Zusammenfassung
Der Erfolg Kochs war der eigentliche Auftakt für zwei Jahrzehnte bedeutsamster Ergebnisse der damals noch jungen Wissenschaft der medizinischen Bakteriologie. Ausgestattet mit eigens entwickelten Methoden, eilte die Berliner Forschergruppe von Triumph zu Triumph. Der Entdeckung des Tuberkelbazillus folgte die Isolierung des Cholerakeims durch Koch selbst. Loeffler spürte den Diphtherieerreger auf. Emil Behring begann mit der Serum-Therapie. In Frankreich trug Louis Pasteur durch die Tollwutimpfung zu dieser Entwicklung maßgeblich bei. Unzählige Menschenleben mögen auf diese Weise gerettet worden sein. Doch ebenbürtig mit den bakteriologischen Resultaten stehen die Fortschritte der Hygiene da, wenn sie sich auch weit weniger spektakulär vollzogen. Erst sauberes Trink- und geklärtes Abwasser senkten die Ansteckungsgefahr durch Krankheitskeime, und die Lebensmittelhygiene verhütete mikrobiell bedingte Vergiftungen.
24. März 1882. Sitzung der Berliner Physiologischen Gesellschaft. Dr. Robert Koch vom Kaiserlichen Gesundheitsamt wird vortragen. Der knappe Titel »Über Tuberkulose« verspricht Neues über eine Krankheit, der bislang das vergebliche Bemühen führender Mediziner gilt. Ob Koch, der durch seine Studien zum Milzbrand und zur Bakteriologie einige Reputation genießt, den Schlüssel zur Erklärung des Geschehens gefunden hat?
Seine klaren Ausführungen überzeugen alle Anwesenden. Was er darlegt, klärt die Herkunft der Krankheit bis ins Einzelne: Tuberkelbazillen, zur Demonstration in Reinkultur gezüchtet und den Herren als Präparat vorgelegt, sind die Verursacher der Krankheit. Sie gilt es zu bekämpfen.
Die Resonanz auf den Vortrag ist überwältigend. Den jungen Teilnehmern, darunter den’später berühmten Bakteriologen Friedrich Loeffler und Paul Ehrlich, bleibt die denkwürdige Sitzung als das prägendste wissenschaftliche Ereignis im Gedächtnis. Die Fachblätter drucken den Vortrag nach. Doch auch die Öffentlichkeit reagiert überschwenglich. Die Zeitungen preisen die Leistung Robert Kochs als eine der Sternstunden der Medizin, ja der Menschheit. Verständlicherweise; zählt die Tuberkulose in jener Zeit doch zu den gefürchtetsten Seuchen, zu Recht als eine ihrer Geißeln apostrophiert und neben die Pest des Mittelalters gestellt. Auf ihr Konto kam im damaligen Deutschland jeder siebente Todesfall.
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Soyez, K. (1990). Gesund durch Bazillen?. In: Biotechnologie. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5237-1_4
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