Zusammenfassung
Im Herbst 1948 saß ich in Oppenheimers Arbeitszimmer, während diese Verse aus T.S. Eliots Mord im Dom in mir nachklangen. Wir waren acht junge Physiker, sechs Männer und zwei Frauen, die sich dieses Arbeitszimmer teilten, während die Bauleute so schnell wie möglich ein neues Gebäude fertigstellten, in dem jeder von uns ein eigenes Arbeitszimmer bekommen sollte. Von mir aus hätten die Bauleute nie fertig werden müssen. Es war viel gemütlicher und angenehmer in dem großen Zimmer, in dem wir zu acht um den großen, runden Tisch saßen, redeten und einander kennenlernten. Von Oppenheimer eingeladen, waren wir aus ganz verschiedenen Ländern alle an das Institute for Advanced Study gekommen, um bei ihm zu arbeiten. Wir waren jung und mit wenig Besitz belastet. Unsere paar Bücher und Notizen hatten auf dem Tisch leicht Platz. Es war ein Glück, daß Oppenheimer in Europa war und daher sein Arbeitszimmer nicht brauchte. So verbrachten wir sechs oder sieben Wochen damit, leicht beklommen auf seine Rückkehr zu warten. Die Wochen vergingen, seine Abwesenheit schien uns immer längere Schatten zu werfen, so wie die Gestalt des abwesenden Erzbischofs in der ersten Szene von Eliots Stück alles überschattet und seinen dramatischen Auftritt und die rasch hereinbrechende Tragödie vorbereitet.
Seven years and the summer is over.
Seven years since the Archbishop left us,
But it would not be well if he should return...
For us, the poor, there is no action,
But only to wait and to witness...
O Thomas Archbishop,
O Thomas our Lord, leave us and leave us be, in our humble and tarnished frame of existence, leave us; do not ask us
To stand to the doom on the house, the doom on the Archbishop, the doom on the world.
Sieben Jahr und der Sommer vergangen,
Sieben Jahr, seit der Hirt uns verlassen,
Der seiner Herde stets mild und hold war. —
Doch wär es nicht gut, wenn er wiederkäm...
Für uns, für die Armen, gibt’s kein Tun,
Nur warten und Zeugnis geben...
O Thomas, Erzbischof,
O Thomas, Erzhirt, verlaß uns und laß uns leben in unserer niedren, verwitterten Erdengestalt, verlaß uns und heiß uns nicht
Stehn dem Gericht übers Haus, dem Gericht übern Erzbischof, dem Gericht allüber die Welt!
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Litetatur
T.S. Eliot, Murder in the Cathedral (New York: Harcourt, Brace, 1935); Dt. Übers. Mord im Dom (Frankfurt, Suhrkamp, st 191, 1966).
W.H. Auden and Christopher Isherwood, The Ascent of F6 (London: Faber and Faber, 1936).
Oppenheimers Bemerkung über «technisch verlockende» Waffen findet sich auf S. 81 des Oppenheimer Transcripts.
Philip M. Stern, The Oppenheimer Case: Security on Trial (New York: Harper & Row, 1969) gibt eine vollständige und gut dokumentierte Geschichte der Oppenheimer Hearings.
George Herberts Sonett findet sich in seinem 1633 erschienenen Buch The Temple.
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Dyson, F. (1981). Die Besteigung des F6. In: Innenansichten. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6733-7_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6733-7_7
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