vierzig Prozent in städtischen Regionen leben. Fast achtzig Prozent des Kongo sind bewaldet. Früher als Belgisch-Kongo bekannt, entspricht der größte Teil des Landes noch immer dem Bild, das von seinem Kolonialnamen hervorgerufen wird: das schwarze, ungezähmte Herz Afrikas.

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Anmerkungen

  1. Über das Für und Wider von Anfüttern wird noch immer intensiv diskutiert (Asquith, 1989). Bei den beiden erfolgreichsten Langzeitprojekten mit wilden Schimpansen -demjenigen von Jane Goodall und demjenigen von Toshisada Nishida, beide in Tansania — wurden begrenzte Mengen Bananen oder Zuckerrohr ausgelegt (anfangs führte das Anfüttern mit großen Mengen zu Auseinandersetzungen). In jüngerer Zeit haben Wissenschaftler sich die Mühe gemacht, Schimpansen ohne Anfüttern zu habituieren. Das dauert zwar länger, aber es lohnt sich; ein erstklassiges Beispiel dafür ist das Projekt von Christophe Boesch im Tai-Nationalpark an der Elfenbeinküste. Beim Aufbau der Bonobo-forschung im Lomakowald ist ebenfalls auf Anfüttern verzichtet worden (siehe oben, Seiten 62–64; bei Fruth [1995, 37f.] findet sich eine Beschreibung der Habituationstechnik). Obgleich es dieser Forschungsstation in der Vergangenheit an Kontinuität mangelte, könnte sie zu einer weiteren Station werden, die ohne Anfüttern erfolgreich arbeitet. Das wäre um so wichtiger, weil Lomako, wenn auch nicht mehr unberührt, so doch abgelegener ist als Wamba und die Tiere hier weniger gestört werden (Thompson-Handler u. a., 1995).

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  2. Neben jungen Duckern (Cephalophus spp.) essen die Bonobos von Lomako auch gelegentlich erwachsene Ducker (Hohmann und Fruth, 1993). Da diese Waldantilopen bis zu zehn Kilogramm wiegen können, handelt es sich bei ihnen um relativ große Beutetiere, im gleichen Gewichtsbereich wie die Colobusaffen, die Schimpansen erbeuten.

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  3. Beobachtungen an wilden (Sugiyama, 1988; Boesch, 1991) wie an gefangenen Schimpansen (de Waal, 1994) zeigen, daß das Potential für Bündnisse zwischen Frauen bei dieser Art eindeutig vorhanden ist. Nach Parish (1996a) werden Frauenbündnisse bei Schimpansen durch die ökologischen Gegebenheiten eingeschränkt.

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  4. Über häufiges Grooming zwischen den Geschlechtern berichten Badrian und Badrian (1984b, 335f-), Kano (1992, 190) wie auch Thompson-Handler (1990). Obwohl dabei sicherlich ein gewisser Prozentsatz auf Mutter-Sohn-Kombinationen entfällt (Furuichi und Ihobe, 1994), ist das Groomingniveau auch nach Abzug der — aus Kanos Daten bekannten — Verwandtschaftsdyaden hoch. Was männliche Bindungen angeht, so ist interessant, daß nach Untersuchung der Badrians die längste Groomingsitzung, die über zwei Stunden dauerte, zwischen zwei erwachsenen Männern stattfand. Ähnlich zeigen Kanos Daten, daß die Männer in Wamba einander länger groomen als die Frauen.

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  5. In der Tabelle unten sind die Gesamtzahl der identifizierten Individuen (N) in der am besten bekannten Bonobogemeinschaft sowie das Verhältnis von adulten männlichen zu adulten weiblichen Bonobos (M;W) angegeben. Ein Überblick über die Größe der Gemeinschaften und Gruppen bei Bonobos findet sich bei van Eisacker u. a. (1995).

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  6. Die Verluste, die große Menschenaffen durch Raubtiere erleiden, galten lange als unbedeutend, bis in neuerer Zeit Berichte von Löwen- und Leopardenjagden auf Schimpansen die Runde machten (zum Beispiel Boesch, 1991). Die Tatsache, daß Schimpansen und Bonobos jede Nacht Nester bauen, um nicht auf dem Boden zu schlafen, deutet darauf hin, daß nächtlich jagende Raubtiere eine ernsthafte Gefahr sein könnten.

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  7. Kano (1992), 193

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  8. Kano (1992, 176) berichtet von feindlichen Begegnungen an der Futterstelle in Wamba, wobei nur 3,4 Prozent auf Auseinandersetzungen zwischen einem adulten oder adoles-zenten weiblichen Bonobo und einer anderen Bonobofrau entfielen; überwiegend waren Männer sowohl Angreifer als auch Ziel von Angriffen. Kämpfe zwischen Bonobofrauen “waren viel heftiger als Kämpfe zwischen anderen Dyaden, obgleich nicht so häufig”. Furuichi (1989, 194) bemerkt dazu: “Diese Tendenzen spiegeln möglicherweise die auf Konkurrenz ausgerichtete Natur der Beziehungen zwischen nichtverwandten Frauen wider.”

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  9. Kano (1992, 183f.) beschreibt den Rangtausch zwischen Koguma und Ude und erklärt dazu: “Eine starke Mutter (...) kompliziert die Situation. Ihr Sohn erreicht eine unvernünftig hohe Position. Dieser gehobene Rang kann leerer Schein und ein temporäres Phänomen sein oder auch beibehalten werden. Interessanterweise können junge Söhne Fähigkeiten und Durchsetzungsvermögen ihrer Mütter offenbar sehr gut einschätzen, denn die Söhne niederrangiger Bonobofrauen benehmen sich keineswegs derart dreist und herausfordernd.” Dieses taktische Gespür spiegelt sich im Kampf zwischen Ten und Ibo wider, über den Furuichi (1992a) berichtet: Es war wohl kaum ein Zufall, daß Ten Ibo erst herausforderte, als Kame körperlich abgebaut hatte.

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  10. Ich beobachtete weibliche Dominanz zum erstenmal 1985 bei einem Folgebesuch im Zoo von San Diego. Ein Bonobomann, der während meiner früheren Besuche eine einzelne adulte Frau dominiert hatte, wurde nun mit zwei Frauen zusammengehalten, von denen die ältere eindeutig die Oberhand hatte. Wenn Futter ins Gehege geworfen wurde, suchte sich diese Frau die besten Stücke heraus, bevor der Mann auch nur in die Nähe des Futters kam. Man könnte argumentieren, das sei kein Beweis für die Dominanz der Frau. Vielleicht war der Mann nur tolerant und respektvoll. Doch diese Frau jagte den Mann auch gelegentlich; das Umgekehrte kam niemals vor. Derartige Merkmale — Priorität beim Fressen, Verjagen und Vermeidungsmuster — würde man bei irgendeiner anderen Individuenkombination (zum Beispiel unter Männern) ohne Zögern als Dominanz bezeichnen. Wenn weitere Untersuchungen nicht zeigen, daß männliche Bonobos unter bestimmten Umständen weibliche Bonobos kontrollieren können, würde ich den Schluß ziehen, daß einige der älteren Frauen im Zoo wie auch im Freiland allem Anschein nach im Rang deutlich über allen Männern stehen. Es ist zu hoffen, daß weitere Untersuchungen klären können, ob sich diese weibliche Dominanz auf Allianzen zwischen Frauen, auf männliche Hemmungen oder auf Seniorität gründet (weibliche Bonobos werden wahrscheinlich älter als männliche, wie Dyke u. a. [1995] auch für Schimpansen berichten).

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  11. Kano (1992), 188

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  12. Furuichi (1992a)

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  13. Bei den Schimpansen im Yerkes-Primatenforschungszentrum und den Bonobos im Zoo von San Diego wurden vier Arten unterschieden, wie pflanzliche Nahrung den Besitzer wechselte. Die Definitionen und Daten, die zeigen, daß toleranter Nahrungstransfer (das heißt spielerisches Nehmen und gemeinsames Fressen) bei Schimpansen häufiger war als bei Bonobos, sind in der Tabelle unten aufgelistet. Obgleich eine Analyse zeigt, daß die Unterschiede in allen untersuchten Kategorien aufgetreten sind, ist nicht ausgeschlossen, daß Bonobos in einigen speziellen Kategorien, wie den Beziehungen zwischen älteren Frauen, genauso tolerant oder sogar toleranter als Schimpansen sind.

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  14. In Wamba fehlen drei Bonobos beide Hoden. Wenn sich dafür auch verschiedene Erklärungen finden lassen, so können wir doch die Möglichkeit bösartiger Attacken, wie sie bei Schimpansen beobachtet worden sind, nicht ausschließen (de Waal, 1986; Goodall, 1992). Kano dokumentiert eine erstaunliche Reihe von physischen Anomalien bei Bonobos, von denen sich die meisten auf Wildererschlingen, Giftschlangen und ähnliches zurückführen lassen. Aber er bemerkt auch: “Es ist sicher, daß Männer verletzungsge-fährdeter sind als Frauen. Meist sind es Männer, die sich an innerartlichen Auseinandersetzungen beteiligen; sie neigen daher stärker zu ungestümen und akrobatischen Bewegungen. Aus diesem Grund sind sie stärker unfallgefährdet als Frauen” (Kano, 1984, 5).

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  15. Parish (im Druck) sammelte in Kolonien zoolebender Bonobos Berichte über kampfbedingte Verletzungen. Sie fand, daß alle Verletzungen von Frauen verursacht worden waren, die häufig gemeinsam Männer angriffen. Siehe auch das Interview mit Amy Parish auf Seiten 112–115.

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  16. Wrangham (1993), 71

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  17. Lange bevor sich die meisten von uns über die Bonoboevolution Gedanken zu machen begannen, stellte Kortlandt (1972, 15) die gleiche These auf: “Der Zwergschimpanse scheint eine recht junge sekundäre Anpassung an die periodisch überfluteten Sumpfwälder zwischen Kongo, Lualaba und Kasai zu sein, die im Süden von der Katangasenke mit ihren Seen und Sümpfen begrenzt werden. Auf die sekundäre Natur der Anpassungen dieser Art deuten ihre ‚gibbonartige’ Statur, ihre selektive Nahrungswahl und typisch nichtbaumlebende Elemente in ihrem Verhalten (beispielsweise Knöchelgang auf terrestrische Weise) hin.”

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  18. Ich spreche hier von “Mutterland”, weil die friedlicheren Beziehungen zwischen Bonobo-gemeinschaften vielleicht eine Folge weiblicher Dominanz sind. Es liegt wahrscheinlich immer im Interesse der Männer, Frauen der Gruppe davon abzuhalten, mit Männern außerhalb der Gruppe zu kopulieren. Diese Einschränkung liegt jedoch nicht im Interesse der Frauen, da es ihre Auswahl an geeigneten Geschlechtspartnern begrenzt. Als die Frauen erst einmal die Oberhand gewonnen hatten, haben die Männer möglicherweise die Kontrolle in diesem kritischen Punkt verloren. Wenn es regelmäßig zu Paarungen zwischen Männern und Frauen verschiedener Kommunen kommt, könnte dies die Konkurrenz unter Männern im Hinblick auf Territorien und die darin lebenden Frauen verringern. Erstens könnten einige ihrer Konkurrenten — die “feindlichen” Männer der Nachbarterritorien — ihre Brüder, Väter und Söhne sein. Zweitens sind keine riskanten Kämpfe um den Zugang zu den Nachbarsfrauen mehr nötig, falls es Gelegenheiten gibt, sie zu befruchten, wenn die Kommunen sich begegnen und mischen. Kurz gesagt, die sexuellen Beziehungen zwischen den Kommunen haben vielleicht einige der evolutionären Vorteile zunichte gemacht, die die Männer aus einer Kriegführung zwischen den Kommunen ziehen.

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de Waal, F. (1998). Im Herzen Afrikas. In: Bonobos. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-7807-4_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-7807-4_3

  • Publisher Name: Birkhäuser, Basel

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