Abstract
Der Beitrag rekonstruiert am Beispiel einer Passage einer Notenkonferenz aus einem Beruflichen Gymnasium, wie schulische Selektion im kollegialen Austausch prozessiert wird. Aufgegriffen werden dafür einerseits organisationssoziologische Befunde zu den Begründungsmustern von Lehrkräften bei Übergangsentscheidungen und andererseits Befunde zur Bedeutung der Aufrechterhaltung einer professionellen Fassade in kollektiven Settings der Leistungsbewertung. Notenkonferenzen werden dabei aus organisationstheoretischer Perspektive zugleich als Ort kollektiver Aushandlungen und der Koordination schulischer Verfahrensweisen betrachtet. Gezeigt werden kann so, wie im Diskursverlauf organisations- und professionsbezogene Logiken aktualisiert und miteinander vermittelt und so kollektive Orientierungen und Begründungen der Prozessierung schulischer Selektion entwickelt werden. Die Befunde werden anhand der diesen Prozess strukturierenden Merkmale abschließend als „Cooling Out“-Prozess (Goffman 1952, Clark 1960) eingeordnet.
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Maier, M. (2016). Die Prozessierung schulischer Selektion. In: Maier, M. (eds) Organisation und Bildung. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 58. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10888-5_8
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