Zusammenfassung
Meine Jugend war von vielerlei Ungereimtheiten und Widersprüchen überschattet. In den Jahren des Chinesisch-Japanischen Krieges, der erst 1945 endete, als Japan von den Alliierten, insbesondere den USA, geschlagen worden war, lebte ich in Tschungking, der damaligen provisorischen Hauptstadt Chinas. Zu Hause hielt meine Mutter die konfuzianischen Tugenden der Mäßigung und des Verzeihens hoch und lehrte mich den taoistischen Grundsatz, das Leben in Liebe und Ergebenheit hinzunehmen. In der Schule dagegen wollte man mit aller Macht radikale Patrioten aus uns machen. Jeden Morgen mußten wir zunächst antreten und eine halbe Stunde lang gymnastische Übungen absolvieren, die der Körperertüchtigung dienten. In der verbleibenden halben Stunde vor dem Frühstück hielt unser Rektor bombastische Reden. Wir hätten unseren Willen zu stählen, um den Kampf um unser Überleben zu bestehen, verkündete er uns. Wer schwach sei, werde untergehen. Nur die Starken würden überleben. Stark müßten wir sein, und unsere Stärke galt es nicht durch schicksalsergebene Hinnahme des Lebens zu erwerben, wie meine Mutter sie uns vorlebte, sondern durch Haß.
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Hsü, K.J. (1990). Die Frage der Überlebenstüchtigkeit. In: Die letzten Jahre der Dinosaurier. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6171-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6171-7_1
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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