Zusammenfassung
Ich bin krank und in der Zeit meiner Krankheit verändere ich mich. Es steigen meine Erwartungen und meine Ansprüche an den Arzt und an seine Praxis, an das Krankenhaus, an die Krankenkasse, an die sozialen Einrichtungen; sie sind in meiner ungewohnten Lage Orte der Hoffnung, von Versprechungen und auch Erfüllungen für mich. Durch Krankheit entschuldigt, löse ich mich ein wenig aus sozialen Einbindungen und Verpflichtungen. Ich werde mir selbst wichtiger. Die bereits in den Tagen der Antike wahrgenommene wechselseitige Abhängigkeit von Leib und Seele wird fühlbarer, undeutlich noch ahne ich ebenso, daß es um mich einsamer werden wird, bis ich an der Schwelle zum Tode endlich alles zurücklassen muß und von den sieben Tugenden mich allein Glaube, Liebe und Hoffnung weiter begleiten können, so ich sie mir bewahrt habe. In solchen ernsten Stunden des Lebens tut die Nähe eines vertrauten Menschen wohl, wie bei einem gemeinsamen Gang zum Bahnhof, auch wenn ich weiß, daß der Zug mit mir allein abfahren wird.
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Zur Literatur
Im vorliegenden Essay bildet eine erlebte Medizin den Hintergrund für Reflexionen auf eine anwen-dungsbezogene Ethik — oder deren Fehlen. Ich bitte mir nachzusehen, daß ich nicht in gewohnter Weise Text- und Literaturreferenz zusammengeführt habe. Die sehr umfangreiche Literatur ist vielfach in diesem Text verwoben, jeder Autor wird unschwer seine Gedanken wiederfinden. Wie nicht selten, gibt es auch in der Literatur zu diesem Thema kaum einen Gedanken, der nicht viele Male schon gedacht worden ist. Enttäuschende Wahrnehmungen im heutigen Alltag der Medizin lassen eine erneute Darstellung nützlich erscheinen.
Die nachstehenden Angaben sind ein kleiner Ausschnitt aus den Grundlagen, die auch an der Medizinischen Universität zu Lübeck für Unterricht und Weiterbildung in der medizinischen Ethik verwendet werden. Für die Anregung zu diesem Essay und die Begleitung bei seiner Abfassung danke ich Herrn Prof. Dr. phil. Dietrich v. Engelhardt, Direktor des Institutes für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der Medizinischen Universität zu Lübeck.
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Hansen, KJ. (1997). Elemente ethischer Leitlinien im Dasein als Patient (Erwartungen und Tugenden). In: v. Engelhardt, D. (eds) Ethik im Alltag der Medizin. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5711-6_20
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5711-6_20
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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Online ISBN: 978-3-0348-5711-6
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