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Romannetzwerk und Genrearbeit

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Der Roman als Netzwerk
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Zusammenfassung

In diesem Kapitel wird argumentiert, dass die zeitgenössische Hinwendung zum Genre ein wichtiger Aspekt des zeitgenössischen Romans ist. Es wird argumentiert, dass der Realismus das bestimmende Merkmal jener Romane war, die das kulturelle Gütesiegel „der“ Roman besitzen, und dass die jüngste Hinwendung zum Genre in der literarischen Fiktion – im „Roman“ – am besten nicht nur in ästhetischer, sondern auch in politischer Hinsicht zu verstehen ist, da sie die Möglichkeit neuer literarischer Klassenbündnisse aufzeigt. Der Erfolg von Colson Whiteheads Roman The Underground Railroad in verschiedenen Kontexten von Preisen, Anerkennungen und Markterfolg zeigt, wie sich solche Bündnisse bilden können und wie sie am besten zu verstehen sind.

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Notes

  1. 1.

    2019 wurde Marlon James’ Black Leopard, Red Wolf, ein umfangreiches Fantasy-Epos, in die engere Auswahl für den National Book Award aufgenommen, gewann ihn aber nicht. Bereits 2007 wurde Junot Díaz’ The Brief Wondrous Life of Oscar Wao mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet; im selben Jahr gewann Michael Chabons The Yiddish Policemen’s Union, ein stark literarisch geprägter Roman mit beträchtlichen Genreelementen, mehrere Science-Fiction-Preise, konnte aber Chabons Pulitzer-Gewinn von 2001 für The Amazing Adventures of Kavalier and Clay nicht wiederholen.

  2. 2.

    Natürlich wird häufig der Versuch unternommen, eine Liste möglicher Merkmale aufzustellen. Günter Leypoldt zum Beispiel schlägt vor, dass der „literarische“ Roman durch „stylistic of formal innovations innovations that expand a novel’s aesthetic possibilities, a ‘privileged’ imagination or intellectual distinction resulting in ‘world-disclosing’ new visions, or an expressive representativeness that captures a cultural or historical moment or the way a culture thinks and feels about itself “, definiert wird (2018). Diese Kategorien sind natürlich mehr oder weniger selbst definierbar und schließen in der Tat nicht-„literarische“ Romanformen nicht aus, es sei denn, die Festlegung erfolgt von vornherein. So wird ein Roman von Jonathan Franzen, der möglicherweise keines der von Leypoldt genannten Kriterien erfüllt, aufgrund des bereits bestehenden Prestiges von Franzen als Schriftsteller wahrscheinlich immer noch literarisch sein, während ein Roman von G. R. R. Martin trotz der erfolgreichen Erfüllung aller aufgeführten Kriterien (nebenbei bemerkt: durch wessen Bestimmung?) nicht literarisch sein wird.

  3. 3.

    All dies wird etwas komplizierter – wenn auch nicht unüberwindbar –, wenn wir die beiden anderen großen Genres der Genreliteratur, den Kriminalroman und den Liebesroman, betrachten, die ja in ihrer Ontologie realistisch sind: Sie präsentieren nicht das Fantastische oder Unmögliche. Am Rande sei erwähnt, wie wichtig in diesem Zusammenhang die Idee des „magischen Realismus“ ist und die Art und Weise, wie Autoren in dieser Tradition (insbesondere Salman Rushdie und Gabriel García Marquéz; siehe Joshi 2018, S. 227) die Gipfel des literarischen Ruhmes und der Anerkennung erklimmen konnten. Alejo Carpentiers Beharren darauf, dass der magische Realismus eine besondere postkoloniale lateinamerikanische Realität einfängt, erhebt Anspruch auf eine Tradition des Realismus im Roman, die auch ein Anspruch auf Literarizität ist (siehe Carpentier 1995).

  4. 4.

    Dubey lehnt in ihrem Essay das Projekt ab, das der post-postmoderne Realismus nach Ansicht seiner Vertreter und Befürworter zu verkörpern scheint, erkennt aber die Gültigkeit der Behauptung an, dass es so etwas gibt.

  5. 5.

    Ich erweitere dieses Argument und die unten skizzierten Argumente über The Underground Railroad in meinem demnächst erscheinenden Utopian Pasts and Futures in the Contemporary Novel (Edinburgh University Press, 2023).

  6. 6.

    Leypoldt (2016) bietet ein Beispiel, auch wenn er es nicht als solches kennzeichnet, wenn er die Schwierigkeiten beschreibt, die die Teilnehmer von Oprah Winfreys Buchclub hatten, Toni Morrisons wirklich sehr komplexen Roman Paradise zu verstehen. Eine viel ausführlichere Argumentation zu diesem Punkt biete ich in Utopian Pasts and Futures in the Contemporary Novel.

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Lanzendörfer, T. (2023). Romannetzwerk und Genrearbeit. In: Lanzendörfer, T., Norrick-Rühl, C. (eds) Der Roman als Netzwerk. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-35372-7_5

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  • Publisher Name: Springer, Cham

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