Der Mensch in der Selbstorganisation pp 71-84 | Cite as
Netzwerke brauchen Hierarchie. Warum Unternehmen weiterhin Hierarchien brauchen und was sie von der Frauenbewegung, von Don Corleone und vom Taoismus lernen können
Zusammenfassung
Die digitale Transformation markiert einen grundlegenden Umbruch für Wirtschaft und Gesellschaft. Mit der Entstehung des Internets haben sich die Geschwindigkeit des Wandels und vor allem die globalen Vernetzungsmöglichkeiten drastisch erhöht. Folgt man Manuel Castells, befinden wir uns in einem Netzwerkzeitalter. Angesichts dieser neuen Herausforderungen sind viele Unternehmen gegenwärtig auf der Suche nach neuen Organisationsformen. Der alte Bauplan des bürokratischen, hierarchischen Unternehmens scheint zunehmend an Bedeutung zu verlieren. „Netzwerk schlägt Hierarchie“ lautet daher die aktuelle Devise. Der vorliegende Beitrag geht davon aus, dass die Hierarchie jedoch noch lange nicht ausgedient hat. Im gegenwärtigen Netzwerk-Hype wird völlig außer Acht gelassen, dass Netzwerke auch in der hierarchisch geprägten Vergangenheit immer schon bedeutsam waren, wie wir auf der Grundlage der Organisationsforschung und der historischen Forschung herausarbeiten. Der Beitrag plädiert dafür, Netzwerk und Hierarchie nicht dualistisch im Sinne eines Entweder-oder als zwei Gegensätze, sondern dialektisch im Sinne eines Sowohl-als-auch, als zwei sich wechselseitig bedingende Spannungspole zu betrachten. Dies erfordert ein dynamisches Verständnis von Hierarchie und Netzwerk.
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