Zusammenfassung
»Der Sinn und Zweck der geschlechtlichen Vermehrung«, so Robert Trivers, »ist eines der größten Rätsel der Biologie.«1 Selbstverständlich drehte sich das Leben schon immer um das Thema Fortpflanzung und Vermehrung — lange bevor Darwin seine Theorien entwickelte. Lebewesen vermehren sich, indem sie (nicht unbedingt identische) Kopien ihrer selbst anfertigen. In der modernen Biologie wird die Vermehrung vor allem auf molekularer Ebene betrachtet: lebende Zellen kopieren ihre DNS und geben diese (in leicht modifizierter Form) an die nächste Zellgeneration weiter. Doch warum müssen an diesem Kopiervorgang, in dessen Verlauf ein neues Lebewesen entsteht, das jeweils den halben DNS-Satz der ursprünglichen Organismen besitzt, zwei Organismen beteiligt sein? Oberflächlich betrachtet, würde dieser Kopierprozeß doch viel wirksamer verlaufen, wenn der neue Organismus durch ungeschlechtliche Vorgänge entstünde — wie beispielsweise bei den Erdbeerpflanzen, die oberirdische Ausläufer ausbilden, an denen neue Pflanzen entstehen, die den kompletten Gensatz der »Mutterpflanze« besitzen. Aus welchen Gründen ist die geschlechtliche Vermehrung überhaupt entstanden, und wieso hat sie sich bis heute gehalten?
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Anmerkungen
Trivers, Robert: Social Evolution, Seite 315.
Diese besondere Form der ungeschlechtlichen Vermehrung bei höheren Blütenpflanzen, die von den Botanikern als Apomixis bezeichnet wird, bietet den betroffenen Pflanzen zwar den Vorteil, innerhalb kürzester Zeit eine hohe Individuenzahl zu bilden, hat aber auch einen gewaltigen Haken: Da die Pflanzen ihr Erbgut nicht austauschen können, findet keine genetische Rekombination mehr statt - d.h. die Pflanzen verarmen genetisch und enden irgendwann in einer Evolutionssackgasse. Dieses Schicksal der genetischen Verarmung droht potentiell allen Arten mit ausschließlich vegetativer Vermehrung (Anmerkung des Übersetzers).
Cherfas, Jeremy und Gribbin, John: The Redundant Male. Siehe Literaturverzeichnis.
Bei Tieren bezeichnet man die hier beschriebene Form der ungeschlechtlichen Vermehrung, bei der immer nur Weibchen entstehen, Parthenogenese oder Jungfernzeugung, ein nicht seltener Prozeß bei einigen Blattläusen und Wasserflöhen; jedoch werden gelegentlich auch Männchen gebildet, um geschlechtliche Vermehrung und somit auch die Rekombination der Gene zu gewährleisten (Anmerkung des Übersetzers).
Strenggenommen spricht man nur dann von einem Klon, wenn es sich um eine Gruppe von Individuen mit völlig identischem Genom handelt; im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff Klon aber auch synonym für ein Individuum verwendet, das die exakte genetische Kopie eines anderen Lebewesens ist. Da die Autoren gläubige Darwinisten sind, folgen sie diesem weiterentwickelten Sprachgebrauch.
Barash, David: Soziobiologie und Verhalten, Seite 214.
Daly, Martin, und Wilson, Margo: Sex, Evolution and Behavior, Seite 73.
Wissenschaftliche Details erfährt der interessierte Leser in folgendem Artikel: Clutton-Brock, T.H. Fortpflanzung beim Rothirsch. Kosten-Nutzen-Prinzip. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg, April 1984, Seite 114–121 (Anmerkung des Übersetzers).
Daly, Martin und Wilson, Margo: Sex, Evolution and Behavior, Seite 75.
Wilson, On Human Nature, Seite 132. Das folgende Zitat stammt auch aus dieser Quelle.
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Gribbin, J., Gribbin, M. (1993). Das Spiel der Geschlechter. In: Ein Prozent Vorteil. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6233-2_7
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