Zusammenfassung
Das Unendliche hat viele Gesichter. Der Laie stellt sich darunter oft eine Art „Zahl“ vor, die größer ist als alle anderen. Für manche primitiven Stämme beginnt das Unendliche schon bei drei, da alles, was darüber liegt, unter den Begriff „viel“ fällt und somit unzählbar ist. Für den Photographen ist „unendlich“ eine Entfernung von mehr als 10 Metern zwischen Kamera und Objekt, während für den Astronomen — oder besser gesagt, den Kosmologen — vielleicht nicht einmal das gesamte Universum groß genug ist, um das Unendliche zu umfassen. Denn auch heute wissen wir noch nicht, ob unser Weltall „offen“ oder „geschlossen“, begrenzt oder unbegrenzt ist. Der Künstler hat wiederum seine eigene Vorstellung vom Unendlichen. Van Gogh zum Beispiel dachte an eine weite, endlose Ebene, in der der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. In den abstrakten Ornamenten der Mauren hingegen ist das Unendliche in der unaufhörlichen Wiederholung eines einzigen Grundmotivs verwirklicht. Ferner gibt es den Philosophen, für den die Unendlichkeit gleichbedeutend ist mit der Ewigkeit, dem Göttlichen oder dem Allmächtigen selbst. Vor allem jedoch gehört das Unendliche in das Reich der Mathematik, denn dort ist dieser Begriff am tiefsten verwurzelt, dort wurde er geprägt und unzählige Male neu formuliert, dort feierte er schließlich seinen größten Triumph.
Denn weder gibt es beim Kleinen ja ein Kleinstes, sondern stets ein noch Kleineres — aber auch beim Großen gibt es immer ein Größeres.
Anaxagoras (ca. 500–428 v. Chr.)
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Literatur
Der Papyrus ist nach dem schottischen Ägyptologen A. Henry Rhind benannt, der ihn im Jahre 1858 erwarb. Er ist heute im Britischen Museum ausgestellt. Vergleiche dazu Arnold Buffum Chace: The Rhind Mathematical Papyrus. The National Council of Teachers of Mathematics, Reston, Virgina, 1979.
Von den Priestern) zur Gebrauchsschrift vereinfachte Form der Hieroglyphen (Anm. d. Ü.).
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Maor, E. (1989). Erste Schritte ins Unendliche. In: Dem Unendlichen auf der Spur. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6145-8_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6145-8_1
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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