Zusammenfassung
Die Schlüsse, die man aus einem ersten epileptischen Anfall ziehen kann, sind vielfältig. Handelte es sich um einen Gelegenheitsanfall, so ist das Risiko eines erneuten Anfalls bei Meiden der Provokationsfaktoren (z.B. Schlafmangel, Fieber, prokonvulsive Medikation) gering. Ein Gelegenheitsanfall ist ein provozierter Anfall bei Menschen, die nicht an Epilepsie leiden. Neben allgemeinen Provokationsfaktoren (s.o.) kann auch eine akute zerebrale Erkrankung einen solchen Anfall auslösen. Als provozierte Anfälle bezeichnet man hingegen epileptische Anfälle, die bei Menschen mit Epilepsie oder Disposition zu Epilepsie im Rahmen der oben genannten Provokationsumstände auftreten. Dabei ist ein Anfallsrezidiv auch bei Meiden der Provokation nicht ganz auszuschließen, da diese Patienten auch zur Manifestation unprovozierter Anfälle neigen. Tritt unprovoziert ein erster epileptischer Anfall auf, dann muss man annehmen, dass der Patient an einer beginnenden Epilepsie leidet. Allein für Grand mal ist die Rezidivrate der nächsten Jahre nur 50%, sodass nicht immer sofort eine prophylaktische Therapie begonnen wird. Zu beachten ist, dass nicht immer derjenige epileptische Anfall, der den Patienten erstmals zu einer ärztlichen Untersuchung führt, der erste Anfall des Betroffenen ist. Eine genaue Anamnese ist notwendig, um die Diagnose einer bereits bestehenden Epilepsie nicht zu versäumen.
Nachdruck aus Deutsches Ärzteblatt 2001; 98:A1331–1334, mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Ärzteverlages
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9 Der erste epileptische Anfall im Erwachsenenalter
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Bauer, J. (2006). Der erste epileptische Anfall im Erwachsenenalter. In: Mobilität und Epilepsie. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/3-7985-1624-3_9
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