Die Mosaikentwicklung der Merkmale

Zusammenfassung

Verschiedene Merkmale desselben Merkmalsträgers entwickeln sich unabhängig voneinander und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Dies föhrt zu einer Mosaikentwicklung der Merkmale und damit zu Mischformen, die wir als evolutive Bindeglieder zu interpretieren versucht sind. Solche Bindeglieder geben Anlaß zur Formulierung von Abstammungsaussagen und eigentlichen Vorfahrenverhältnissen. Dem Postulat eigentlicher Vorfahren fehlt allerdings die logische Grundlage. Der Vorfahre als biologisch relevante (monophyletische) Gruppe muß durch eine Spezialhomologie gekennzeichnet sein, welche ihrerseits die Merkmalsträger von einer direkten Vorfahrenrolle ausschließt. Fehlt eine solche Spezialhomologie, so scheint eine Vorfahrenrolle möglich, doch bleibt die biologische Relevanz der betroffenen Gruppe von Merkmalsträgern unklar. Auf die Feststellung eigentlicher Vorfahren und Abstammungsaussagen muß daher verzichtet werden. Alle monophyletischen Organismengruppen, einschließlich der fossilen, sind im dichotomen Verwandtschaftsschema terminal, am Ende von Verzweigungsstellen anzuordnen. Fossilien liefern uns nicht evolutive Zwischenformen und Ahnenreihen, Phänomene, die nicht beobachtbar sind, sondern sie liefern uns strukturelle Zwischenformen, die bei der Feststellung topographischer Homologie wichtig sind, und sie ermöglichen uns eine Detaillierung der Schwestergruppenverhältnisse.