Zusammenfassung
Auf dem Gebiet des Tiefbaues, dem uneingeschränkten Tätigkeitsfeld des Bauingenieurs, waren um die Wende des 18. und in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, eine Anzahl hervorragender Ingenieure tätig. Öffentliche Arbeiten großen Ausmaßes kamen zur Durchführung, worunter umfangreiche Flußkorrektionen, bei welchen sich vor allem Joh. Gottfried Tulla (1770–1828) einen Namen machte. Sein Lebenswerk war die große Rheinkorrektion. Der Strom war damals auf der Strecke zwischen Basel und Mainz in einem Zustand arger Verwilderung. Zahlreiche Arme, die dauernd ihr Bett verlegten, bewirkten Überschwemmungen und Versumpfung weiter Landstrecken. Tulla, der Mathematik, Bergbau und Maschinenwesen studiert, auch anläßlich einer Reise nach Paris an der dortigen «Ecole polytechnique» die neue darstellende Geometrie von Monge kennengelernt hatte, befaßte sich mit Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des Wasserbaues, mit der Geschwindigkeit des im natürlichen Flußbett fließenden Wassers, mit Faschinenbau, mit der Wirkung von Flußsperren und dergleichen.
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Literatur
Goethe hat an den durch Tulla geplanten und geleiteten Arbeiten, vor allem an der großen Rheinkorrektion, lebhaften Anteil genommen, und es ist überliefert, daß diese ihm Anregung boten für die Schlußszene des zweiten Teils des «Faust», wo der greise Held zum Ingenieur wird und in der Gewinnung von Kulturland aus Sumpf und seichtem Meeresstrand die Krönung seines Lebenswerks erblickt.
Wiebeking ist auch bekannt durch seine zahlreichen schönen Holzbrücken, vor allem in Bayern, und durch sein Werk «Beyträge zur Brückenbaukunde», München 1809 (vgl. P. Zucker, Die Brücke, Berlin 1921, S. 82ff.).
Vgl. hiezu De Marchi, Idraulica (Milano 1930), Vorwort.
De Sazilly, Sur un type de profil d’égale résistence proposé pour les murs des réservoirs d’eau, Ann. p. ch., Jahrg. 1853, 2. Sem., S. 191; Delocre, Sur la forme du profil à adopter pour les grands barrages en maçonnerie, Ann. p. ch., Jahrg. 1866, 2. Sem., S. 212.
H. Ritter, Die Berechnung von bogenförmigen Staumauern (Karlsruhe 1913).
Zwar wurde schon um 1800 in der Nähe von Hyderabad in Indien ein 805 m langer, 12 m hoher Gewölbereihendamm erbaut (vgl. Kelen, Die Staumauern, Berlin 1926, S. 209).
Antonio Filarete, Trattato dell’architettura, hrsg. von W. v. Oettingen, in Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik, neue Folge, Bd. III (Wien 1896), S. 517.
Hb. Ingw., Bd. 5: Tunnelbau, Geschichtliche Einleitung (Leipzig 1920).
P. D. Bazaine, Notice sur le tunnel de la Tamise, Ann. p. ch., Jahrg. 1833, 2. Sem., S. 345.
Der aus der Normandie stammende Marc Isambard Brunel (1769–1849) war Architekt, Bau- und Maschineningenieur. Er hatte in New York das Bowery-Theater und andere größere Gebäude geschaffen, als Bauingenieur befaßte er sich mit Kanal- und Brückenbauten, als Maschineningenieur konstruierte er u. a. neuartige Metallbearbeitungs- und Textilmaschinen. M.I. Brunel war der Vater des auf S. 213 erwähnten Eisenbahningenieurs J. K. Brunel, der beim Bau des Themsetunnels Mitarbeiter seines Vaters war.
Hb. Ingw., 5. Bd.: Tunnelbau, Geschichtliche Einleitung.
Vgl. oben, S. 174 und 214.
Vgl. Ann. p. ch., Jahrg. 1859, 1. Sem., S. 241; Cézanne beschreibt hier nicht ohne dramatische Anschaulichkeit die Schwierigkeiten der Arbeit, auch die körperlichen Beschwerden, die der Eintritt und der Aufenthalt in der Druckluftschleuse damals mit sich brachten: Ohrensausen und -schmerzen, vollkommensteDunkelheit, feuchte, stickige Luft, unerträgliche Hitze, bis zu 60° C und darüber.
Entgegen dieser Ansicht waren deutsche Professoren, wie Mohr, Müller-Breslau, Bauschinger u. a., der Meinung, daß das Studium der projektiven Geometrie eine unnötige Belastung bilde und daß die graphische Statik auch ohne diese gelehrt werden könne (vgl. Rühlmann, S. 475/476).
Gegründet 1854 (Bundesgesetz vom 7. Februar 1854); eröffnet 1855.
Schon 1725 hatte Varignon für gewisse Aufgaben (Zusammensetzung von Kräften) die Konstruktion von Kräfte- und Seilpolygon benützt. Durch Einführung der sogenannten «Culmannschen Schlußlinie» wurde der Anwendungsbereich der Methode enorm erweitert.
Kurz vorher hatte, außer dem bereits genannten Whipple, auch der russische Ingenieur D. J. Jourawski schon eine Methode zur Fachwerkberechnung gezeigt, die jedoch westeuropäischen Fachkreisen unbekannt blieb (vgl. Timoshenko, S. 186ff).
Heinzerling, Die Brücken der Gegenwart (Aachen 1873), I. Teil, Eiserne Brücken.
Ritter, Bd. II, S. 8. — Eine analoge Methode der «reziproken Figuren» war in England schon einige Jahre früher unabhängig durch J. C. Maxwell und W. P. Taylor aufgestellt worden, jedoch den festlandeuropäischen Ingenieuren unbekannt geblieben (vgl. Timoshenko, S. 202 ff.).
Nach W. Ritter (Der Brückenbau in den Vereinigten Staaten Amerikas, Reisebericht 1893) betrug dort noch in den neunziger Jahren die Gesamtlänge der hölzernen, mit eisernen Zuggliedern versehenen Howeschen Bahnbrücken etwa die Hälfte bis ein Drittel der Gesamtlänge aller eisernen Bahnbrücken.
Vgl. Heinzerling.
Die Berechnung der Sekundärspannungen, in Allgem. Bauzeitung 1881.
Ritter, Bd. II, S. 83.
Ritter, Bd. II, S. 68.
Hb. Ebb., S. 1.
Hb. Ebb., S. 14.
Zum Teil im Wortlaut abgedruckt in Hb. Ebb., S. 16 ff.
Hb. Ebb., S. 2i.
Koenen (Zur Entwicklungsgeschichte des Eisenbetons, Persönliche Erinnerungen, Bauing. 1921, S. 347f.) erzählt, wie Monier einst beim Besuch einer Baustelle sein Mißfallen über die nach seiner Ansicht sehr nachlässige (in Wirklichkeit aber richtige) Ausführung geäußert habe, weil die Arbeiter das Eisen «so sehr aus Plattenmitte» eingelegt hätten.
Hb. Ebb., S. 22 und 23.
Beschrieben in SBZ, Bd. XVII, Nr. 11, S. 66 f. (14. März 1891).
Hb. Ebb., S. 34 und 35.
Vgl. SBZ 1904, Bd. XLIV, Nr. 23 und 24.
Vgl. SBZ 1909, Bd. LIII, Nr. 7–10.
Schon einige Jahre vorher waren in Ungarn, im Zug der Strecke Fogaras-Kronstadt, zwei Eisenbahnbrücken in armiertem Beton mit einer Bogenspannweite von 36 bzw. 60 m erstellt worden, deren Verhalten die anfangs gehegten Befürchtungen, die Erschütterungen möchten den Verbund zwischen dem Eisen und dem Beton gefährden, widerlegten (vgl. SBZ vom 29. Mai 1909, S. 287.)
Armierter Beton, Jahrg. 1915, Nr. 7 ff. S. 149 ff.
Beton und Eisen, Jahrg. 1935, S. 214; Génie Civil, 21. Aug. 1937, S. 161 ff.
SBZ 1949, S. 434.
SBZ 1957, S. 119.
Génie Civil, Jahrg. 1935, 1. Sem., S. 125 ff. und S. 155 ff. (9. und 16. Februar 1935).
Vgl. M. Bill, Robert Maillart (Zürich 1949), S. 155 ff. — Ungefähr gleichzeitig kam auch der amerikanische Ingenieur C. A. P. Turner auf die Idee der «Pilzdecke» vgl. seinen Artikel The Mushroom System of Construction, in Western Architect 1908, S. 51.
Die frühesten Vorschläge für vorgespannten Beton gehen auf das vorige Jahrhundert zurück. So hat schon 1888 W. Döhring, Berlin, ein Patent angemeldet, das die Herstellung von rissefreien, vorgefertigten Betonteilen durch Einbetonieren gespannter Drähte vorsah. Weitere Versuche und Patentanmeldungen folgten in den nächsten Jahrzehnten in zahlreichen Ländern Europas und in den USA (vgl. Fritz Leonhardt, Spannbeton für die Praxis, Kap. 20: Geschichtliches).
Vgl. S. 60 und 128; Wasserradantrieb von Schöpfrädern und Rammen bei Perronet, vgl. S. 165.
Vgl. S. 215 f.
Vgl. S. 214.
Vgl. Kirby-Laurson, S. 256.
Ann. p. ch., 1859, 1. Sem., S. 241 ff.
Vgl. Kirby-Laurson, S. 71 f.
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Straub, H. (1964). Die Entwicklung der Ingenieurbaukunst im 19. Jahrhundert. In: Die Geschichte der Bauingenieurkunst. Wissenschaft und Kultur, vol 4 . Springer, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-4109-2_9
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