Zusammenfassung
Die Idee, ein «natürliches» Haus zu bauen, ist so alt wie die Idee, dass wir in der Natur das Gute und Richtige finden. Die Natur als Vorbild ist gewiss nicht eine Spezialität der Architektur, sondern diese Idee zieht sich in Schüben immer wieder durch die verschiedensten Sparten des Kulturlebens, aber in der Architektur lässt sich die Idee ganz klar bis zu Vitruv zurückverfolgen, dessen «Zehn Bücher über Architektur», die zur Zeit des Kaisers Augustus verfasst wurden, zum «Evangelium der Renaissance-Architekten» wurden (Germann, 1980: 10). Vitruv schildert den Übergang des Menschen vom wilden und tierhaften zum friedfertigen und gesitteten Leben, der den Übergang von der Hütte zum Haus mit Fundamenten mit sich brachte (Abbildung 1). Den Holzbau begründete er damit, «dass von der Natur die Erzeugnisse an Bauholz in verschwenderischer Fülle hervorgebracht sind» (nach Germann). Vitruv leitet die Entstehung des steinernen Tempels aus der Holzkonstruktion her, erwähnte dabei, dass «die Alten nur das in die Ausführung ihrer steinernen Bauwerke übernommen haben, was von einer bestimmten Eigenart war und sich aus wirklichem Vorkommen in der Natur ableiten liess...». Er schildert auch, wie Kallimachos das korinthische Kapitell erfunden hat, nämlich indem er auf einem Friedhof beobachtet habe, wie eine Bärenidau-Wurzel zufällig unter einem beschwerten Korb hervor Blätter gebildet habe (Abbildung 2). Diese Szene ist in der späteren Architekturgeschichte immer wieder aufgetaucht, wenn es angebracht schien, den Naturbezug der klassischen Architektur zu bekräftigen.
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Literatur
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Thomas, C. (1996). Das «natürliche» Haus. In: Lesch, W. (eds) Naturbilder — Ökologische Kommunikation zwischen Ästhetik und Moral. Themenhefte Schwerpunktprogramm Umwelt. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-7768-8_13
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