Zusammenfassung
Unter den folgenden fünf Gesichtspunkten soll Bachofens Geschichtsauffassung, wie sie bisher dargestellt worden ist, noch einmal vergegenwärtigt und zusammengefaßt werden.
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Anmerkungen
I, 50.
IV, 9.
Gr. Reise, 55.
VI, 174.
X, 433 (an Meyer-Ochsner, Oktober 1869).
X, 33 (1.9.1843): „antiquitatis Studium, ad quod semper quasi ad aram et inviolabile templum confugio“.
X, 146 (an Meyer-Ochsner, 21.6.1856): „Im Ganzen aber habe ich mich mit den Todten besser unterhalten, und ich muß gestehn, ich würde sie auch jetzt noch nur ungerne an die Lebenden tauschen.“
Autobiographie, 323.
Vgl. I. Kap., Anm. 7 und Anm. 8.
F. D. Gerlach und J. J. Bachofen: Die Geschichte der Römer, Erster Band, erste Abtheilung, Basel 1851, S. III. — Das Zitat stammt aus dem von Gerlach verfaßten Vorwort, das die gemeinsame Position der beiden Autoren umreißt. Leider ist das Vorwort in den Ges. Werken nicht wieder abgedruckt.
Vgl. III, 1066.
Autobiographie, 337.
Autobiographie, 326.
Autobiographie, 337.
Autobiographie, 336f.
Autobiographie, 336.
Gr. Reise, 7.
Gr. Reise, 8, 12, 13.
Im Nachruf auf den verstorbenen Freund, den Altphilologen W. Th. Streuber, hat Bachofen viel von der eigenen Gefühlswelt mitgeteilt. Auch bei Streuber hebt er den Gegensatz zwischen den zunächst hohen wissenschaftlichen Erwartungen und der späteren Einsicht in die eigenen wie in die Grenzen der Wissenschaft besonders hervor (S. VIIIf.). Auch bei Streuber kommt es zur „Wende“; die Begeisterung für die wissenschaftlichen Ideale der neuen Altertumswissenschaft, wie sie in Berlin gelehrt wird, schlägt um in „Eckel und Abscheu“: „Mochte das specifische Berlinerthum dem zum ersten Male in die Welt hinausgetretenen Gelehrten als die wahre Verkörperung geistiger Weltanschauung erscheinen: so sah Er doch gar bald in ihm Nichts als die Schwächlichkeit ungesunder Verzärtelung“ (S. XIII).
Gemäß Semesterbericht: Sommersemester 1841: 3 Studenten, Wintersemester 1843/44: 4 Studenten, Sommersemester 1844: 2 Studenten. Vgl. J.G. Fuchs, a.a.O., S. 152f.
Vgl. Meuli in III, 1040.
Gr. Reise, 8.
Autobiographie, 336 f.
Vgl. Meuli in III, 1068.
Am 22.5.1850 schreibt er an Rudolf Ihering: „Die Nachricht von Ihrer aberma-ligen Verehlichung hat mich lebhaft bewegt... Könnte ich Ihnen nur von mir Ähnliches melden. Aber es will immer Nichts werden. Bachofen wird als Junggeselle sterben, daran zweifle ich jetzt nicht mehr“ (X, 102).
1865, als Fünfzigjähriger, heiratete Bachofen die um dreißig Jahre jüngere Louise Elisabeth Burckhardt. Die in der Bachofen-Literatur herumspukende Auffassung, es sei die Pietät gegenüber der Mutter gewesen, die es Bachofen, dem „Muttersohn“ und Entdecker des Mutterrechts, verboten habe, sich vor dem Tod der Mutter zu verheiraten, erweist sich gemäß der obigen Briefstelle als grundlos. Vgl. Bäumler, S. CCLXXXVIII: „Nur als Muttersohn ist Bachofen zu begreifen; aber auch nur als der Mutter Sohn. Wie das Gefühl leidenschaftlichster Pietät der herrschende Affekt seines Lebens war, der ihm auch verbot, sich vor der Mutter Tod zu vermählen, so bildet das Sohnesverhältnis den systematischen Mittelpunkt seines Werkes.“ Sogar Meuli setzt noch einen Akzent in diese Richtung, vgl. III, 1042.
Gr. Reise, 8.
Ebd.
In dem im Nachlaß aufbewahrten Reisenotizbuch der „Reise nach Rumelia“ (Arch.-Nr. 83), der Fortsetzung der Griechenlandreise, findet sich gleich am Anfang eine in mancher Hinsicht aufschlußreiche Stelle, die nachfolgend erst-mals mitgeteilt werden soll
„Nach den [?] Tagen eines mehrfach ansprechenden Aufenthaltes in der Hauptstadt [= Athen] ergriff mich eine unwiderstehliche Lust, in der Pracht des Maimonats [1851] die nördlichen Gegenden des jetzigen Griechenland zu besuchen. Das träge, schlechte Leben der Stadt ist mir so zuwider. Den Frieden und die Ruhe der Seele finde ich nur draußen. Hat auch mein Geist nöthig wie [?] ein unwiderstehliches Feuer, immer weiter zu dringen, so ist ihm die Ruhe der Seele doch noch höher. Der Friede Gottes spricht aus nichts so schön als aus der Natur. Wie passend für mich war das schöne Wort des Priesters in der Schloßkirche. ‚Friede sei mit Euch!’ so viel habe ich gewonnen, daß ich nun weiß, was jenes Wort zu bedeuten hat, und die Fülle der Göttlichkeit, die darin liegt. Der Friede Gottes ist höher als alle Vernunft. Mit dem Frieden ist der Schmerz wohl verträglich, ja oft dessen Quelle.
Als ich ein Knabe war Stach eine Biene mich, Mutter sah die Wunde Legt kühlende Erde drauf. Nun bin ich gebrochen Gebeugt vor Schmerzen das Haupt. O Mutter erbarme dich wieder, Leg’ bald die kühlende Erde darauf. Aber daneben denke ich nicht minder: der Pflug durchwühlt die Erde, Der Schmerz das Herz. Der Pflug macht die Erde fruchtbar Der Schmerz das Herz. die Freude zeugt Wonne, der Schmerz zeugt Pein. Nun ist der Schmerz meine Wonne Die Freude die Pein.
Solche und verwandte Gedanken beschäftigten mich den ersten Tag beinahe ausschließlich. Unter drückender Wärme ritt ich von Athen weg durch die so wenig bebaute, von kahlen Bergen umgebene wilde Attika“ (S. 1-3).
Es kann hier nicht um eine psychologische Ausdeutung dieser Stelle gehen. Aber auf drei Punkte dieses merkwürdigen Zeugnisses einer merkwürdigen Gefühlswelt soll wenigstens hingewiesen werden: 1. Die Stimmung der Krise und eines irgendwie selbstquälerischen Suchens nach Lebenshalt und-sinn ist auch hier offensichtlich. 2. Zugleich wird deutlich, nach welcher Richtung die Neuorientierung erfolgt, nämlich nach „innen“: Das Ziel liegt nicht mehr im äußeren Lebensbereich, sondern in der Verwirklichung des inneren Friedens und der „Ruhe der Seele“. 3. Der Weg zur eigenen, inneren Vervollkommnung führt durch Leiden und Entbehren: Der Schmerz ist die Quelle des inneren Friedens.
In solchen persönlichen Zeugnissen erkennt man die gefühlsmäßigen Grundlagen und die durch eine christlich-pietistische Lebenseinstellung gekennzeichneten subjektiven Voraussetzungen von Bachofens Geschichtswerk. Der Zusammenhang zwischen der persönlichen Lebenshaltung und dem wissenschaftlichen Werk ist im Falle Bachofens darum so eng, weil bei ihm das Geschichtsstudium selbst zum Lebensinhalt geworden ist.
Gr. Reise, 7.
Autobiographie, 319, 337.
Autobiographie, 324.
Autobiographie, 325.
Autobiographie, 336. Vgl. dazu die folgende Stelle aus dem Tagebuch der Griechenlandreise, S. 9: „Als mir so Schnee und Eis im offenen Schlitten das Ge-sicht zerschnitt, dachte ich, wie einst auf den Ruinen von Selinunt unter den heißen Sonnenstrahlen, an mein merkwürdiges inneres Schicksal, das außer Gott niemand kennt. Meine äußere Lage entsprach so sehr meiner innern.“
Autobiographie, 337.
I, 270.
Autobiographie, 340.
Autobiographie, 337.
Vgl. S. 159 ff.
Autobiographie, 319.
Streuber, VIf.
Vgl. dazu die früher (Kap. I, Anm. 42) bereits zitierte Stelle: „Wie ist es aber vollends möglich, der historischen Betrachtungsweise die Verachtung alles Höheren, das Verkennen jeder Art von Philosophie vorzuwerfen? Ist nicht gerade sie es, die in dem Endlichen eine Offenbarung des Unendlichen, in dem Irdischen eine allmählige Entwicklung zur Vollkommenheit sieht?“ (I, 20)
X, 292 (an Meyer-Ochsner, 29.10.1863).
Autobiographie, 320f.
Autobiographie, 338.
VII, 203.
Meuli schreibt: „‚Naturanschauung ‘besagt nicht nur, daß diese Urreligion von Erscheinungen der Natur bestimmt sei, sondern vindiziert ihr irgendwie wohl auch einen tieferen Wahrheitsgehalt...“ (III, 1088).
II, 58.
I, 338.
II, 24.
X, 117 (25.1.1851).
Gr. Reise, 8.
Das Tertullian-Zitat findet sich an folgenden Stellen: Gr. Reise, 8; Streuber, XXXV; X, 142f. (an F.C. von Savigny, 18.5.1855).
Streuber, XXXIV.
Streuber, XXXV.
Ebd.
Streuber, XXXIV.
X, 136 (an F.C. von Savigny, 16.8.1854).
X, 184 (an Meyer-Ochsner, 26.12.1858).
Streuber, XXVf.
X, 157 (an J.G. von Cotta, 11.2.1857).
Streuber, XXXV.
Vgl. das von Meuli beigebrachte Zeugnis, VII, 534: „Seit seiner Jugend hatte Bachofen die Gewohnheit täglicher Arbeit, die er gewöhnlich um 4 Uhr morgens begann.“
X, 143 (18.5.1855); vgl. auch Autobiographie, 340 und X, 184.
X, 142.
Streuber, XXIII.
I, 364.
X, 229, Anm. 1 (aus dem Nachlaß).
Streuber, XXXVIII.
VI, 434f.
VI, 438.
VI, 439.
Gr. Reise, 173.
Vgl. C. A. Bernoulli, Natursymbol, S. 574 (aus d. Nachlaß).
Autobiographie, 338.
VI, 432.
I, 270.
Autobiographie, 339.
VI, 411.
VI, 412.
Friedrich Meinecke: Die Entstehung des Historismus, hrsg. von C. Hinrichs, München 1965, S. 1.
Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen — Zweites Stück: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben; Werke, Kritische Gesamtausgabe, hrsg. von G. Colli und M. Montinari, Berlin 1967 ff., Bd. 111/1.
Im Vorwort schreibt Nietzsche: „Unzeitgemäß ist auch diese Betrachtung, weil ich etwas, worauf die Zeit mit Recht stolz ist, ihre historische Bildung, hier einmal als Schaden, Gebreste und Mangel der Zeit zu verstehen versuche, weil ich sogar glaube, daß wir Alle an einem verzehrenden historischen Fieber leiden und mindestens erkennen sollten, daß wir daran leiden“ (S. 242). Und: Das Leben der Gegenwart leidet „an der historischen Krankheit. Das Ubermaaß von Historie hat die plastische Kraft des Lebens angegriffen, es versteht nicht mehr, sich der Vergangenheit wie einer kräftigen Nahrung zu bedienen“ (S. 325). 82)I, 7.
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Cesana, A. (1983). Die Suche nach der Wahrheit in der Geschichte. In: Johann Jakob Bachofens Geschichtsdeutung. Basler Beiträge zur Philosophie und Ihrer Geschichte, vol 9. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5370-5_4
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