Auszug
Einst, als die Irrlehre vom „Subjekt“ verbreitet wurde, erfand der bekannte Poet Sigmund Freud den Slogan: „ES muss ICH werden.“ Die darauf aufbauende Industrie gedieh prächtig. Doch wäre in einer Gegenwart, die durch männlichen Narzissmus und Machtlust unwohnbar geworden ist, nicht das Gegenteil die bessere Therapie: „ICH muss ES werden“? Wirklich moderne Poeten gehen davon aus. So auch Oskar Pastior, der große Randbewohner der Sprachreiche: Am Montag las er in der Alten Schmiede, wo der 1927 in Hermannstadt Geborene, 1969 aus der rumänischen Diktatur nach Berlin Verwehte vor Jahren mit seinen Poetik-Vorlesungen Furore gemacht hatte (nachzulesen in den manuskripten 1995). Das Hören des Genitivs heißt sein neuer Gedichtband (Hanser), „weil sich im Genitivgewusel die Jahrhundertfrage Subjekt-Objekt am häufigsten ein Schnippchen schlägt“.
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(2007). Ein Pionier im Gewusel des Genitivs: Oskar Pastior. In: Reichensperger, R. (eds) Rire. Edition Transfer. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/3-211-37763-8_29
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