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Stimmen aus dem Ausland: Thomas Mann, Karl Kraus, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Irmgard Keun, Heinz Paechter

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Unruhige Stimmen
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Zusammenfassung

Anders als Thomas Manns Radiosendungen aus den USA erreichte das gedruckte Wort der meisten anderen Exilanten das ,Reich‘ nur selten. Ernst Blochs Essay „Der Nazi und das Unsägliche“ steht im Zentrum der Diskussion um das gedruckte Wort, als Abhandlung über die Suche nach einer angemessenen Form der Auseinandersetzung mit dem Faschismus. Blochs Überlegungen werden dann im Hinblick auf Karl Kraus (Dritte Walpurgisnacht), Bertolt Brecht (Furcht und Elend des Dritten Reiches, „Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit“), Irmgard Keun (Nach Mitternacht) und Hans Paechters Lexikon Nazi-Deutsch, das in den USA geschrieben und später von amerikanischen Control Officers bei der Aktion zur „Entnazifizierung der deutschen Sprache“ eingesetzt wurde, ausgeführt. Diese Autoren zeigen nicht nur die von Bloch aufgezeigten Probleme, sondern sind auch gute Beispiele für die Gattungen Dokumentation, Satire, Fiktion, Dramaturgie und Lexikographie.

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Notes

  1. 1.

    Die folgenden Zitate stammen aus diesem Band.

  2. 2.

    In diese Kategorie fällt natürlich auch Kraus, insbesondere sein Drama über den Ersten Weltkrieg, Die letzten Tage der Menschheit.

  3. 3.

    Eine vollständige Liste findet sich in Kraus 1989, S. 352–358.

  4. 4.

    Ein weiterer prominenter Fall, wenn auch erst 1934, war Edgar Julius Jung, von Papens Redenschreiber, der als erster in der „Nacht der langen Messer“ am 30. Juni 1934 getötet wurde.

  5. 5.

    Zwei neuere englische Übersetzungen sind Kraus 2015, 2016.

  6. 6.

    Kraus 1989. Die Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe, und wenn nicht anders angegeben, sind die Zitate aus dem 1934 veröffentlichten Text.

  7. 7.

    Zu Sternbergers Kommentar zu dem zeitgenössischen Gebrauch dieses Sprichworts siehe Kap. 7.

  8. 8.

    Etwas problematisch scheint es, dass Kraus der Versuchung nicht widerstehen konnte, die doppelte Bedeutung von ‚Verband‘ hier als Verband und Bandage auszunutzen, um das Bild eines Verbandes zu erzeugen, der eine Wunde bedeckt („Die Zuziehung (und […] Anlegung) des Verbandes“).

  9. 9.

    Timms (2005, S. 523 f.) sieht in Kraus einen Angriff auf „eine Wucherung doppelzüngiger Diskurse“, die aus „einer Konvergenz dreier Ideologien bestehen: reaktionärer Nationalismus, liberaler Journalismus und visionärer Expressionismus“.

  10. 10.

    Echtbürtigkeit, die in der nationalsozialistischen Ideologie im Gegensatz zur Außenbürtigkeit steht, scheint hier auf den Sprachpurismus als kleineres Übel anzuspielen, einen Diskurs, in dem „bloße“ Wörter und nicht Menschen das Ziel sind.

  11. 11.

    Von Polenz (1999, S. 97) verwendet die Begriffe in seiner Diskussion über Nicht-Text-Medien, insbesondere über das Radio und seine Rolle bei der Ablenkung von sozialen Themen.

  12. 12.

    „Vom Ablaut“ (10. September 1936). Vgl. Dodd 2013, S. 86 f.

  13. 13.

    Eine „Reichsfachschaft“ (RFF) regelte die Mitgliedschaft und die Praktiken eines Berufsstandes, von Künstlern bis zu Hebammen. Zum Beispiel innerhalb der Reichskammer des Films die Reichsfachschaft Film, die 1933 von Carl Auen geleitet wurde.

  14. 14.

    Hiermit wird diese Neuprägung als Beispiel für sprachspielerische Subversion des hegemonialen Diskurses hervorgehoben.

  15. 15.

    Stehsärge. Gemeint sind die winzigen dunklen Arrestzellen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, vgl. die Drohung des SS-Mannes mit dem „Bunker“ in der Szene „Moorsoldaten“, die im KZ Esterwegen spielt, in Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches (Werke, Bd. 4, S. 453). Max Abrahams Bericht über die Internierung in Oranienburg (2003, S. 137) bezieht sich auf in die Erde gegrabene Zellen.

  16. 16.

    Ich folge hier den Anmerkungen der Herausgeber: Brecht 1988–, Bd. 4, S. 523–544. Die Seitenangaben im folgenden Text beziehen sich auf diesen Band.

  17. 17.

    „Der Spitzel“ wurde im September 1941 im Moskauer Komsomol-Theater vor einem Publikum aufgeführt, das darin vermutlich eine transponierte Dramatisierung seiner eigenen Alltagswirklichkeit erkannte, indem es den Spitzel durch den Stukatch ersetzte.

  18. 18.

    Vermutlich eine Anspielung auf die Vorwürfe der homosexuellen Verführung der Jugend unter führenden SA-Männern (darunter Ernst Röhm) nach den politischen Morden vom 30. Juni 1934.

  19. 19.

    Brecht 1988–, Bd. 22, S. 74–89. Die Seitenzahlen im Text folgen dieser Ausgabe. Für eine englische Übersetzung siehe Brecht 1948.

  20. 20.

    Brecht 1988–, Bd. 22, S. 89–96.

  21. 21.

    Hier sei an Brechts oben zitiertes Beispiel des Tabakhandels erinnert als unscheinbaren Topos beim Schreiben der Wahrheit und die Frage aufgeworfen, ob die Parallele durch Zufall zu erklären wäre.

  22. 22.

    Häntschel (2001, S. 78, 84) beschreibt Sanna als „weder dumm noch naiv“, mit „pragmatischer Intelligenz und scharfer Beobachtungsgabe“, mit Misstrauen gegenüber der älteren Generation, aber auch mit Ehrgeiz, dem Wunsch nach einem besseren Leben und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Sie stellt in Sannas Äußerungen auch depressive Züge und eine „schizoide“ Mentalität fest.

  23. 23.

    Das heißt, leitende Angestellte der SS und der Polizei (WJD).

Literatur

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Dodd, W.J. (2023). Stimmen aus dem Ausland: Thomas Mann, Karl Kraus, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Irmgard Keun, Heinz Paechter. In: Unruhige Stimmen. Springer VS, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-16284-8_4

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