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Der Horizont weitet sich

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Dem Unendlichen auf der Spur
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Zusammenfassung

Seit dem tragischen Tode Giordano Brunos waren kaum zehn Jahre vergangen, als man eine sensationelle Entdeckung machte, die Bruno und seinem Vorbild Kopernikus recht geben sollte. Am 7. Januar 1610 richtete der schon damals berühmte Wissenschaftler Galileo Galilei sein neues Teleskop auf den Planeten Jupiter. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, daß der Planet von vier kleinen Objekten umgeben war, die er richtig als Trabanten erkannte, die ihr Muttergestirn umkreisten. Er benannte sie die Mediceischen Gestirne, zu Ehren der Medici-Familie, in deren Dienst zu treten er hoffte. Hier hatte man nun erstmals ein vollständiges Sonnensystem in Miniaturform — eine Schar kleiner Körper, die einen großen umkreist. Die heliozentrische Lehre, die damals noch keineswegs allgemein anerkannt war, wurde hierdurch indirekt bestärkt. Noch mehr Auftrieb erhielt sie, als Galilei entdeckte, daß die Venus, ein näher als die Erde an der Sonne gelegener Planet, ähnliche Phasen wie der Mond aufweist — ein überzeugender Beweis dafür, daß sie die Sonne und nicht die Erde umkreist.1 Als nächstes richtete er sein Teleskop auf den Mond und erblickte, was kein menschliches Auge je zuvor gesehen hatte — einen von Tälern und Bergen, von Ebenen und „Meeren“ durchzogenen Himmelskörper — kurz, eine unvollkommene Welt, die — unserer eigenen nicht unähnlich — der griechischen Vorstellung einer vollkommenen Kristallkugel überhaupt nicht entsprach. Zur Krönung seiner Untersuchungen wandte sich Galilei nun der Milchstraße zu, jenem diffusen Lichtstreifen am Himmel, der in dunklen, sternklaren Nächten beobachtet werden kann. Er stellte fest, daß sie aus zahllosen Sternen besteht, die mit bloßem Auge nicht wahrgenommen werden können. Aus der Tatsache jedoch, daß sein Teleskop noch nicht einmal die hellsten dieser Sterne vergrößern konnte, schloß er, daß ihre Entfernung sehr groß sein mußte — der erste direkte Hinweis darauf, daß das Universum viel größer war, als man je zuvor angenommen hatte. Wir können uns leicht vorstellen, in welche Aufregung der neu erschlossene, weite Raum ihn versetzte. In seinem Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme schrieb er folgendes: „Vermöge des Fernrohrs ist uns nun aber der Himmel dreißig- bis vierzigmal näher gerückt, als er dem Aristoteles war, so daß wir an ihm hundert Dinge unterscheiden können, von denen er nichts wußte... Deswegen können wir uns ein begründeteres Urteil über den Himmel und die Sonne bilden als Aristoteles.” Mit diesen einfachen Worten leitete Galilei eine neue Epoche ein — das Zeitalter des Teleskops.

Alles ist nur Teil eines gewaltigen Ganzen, dessen Körper die Natur und dessen Seele Gott ist.

Alexander Pope (1688–1744)

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© 1989 Springer Basel AG

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Maor, E. (1989). Der Horizont weitet sich. In: Dem Unendlichen auf der Spur. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6145-8_25

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