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Ernst Machs Bedeutung für die Herausbildung einer naturwissenschaftlichen Psychologie – Zur Geschichte eines Missverständnisses

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Ernst Mach – Zu Leben, Werk und Wirkung

Part of the book series: Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis ((WIENER KREIS,volume 29))

Zusammenfassung

Die Bedeutung von Ernst Machs Beiträgen zur Analyse der Empfindungen für die Frühgeschichte der naturwissenschaftlichen Psychologie ist kaum zu überschätzen: Schließlich ist es die Rezeption des Empiriokritizismus gewesen, die dem Wundtschen Methodendualismus, demzufolge die Psychologie der einfachen psychischen Funktionen als Teil der Naturwissenschaften, die Psychologie der höheren psychischen Leistungen aber als Teil der Geisteswissenschaften zu behandeln sei, ein Ende bereiten sollte. Allerdings lässt sich zeigen, dass diese Mach-Rezeption von allem Anfang mit einem Missverständnis belastet war: Machs Rekonstruktion des cartesianischen Dualismus als ein – wenn auch aus dem Prinzip der Denkökonomie begreiflicher – Irrtum wurde nicht einfach nur verkannt, sondern geradezu in Umkehrung seiner Position zur Legitimation einer dualistischen, letztlich durch und durch in Substanzbegriffen fundierten positivistischen Psychologie herangezogen.

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Notes

  1. 1.

    Weil das in der Psychologie-üblichen Lesart der Fechnerschen Psychophysik zumeist nicht klar genug dargestellt wird, sei hier auf die Zirkularität des ganzen Ansatzes verwiesen: Die Gültigkeit des „psychophysischen Grundgesetzes“ ist bereits vorausgesetzt, wenn wir indirekt über die Reizstärke die Empfindungsstärke „messen“. Aber ohne den aus dem physischen Maß hergeleiteten Maßstab und ohne Anleitung, wie man ihn an das zu Messende anlegen soll, ist dieses Grundgesetz selbst empirisch nicht aufzufinden (Sommer 1987, S. 56).

  2. 2.

    Sie ist gleichzeitig eine Engführung, insofern qua Abstraktion die unmittelbare Erfahrung bis auf Merkmale aus wenigen Sorten – Merkmale die durch intermomentane und intersubjektive Messbarkeit sowie selektive Variierbarkeit für Experiment und statistische Verarbeitung optimal geeignet sind – ‚abgeschliffen‘ wird (vgl. Schmitz 2012, S. 21).

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Benetka, G., Slunecko, T. (2019). Ernst Machs Bedeutung für die Herausbildung einer naturwissenschaftlichen Psychologie – Zur Geschichte eines Missverständnisses. In: Stadler, F. (eds) Ernst Mach – Zu Leben, Werk und Wirkung. Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, vol 29. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-030-03772-7_6

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